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Forschung & Sammlung

Frau Holle (aus Paderborn)

Die Brüder Grimm sammelten und ordneten Märchen aus ganz Deutschland und Europa. Dabei stießen sie Regional immer wieder auf andere Lesarten und Varianten, die sie zu den heute bekannten Fassungen zusammenführten. Das nachstehende Märchen aus dem Paderbörnischen ist eine heute unbekannte Variante des Märchens „Frau Holle“ mit Elementen aus dem Märchen „Hänsel und Gretel“.


Märchen aus dem Paderbörnischen (Grimm, 1856)

[Das Mädchen gelangt in den Brunnen wie in der Variante aus der Schwalm-Gegend. Dort heißt es: Es sassen zwei Mädchen bei einem Brunnen und spannen, das eine war schön, das andere war garstig. Das schöne sprach „wer seinen Rocken läßt in das Wasser fallen, der soll hinter drein“. Da fiel ihm der Rocken hinab, und es mußte hinunter.]

Es hat ein Bäumchen geschüttelt, eine Kuh gemelkt, der man ihr Kälbchen gestohlen, und das Brot aus dem Ofen gezogen. Es muß dann in dem Haus eine Hexe, einen Affen und einen Bären jeden Mittag lausen, dafür bekommt es die schönsten Kleider, Gold und Silber in Menge. Wie es das alles hat, spricht es „ich will hingehen und Wasser holen“.

Es geht und findet die Thüre zu dem Brunnen wieder, durch welche es herabgekommen war. Es öffnet die Thüre und sieht eben den Eimer sich herabsenken, da setzt es sich hinein und wird hinaufgezogen. Weil es nun ausbleibt, schicken die Hexe, der Affe und der Bär einen großen schwarzen Hund nach, der fragt überall ob niemand ein ganz mit Silber und Gold behangenes Mädchen gesehen. Aber der Baum den es geschüttelt hat, zeigt mit seinen Blättern einen andern Weg: die Kuh die es gemelkt hat, geht einen andern und nickt mit dem Kopf, als sei es dort hin, und der Backofen schlägt mit seiner Flamme heraus und zeigt ganz verkehrt. Der Hund kann also das Mädchen nicht finden.

Dem bösen Mädchen geht es dagegen schlimm, als es entflieht und unter den Baum kommt, den es nicht hat schütteln wollen, schüttelt er sich selbst und wirft viele trockene Zweige herab, die es schlagen: die Kuh die es nicht hat melken wollen, stößt es, so daß es endlich zerschlagen und voll blauer Flecken oben wieder anlangt.


Textgeschichte & Einordnung

Jacob und Wilhelm Grimm nahmen diese Variante des Märchens von Frau Holle als Variante Vier in ihre Anmerkungen zu den Kinder- und Hausmärchen auf. Das Märchen stammt aus dem Paderbörnischen. Wie auch in anderen Varianten sind hier Motive aus Hänsel und Gretel mit eingemischt und Frau Holle ist eine alte Hexe und keine gute Mutter. Da das Mädchen aber seine übernatürlichen Aufgaben ehrenvoll und fleißig erledigt hat, wird es durch Flucht belohnt, während die faule Schwester leiden muss.


Frau Holle Text des Märchens:

Gebrüder Grimm, Kinder- und Haus-Märchen. Band 3 (1856), Anmerkungen zu den einzelnen Märchen, S.40-44, Nr. 24, Lizenz: gemeinfrei


Wenn es schneit, dann schüttelt Frau Holle ihre Betten aus!


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