Diese Wanderorden sind nicht zu verwechseln mit Orden, die wie Wandertrophäen von einem Träger zum nächsten Wandern. Vielmehr sind es Orden für die Teilnahme an einer Wanderung ähnlich den Stocknägeln. Besonders in den 1970er und 1980er Jahren waren die Wanderabzeichen, die sich mit Anstecknadeln an der Kleidung befestigen ließen sehr beliebte Mitbringsel vom beliebten Volkssport des Wanderns. Eine ausgesprochen schöne Wanderorden-Reihe umfasst mehrere dreidimensional figürliche und szenische Märchenmotive aus Grimms Märchen wie Rumpelstilzchen am Feuer, dem Wolf im Bett der Großmutter aus Rotkäppchen, oder dem Zwerg mit eingeklemmtem Bart aus Schneeweißchen und Rosenrot. Ein besonders seltenes szenisches Motiv ist das der Frau Holle, das mindestens auf das Jahr 1980 – vermutlich sogar früher datiert.
Märchen-Wanderorden – Frau Holle 1980 / Aichtal-Volkswanderung
Mit 12,5 cm Höhe ist dieser Wanderorden von Frau Holle ein sehr stattlicher Behang für jede Wanderjacke. Der mit einer Anstecknadel an der Kleidung zu befestigende Orden, bringt einiges an Gewicht mit. Er ist innerhalb der Märchen-Serie das größte Abzeichen, was vor allem an der Eule und dem Raben auf dem individualisierbaren oberen Schild liegt, die nach oben hinaus ragen. Mit fünf Kettengliedern auf jeder Seite ist das Schild mit dem eigentlichen Orden verbunden.
Die figürliche und dreidimensional ausgearbeitete Szene aus dem Märchen Frau Holle zeigt diese beim Ausschütteln ihrer Bettdecke vom Fenster ihres Hauses aus. Frau Holle ist als Großmutter mit Brille, Bluse und Haube dargestellt, die eine karierte Decke schüttelt. Rot, Weiß und Gelb sind die Farben ihrer Kolorierung. Unter sich hat die Märchengestalt eine eingeschneite Dorflandschaft, auf die aus ihrer Bettdecke heraus weiterer Schnee rieselt. Unterhalb des Bildes gibt eine silbrige Banderole den Namen des Märchens „Frau Holle“ wieder. Oben auf dem Fenster der Frau Holle sitzt ein Vogel, der aber nicht der Hahn aus dem Märchen ist. Die Orden der Märchenserie sind insgesamt sehr aufwändig und deutlich detailreicher als viele andere Wandermedaillen gearbeitet.
Weitere Wanderorden gleicher Machart sind für die Märchen „Hänsel und Gretel“, „Der Wolf und die Sieben Geißlein“, „Schneeweißchen und Rosenrot“, „Rotkäppchen“ und „Rumpelstilzchen“ belegt. Neben der sehr detailreich und figürlichen Serie gibt es eine Durchmischung mit Märchenmotiven aus vermutlich anderer Herstellung, die weniger Bildtiefe, andere Ketten zur Aufhängungen oder nur eine anstelle von zwei Ösen haben. Dazu gehören beispielsweise „Die Siebenmeilenstiefel“, „Der gestiefelte Kater“, „Aschenputtel“, „Schneewittchen“ und „Dornröschen“. Die Märchenabzeichen wurden vermutlich in den 1970er Jahren geschaffen und kamen für verschiedene Wanderungen als Orden zum Einsatz. Hierzu gehörte die jährliche „IVV Wanderung TV 1921 Orscholz“ (1976), die „Internationalen Wandertage Wolfertschwenden“ in den 1970ern und 1980ern, sowie der „Internationale Wandertag Schnaitsee“ (1976) und die „Internationalen Wandertage Camberg-Würges“ Anfang der 1980er. Die Kolorierungen können dabei jeweils voneinander abweichen. Das Frau Holle Motiv ist bisher nur für die Aichtal-Volkswanderung Holzgerlingen belegt, wo der Orden im Jahr 1980 verliehen wurde. Es ist jedoch anzunehmen, dass auch dieser Orden in mehreren Varianten existierte. Über Künstler und Hersteller der Orden ist nichts bekannt. Die Märchen-Wanderorden haben einen geschätzten Sammlerwert von jeweils rund 10-25 Euro.
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Wenn es schneit, dann schüttelt Frau Holle ihre Betten aus!
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