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Forschung & Sammlung

Frau Holle (aus Hessen)

Eine weitere hessische Variante des Märchenmotivs der Frau Holle findet sich in den Anmerkungen zu den Kinder und Hausmärchen der Brüder Grimm. Hierin tritt eine Nixe in der Rolle der guten Haushälterin auf und die fleißige Tochter wird zwar beschenkt, darf aber nicht bleiben. Auch die Faule wird belohnt und lediglich mit minderwertigeren Geschenken gestraft.


Märchen aus dem Hessischen (Grimm, 1856)

Es war eine Frau, die liebte nur ihre rechte und gar nicht ihre Stieftochter, die doch ein gutes frommes Mädchen war; sie hielt es immer hart und suchte es los zu werden.

Eines Tags setzte sie beide an einen Brunnen, da sollten sie spinnen, „wer mir aber den Rocken hinabfallen läßt, den werf ich hinter drein“. So sprach sie und band ihrer Tochter den Rocken fest, der Stieftochter aber ganz lose. Kaum hat diese ein bischen gesponnen, fällt ihr der Rocken hinab, und die Stiefmutter ist unbarmherzig genug und wirft sie hinab.

Sie fällt tief hinunter, kommt in einen herrlichen Garten und in ein Haus, wo niemand ist: in der Küche will die Suppe überlaufen, will der Braten eben verbrennen und der Kuchen im Backofen eben schwarz werden. Sie setzt die Suppe geschwind ab, gießt Wasser zum Braten und nimmt den Kuchen heraus und richtet an: so hungrig sie aber ist, nimmt sie doch nichts davon außer ein paar Krümchen, die beim Anrichten vom Kuchen herabgefallen waren.

Darauf kommt eine Nixe mit furchtbaren Haaren, die gewiß in einem Jahr nicht gekämmt waren, und verlangt sie solle sie kämmen, aber nicht rupfen und nicht ein einzig Haar ausziehen, welches sie endlich mit vielem Geschick zu Stande bringt. Nun sagt die Nixe, sie wolle sie gern bei sich behalten, sie könne aber nicht, weil sie die paar Krumen gegessen habe; doch schenkt sie ihr einen Ring und andere Sachen, wenn sie den Nachts drehe, wolle sie zu ihr kommen.

Die andere Tochter soll nun auch zu der Nixe, und wird in den Brunnen geworfen; sie macht aber alles verkehrt, bezähmt ihren Hunger nicht, und kommt dafür mit schlechten Geschenken zurück.


Textgeschichte & Einordnung

Als fünfte Variante ihres Märchens „Frau Holle“ führen die Gebrüder Grimm die oben stehende Erzählung in den Anmerkungen zu ihren Hausmärchen auf. Die namentlich nicht genannte Frau Holle tritt hier wie bei Bretanos Märchen vom Murmelthier als Nixe auf. Die Brunnenfrau ist jedoch gutherzig und möchte das Mädchen gerne behalten und ihm eine Festanstellung geben. Dass dies aufgrund der entwendeten Kuchenkrümel nicht geht, erinnert an Benedikte Nauberts Erzählung „Der kurze Mantel“.


Frau Holle Text des Märchens:

Gebrüder Grimm, Kinder- und Haus-Märchen. Band 3 (1856), Anmerkungen zu den einzelnen Märchen, S.40-44, Nr. 24, Lizenz: gemeinfrei


Wenn es schneit, dann schüttelt Frau Holle ihre Betten aus!


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