Hinter dem kuriosen Begriff des „Schuhputzboy„, der einem auf Kleinanzeigenportalen immer wieder mal begegnet, steckt eine historische Bezeichnung, die heute kaum noch geläufig ist. Das auch als „Schuhputzknecht“ bekannte Schuhputzgerät ist ein praktisches Möbelstück oder Hilfsgerät, das vor allem dazu dient, das regelmäßige Putzen von Schuhen zu erleichtern. Es wurde im späten 19. Jahrhundert in Europa populär und wird auch heute noch in Haushalten, Geschäften und Dienstleistungsunternehmen verwendet. Der Schuhputzboy dient nicht nur zur Unterstützung bei der Pflege von Schuhen, sondern auch zur Aufbewahrung von Schuhpflegeutensilien wie Bürsten, Schuhcreme und Tüchern.
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Aufbau und Funktion des Schuhputzboys
In seiner klassischen Form besteht der Schuhputzboy aus einem stabilen Holz- oder Metallrahmen, auf dem ein kleiner Tritt oder eine Vorrichtung angebracht ist, auf die der Schuh abgestellt werden kann. Dies ermöglicht dem Anwender, die Schuhe in einer bequemen Haltung zu polieren und reinigen, ohne sich stark bücken zu müssen. Viele Modelle sind zusätzlich mit kleinen Fächern oder Schubladen ausgestattet, um die verschiedenen Pflegemittel direkt griffbereit zu haben. Einige Varianten verfügen sogar über eine integrierte Sitzfläche, sodass der Nutzer beim Polieren komfortabel sitzen kann. Moderne Versionen des Schuhputzboys, die in Schuhputzsalons oder Hotels verwendet werden, verfügen mitunter über elektrische Poliermaschinen oder rotierende Bürsten, die den Schuhputzvorgang beschleunigen und vereinfachen. Solche Modelle sind häufig aus Kunststoff oder Edelstahl gefertigt und arbeiten mit unterschiedlichen Bürstentypen für verschiedene Schuhmaterialien, wie Leder oder Wildleder.
Namensherkunft und Geschichte
Der Ursprung des Schuhputzboys liegt im 19. Jahrhundert, als das regelmäßige Reinigen und Polieren von Schuhen als Zeichen von Status und Wohlstand galt. Besonders im viktorianischen England war der Schuhputz ein fester Bestandteil der Alltagsroutine, und das Gerät fand bald Einzug in viele Haushalte. In gehobenen Kreisen gehörte es zum guten Ton, stets perfekt gepflegte Schuhe zu tragen, weshalb die Nachfrage nach Schuhpflegehilfen stieg. Der Name Schuhputzboy leitet sich von dem englischen Wort „boy“ ab, das in früheren Zeiten oft für junge männliche Diener oder Hilfskräfte verwendet wurde. Im 19. und frühen 20. Jahrhundert war es üblich, dass in gehobenen Haushalten oder öffentlichen Einrichtungen junge Dienstjungen, sogenannte „Bootboys“, für das Putzen und Pflegen von Schuhen verantwortlich waren. Diese Praxis fand nicht nur in Großbritannien, sondern auch in anderen Teilen Europas und Nordamerikas Verbreitung. Der englische Begriff „Boy“ in Verbindung mit einer Tätigkeit deutete somit ebenso wie der deutsche Begriff „Knecht“ auf eine Person hin, die eine niedrigere Dienstposition innehatte, und wurde im Laufe der Zeit auf verschiedene Hilfsgeräte übertragen, die diese Arbeiten erleichtern sollten. So entstand die Bezeichnung „Schuhputzboy“ oder „Schuhputzknecht“ für ein Möbelstück oder Gerät, das die Aufgabe des Schuhputzens unterstützt oder vereinfacht. Der Name spiegelt also die frühere gesellschaftliche Praxis wider, Schuhputzdienste von jungen Bediensteten ausführen zu lassen, und hat sich im Sprachgebrauch auch für das dazugehörige Hilfsmittel etabliert. Mit der Industrialisierung und dem Aufkommen von Massenproduktion wurden auch Schuhputzgeräte zugänglicher. Während der Schuhputzboy in den Anfängen noch ein reines Haushaltsgerät war, entwickelten sich ab dem frühen 20. Jahrhundert zunehmend kommerzielle Schuhputzservices, vor allem in großen Städten. Schuhputzstände, an denen Arbeiter und Passanten schnell ihre Schuhe reinigen lassen konnten, wurden zum alltäglichen Anblick.
Schuhputzboys in der Gegenwart
Heute wird der klassische Schuhputzboy seltener in Privathaushalten genutzt, da die Pflege von Schuhen nicht mehr den hohen Stellenwert hat wie in früheren Jahrhunderten. Dennoch gibt es weiterhin Nischen, in denen der Schuhputzboy eine wichtige Rolle spielt. Vor allem in der Hotellerie und bei Schuhmachern, die auf exklusive Schuhpflege spezialisiert sind, wird er häufig eingesetzt. Ein weiteres modernes Einsatzgebiet ist der Freizeitbereich. Manche Menschen nutzen den Schuhputzboy als praktisches Hilfsmittel in Garderoben oder Hausfluren, um ihre Schuhe auf einfache Weise selbst zu pflegen. Gerade in ländlichen Gegenden, wo das Tragen von robustem Schuhwerk üblich ist, erfreuen sich einfache Varianten des Schuhputzboys einer gewissen Beliebtheit. Auch in Eventbereichen, in denen das Ausleihen und tragen fremder Schuhe üblich ist wie beim Schlittschuhfahren oder auf der Bowlingbahn sind Abwandlungen moderner Schuhputzmaschinen verbreitet.
Der „Schuhputzboy“ in der Popkultur
„Schuhputzboy“ ist auch der Name eines Hits der Schlagersängerin Renée Franke aus dem Jahr 1952 über den „kleinen dunkelbraunen Shoe Shine Boy“, einen tanzenden und schuhputzenden dunkelhäutigen Jungen. Der Song hat textliche Parallelen mit dem Lied „Chattanooga Shoe Shine Boy“ von Bruce Low mit Johannes Fehring über den „Neger-Jungen Joe“ aus dem Jahr 1952. Beide Titel sind Coverversionen des Country-Musik-Hits „Chattanoogie Shoe Shine Boy“ des Country-Sängers Red Foley aus dem Jahr 1950, der unter anderem auch von Bing Crosby und von Frank Sinatra gecovert wurde. Die Lyrics beider deutschen Adaptionen sind heute nicht mehr zeitgemäß. Obwohl sie den besungenen Protagonisten in ein positives und sympathisches Licht stellen, ihn als fleißig und beliebt besingen, reproduziert der Text (anders als die englischsprachige Originalversion, welche die Hautfarbe des Boys nicht thamtisiert) rassistische Stereotype bzw. verwendet Bezeichnungen, die nach heutigen Standards als diskriminierend empfunden werden.
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Quellen und weiterführende Literatur
- Eigene Sammlung und Recherchen
- Youtube & Youtube Music, abgefragt am 20.10.2024
- DPMA Abfrage hinsichtlich etwaiger Markenrechte: ergebnislos; abgefragt am 21.10.2024
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