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Forschung & Sammlung

Skandinavische Holztassen

In Skandinavien sind sie uralte Tradition, im Rest der Welt aber nicht sehr bekannt. Die samischen Holztassen aus Lappland sind Bestandteil des Duodji genannten Kunsthandwerks der indogenen Bevölkerung der Samen. Die hölzernen Trink- oder Serviergefäße heißen nordsamisch „Guksi“, im Finnischen „Kuksa“ und auf Schwedisch „Kåsa“. Von der Namensherkunft stammen die Holztassen vermutlich von Schöpfkellen oder Schaufeln ab, können aber auch einfach „Trinkgefäß“ bedeuten. Neben dem Bezug zur Natur durch den Werkstoff Holz, sind die Kuska auch aufgrund ihrer kunsthandwerklichen Verzierungen sehr gefragt.

Gefertigt wurden die traditionellen Guksi aus einer Maserknolle, welche nach einer Verletzung am Birkenstamm gewachsen ist. Die Tassen aus der Maserknolle sollen viel haltbarer als die aus herkömmlichem Birkenholz sein und können bei entsprechender Pflege ein Leben lang halten. Tatsächlich waren die schöpfkellenartigen samischen Schöpftassen einst die persönlichen Trinkgefäße in arktischen Gefilden. Nachdem die Guksi oder Kuksa zwei Monate lang in Salzwasser eingeweicht und grob in Form gebracht wurden, werden die Grundformen der Tassen sorgfältig mit großem Aufwand und viel Geduld getrocknet, damit keine Risse oder Sprünge entstehen und das Gefäß dicht und stabil ist. Je nach regionaler Tradition wird die Holztasse anschließend in form gebracht und elegant verziert. Die Reinigung der Kåsas erfolgt mit klarem Wasser und einem Trockentuch ohne Reinigungsmittel. Ein Reinigungsmittel könnte vom Holz aufgenommen werden und den Geschmack der Getränke beeinträchtigen.

Da die Guksi außerhalb Nordskandinaviens kaum noch verbreitet sind, sind sie begehrte Sammlerobjekte. In der modernen Forstwirtschaft der nordischen Länder spielt das Birken-Maserholz keine große Rolle mehr, weshalb moderne Holztassen oft aus Eiche oder anderen Baumarten gefertigt werden. Auch die kunsthandwerklichen Verzierungen sind immer seltener geworden. Die Handwerkskunst leidet zusätzlich darunter, dass industriell gefertigte Trinkgefäße aus Glas, Keramik, Plastik und Metall die traditionellen finnischen und schwedischen Holztassen verdrängt haben. Neben Sammlern, die teils hohe Preise für die Original-Kuksa zahlen, erfreuen sich Holztassen auch großer Beliebtheit bei Freunden der nordischen Kultur, Naturliebhabern, Fantasy-Fans und Besuchern von Mittelaltermärkten und LARPs. Oft werden moderne Guksis direkt mit Karabinerhaken zur Befestigung am Gürtel verkauft, was einen Einsatz unterwegs beim Camping, Angeln oder auf Wanderungen oder der Jagd erlaubt. Traditionell waren die Holztassen mit einem Lederband versehen. Bei anderen Guksis sind die Henkel auch zu Ornamenten geschnitzt.

Trinken kann man daraus kalte und warme Getränke alkoholischer und nicht alkoholischer Art wie Saft, Wasser, Kaffee oder Tee. Nur auf noch kochende oder brühende Heißgetränke sollte man zum Schutz der Naturprodukte verzichten. Einige Verkäufer raten außerdem zur Behandlung der Tasse mit lebensmittelechtem Lack mindestens vor der Erstbefüllung, andere Nutzer schwören auf die Behandlung mit Cognac oder Kaffee.

Doch gerade auch als Dekoration in der Wohnung machen sich die aufwändig verzierten Trinkgefäße gut. Egal, ob modern, skandinavisch puristisch oder Landhausstil; die Holztassen sind ein echter Hingucker und interessanter Gesprächsstarter. Die Kuksas gibt es in allen denkbaren Größen vom kleinen Shot-Becher bis hin zur Suppenschüssel. Am häufigsten ist aber die übliche Becher- oder Tassengröße. Im 16. Jahrhundert waren in Schweden und Finnland außerdem die Kronkåsa als Sonderform beliebt. Guksis mit geweihartig nach oben verlaufenen, miteinander verbundenen und mit Blattsägearbeiten verzierten Griffen. Von besonderer Schönheit sind auch die oft als „Skandinavische Hochzeitstassen aus Holz“ angebotenen Exemplare, die in länglicher Kannenform geschnitzt sind (siehe Artikelbild).