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Forschung & Sammlung

Arthur Walb (ART Uro)

Arthur Walb (Pseudonym: „ARTuro“, Art.Uro“ oder „Art Uro„) war ein deutscher Maler und Bildhauer, der sich auch Arturo Walb nannte. Er wurde 1920 in Köln geboren und war bekannt für seine Arbeiten mit dem Werkstoff Metall. Walb war auch als „Eisenpapst“ bekannt und zog kurz nach dem Fall der Berliner Mauer in den Osten der Stadt. Als Künstler verkehrte er im Umfeld von Joseph Beuys. Der „Eisenpapst“ setzte sich nach dem Krieg für den Erhalt des alten Berliner Eisens ein, für dessen Rettung er eine Streitschrift verfasste. Er war Zeit seines Lebens eng mit der Berliner Hausbesetzer- und Künstler-Szene verbunden, bewegte sich zugleich in den angesehensten Kreisen, dinierte kostenlos im Hotel Adlon und saß auf Empfängen des Bundespräsidenten in der ersten Reihe. Seine Kunst wurde bundesweit in Galerien und Museen ausgestellt und Spiegel und Tagesspiegel berichteten wiederholt über sein Leben und Schaffen, auch über seinen gescheiterten Attentatsversuch auf Adolf Hitler im Jahr 1944.


Künstler-Übersicht 


Kindheit und Jugend

Lichtstudie in einer Kiche, Aquarell (Unbekannter Künstler)

Lichtstudie in einer Kirche, Aquarell (Unbekannter Künstler)

Arthur Walb wurde 1920 in Köln geboren und wuchs in bürgerlichen Verhältnissen auf. Seine Mutter war Musikerin und sein Vater war Hotelier in Amerika, Offizier im deutschen Generalstab und nach Walbs Angaben ein „wagemutiger“ Flieger. Der junge Arthur schien eher nach seiner Mutter zu kommen und entwickelt schon früh eine künstlerische Ader. Die ersten dreizehn Jahre bis zur Machtergreifung der Nationalsozialisten und dem späteren Ausbruch des Zweiten Weltkrieges verliefen glücklich. Schon als Kind saß er in Kölner Kirchen, um den Lichteinfall zu studieren, und malte seine ersten Aquarelle mit Weihwasser. Hier begann, was in ein fast 90 jähriges Leben voller künstlerischen und freigeistigen Schaffens mündete.

Zu Beginn der 1920er Jahre war Köln eine wichtige Industriestadt und ein bedeutender Handelsplatz. Die Stadt war bekannt für ihre Seifen- und Parfümindustrie, aber auch für ihre Druck- und Verlagswirtschaft. Köln war außerdem ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt mit wichtigen Schifffahrtsrouten und Bahnverbindungen. In den 1920er Jahren erlebte Köln auch eine kulturelle Blütezeit. Die Stadt war ein Zentrum der modernen Kunst und des Jazz, und es gab zahlreiche Theaterensemble und Cabarets. Der Kölner Karneval wurde zu dieser Zeit ebenfalls immer beliebter und zog viele Besucher an.

In den 1930er Jahren wurde Köln jedoch von der wirtschaftlichen Krise und dem Aufstieg des Nationalsozialismus betroffen. Die Industrieproduktion nahm ab, und viele Menschen wurden arbeitslos, verfolgt oder deportiert. Trotzdem blieb Köln auch in dieser schwierigen Zeit eine lebendige Stadt mit vielen kreativen und kulturellen Aktivitäten. Es gab immer noch Theateraufführungen und Musikveranstaltungen, auch wenn sie unter schwierigen Bedingungen stattfanden. Für Arthur Walb, der in dieser Stadt aufwuchs, war es eine Zeit, die ihn künstlerisch bereits sehr geprägt hat. Eine Zäsur seines künstlerischen Schaffens gab es, als er während des Zweiten Weltkrieges einberufen wurde und als Funker in den Kriegseinsatz musste.

Aufstieg zum Eisenpapst

Skizze einer Eisenskulptur von Arturo (um 1995)

Nach dem Krieg kehrte er zur Kunst zurück und widmete sich bereits dem Werkstoff Metall, für den er später einmal bekannt werden sollte. Er schuf in Tirol Grabkreuze und in Köln Karnevalsorden. Aber auch mit dem Kunsthandwerklichen alltäglicher Dinge wie Leuchtern und Lampen setzte er sich auseinander. Das Kölnische Stadtmuseum führt eine seiner Deckenleuchten aus dem Jahr 1954/55 und beschreibt die 33cm Hohe und im Durchmesser 73cm umfassende Lampe mit Kupferlegierung wie folgt: „Von einem stumpfkegeligen Baldachin schwingen zwei mal fünf versetzt angebrachte Leuchtenarme mit kegelförmigen Kappen im Fassungsbereich aus.“ (Vgl. Wirtler). 1968 stellte die Galerie Harald Kress in der Villa Stuck in München Walbs Ausstellung „Endoptische Phänomene“ aus.

1969 kam der Künstler aus München nach Berlin. In den 1970er Jahren war Berlin noch stark von den Folgen des Zweiten Weltkriegs geprägt. Viele Gebäude waren zerstört und die Stadt wurde von der Mauer in zwei Teile geteilt. West-Berlin war eine von der Bundesrepublik Deutschland kontrollierte Enklave mitten in der DDR, die Plattenbauten der 1950er Jahre und Gründerzeitbauten sowie historische Sehenswürdigkeiten in ihrem Stadtbild vereinte. In den 1970er Jahren gab es in Berlin auch eine blühende Kunstszene, insbesondere im Bereich der alternativen Kunst und der Performance-Kunst. Es gab viele Clubs, Bars und Kunstgalerien, die von Künstlern und Schriftstellern besucht wurden. Auch internationale Künstler wie David Bowie lebten zu dieser Zeit in Berlin. Die Stadt erlebte in dieser Zeit einen wirtschaftlichen Aufschwung und eine kulturelle Blüte, die vor allem durch die Freiheit und den künstlerischen Austausch gefördert wurde. Gleichzeitig waren die 1970er und 1980er Jahre aber auch von politischen Spannungen und Demonstrationen geprägt, insbesondere im Zusammenhang mit der Friedensbewegung und der Anti-Atomkraft-Bewegung.

Der Kunstschmied und Metallbildhauer fand im Berliner Stadtbild der frühen 70er Jahre auf den Böden, in den Hinterhöfen und Treppenhäusern unzählige schmiedeeiserne Gitter und vergessenen Eisenschrott vergangener Zeiten. 25 Jahre nach Kriegsende förderte er so immer noch viele Schätze der Vergangenheit hervor, die ohne seinen Einsatz wohl nicht gerettet worden wären. Die eisernen Schätze waren geschmiedet, gegossen, gepresst und geformt. Arturo machte sich die Rettung zur Mission. Im Jahr 1976 veröffentlichte Walb seine Streitschrift: „Rettet das Eisen! Eine Streitschrift für die Erhaltung der alten Eisenarbeiten in Berlin“. Der Publikation war eine mindestens anderthalbjährige Fotosafari durch Berlin vorausgegangen, bei der er Eisen auf Friedhöfen, in Parkanlagen, Hinterhöfen und im Öffentlichen Raum dokumentierte. Im März 1977 hielt er im Rathaus Charlottenburg einen Lichtbildvortrag mit dem Thema „Das Eisen im Berliner Stadtbild“.


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„Rettet das Eisen“ (Arthur Walbs Streitschrift)

So viel Eisen braucht einiges an Platz. Als dort die Wohnungsbaugesellschaft Neue Heimat Mitte der 70er Jahre das auf dem 2. Hinterhof des Grundstücks Klausenerplatz 19 gelegene Fabrikgebäude abreißen wollte, um Platz für neue Wohnbauten zu schaffen, bot sich eine Gelegenheit. Arturo besetzte das Gebäude zusammen mit dem späteren Verein Freie Theateranstalten e.V. und schuf in dem Fabrikgebäude ein großes Lager, Künstlerateliers und eine Spielstätte für den Theaterverein. So gelang es, das Fabrikgebäude als Atelierhaus K19 langfristig zu erhalten und ab 1981 sanieren zu lassen. Walbs Sammlung, die von einigen Berlinern durchaus auch als „Schrottsammlung“ angesehen wurde, umfasste rettenswertes Gußeisen ebenso wie Eisen, dass Walb als Rohstoff für seine eigenen Kunstwerke und Skulpturen verwendete. Im Rahmen der Neugestaltung der Zitadelle Spandau als stadtgeschichtliches Museum wurde 1978 kurzfristig überlegt, Teile der Sammlung Arturos dorthin zu übernehmen (Vgl. Usko). Als er Berlin 1983 nach 14 Jahren vorübergehend verließ, setzte er sich dafür ein, dass das Bezirksamt Charlottenburg ein schmiedeeisernes Kunstwerk, das er vom Luisen-Friedhof gerettet hatte, übernehmen und es im Rathaus Charlottenburg aufstellen sollte.

Walbs Engagement für die Rettung von Eisen in Berlin hat nicht nur dazu beigetragen, die Stadt künstlerisch zu bereichern, sondern auch dazu, Teile ihrer Geschichte und Kultur zu bewahren. Seine Arbeit hat dazu beigetragen, die künstlerische Landschaft Berlins zu formen und hat ihm den Titel „Eisenpapst“ eingebracht.

Alte Schmiedekunst im Stadtbild

Schillernde Künstlerpersönlichkeit

Arthur Walb war in der Hochphase seines Schaffens und bis ins Alter hinein ein in der Berliner Gesellschaft bis in höchste Kreise sehr bekannter Künstler und Bildhauer. Seine Kunst alleine brachte ihm jedoch zu Lebzeiten nicht die finanzielle Freiheit, die ihm seine positive und freiheitliche Geisteshaltung einbrachte. Walb war stets auch gewissermaßen ein Lebens- und Überlebenskünstler gewesen, der in den besten Szenen verkehrte. Eng verbunden war er mit seinem „Saufkumpan“ Joseph Beuys. Die beiden Männer verband neben der Kunst und der Feierfreude auch eine ähnliche Biografie. Beide stammten aus dem Rheinland, waren im gleichen Alter war und hatten im Krieg als Funker gedient. Walbs künstlerische Karriere war finanziell hingegen weniger erfolgreich als die von Beuys.

Nachdem Arthur Walb seine seine Kunstschlosserei in Köln aufgegeben hatte und sich ganz auf die Malerei und Metallkunst fokussiert hatte, war sein finanzielles Dasein mehr von Zuversicht als von Erfolg geprägt. Hier und da verkaufte er europaweit seine Bilder. In Deutschland, aber auch auf Kreta, in der Türkei oder auf Gran Canaria. Auch seine Metallkunst fand einen interessierten Sammlerkreis und wurde respektabel gehandelt. Arturos Erscheinung mit Strohhut und stets eleganter Kleidung und seine mannigfaltigen Geschichten aus der Künstlerwelt machten ihn zu einem gern gesehenen Mann, der so manch wohlwollende Unterstützung fand. So auch, als er direkt nach der Wende in der ehemaligen Akademie der Künste einquartierte, die jahrzehntelang den DDR-Grenzern als Stützpunkt gedient hatte. Dort hielt er den ehemaligen Aufenthaltsraum der NVA-Grenzer und den Garten besetzt. Ende der 1990er Jahre wurde auf dem angrenzenden Gelände am Pariser Platz das neue Hotel Adlon gebaut, heute eines der besten und bekanntesten Hotels in der Hauptstadt.

Den Hausbesetzer der benachbarten Ruine hatten die Betreiber des Hotels von Anfang an ins Herz geschlossen. Seine „Pinguine“, wie Walb die Kellnerschaft nannte, brachte ihm regelmäßig kostenlos die Reste der Galadiners der Adlon-Aktionäre. 1997 war Walb dabei, als Bundespräsident Roman Herzog im Adlon seine berühmte Ruck-Rede hielt und es war nicht der letzte Staatsempfang, bei dem er in der ersten Reihe saß. Berühmte Politiker, Prominente und Staatsgäste stiegen in dieser Zeit im Adlon ab. Walb wohnte ab etwa 1992 wenige Meter von seinem Atelier entfernt in der Prunkstraße Unter den Linden einige Etagen über dem Restaurant Dressler in einem Ein-Zimmer-Appartment. Mindestens dreizehn Jahre lang war er der einzige Mieter in dem zur Komischen Oper gehörenden Mehretagenhaus Unter den Linden 39, bevor weitere Mieter kamen. Im gleichen Gebäude wohnte später auch der berühmte und bei Politik und Wirtschaft hoch angesehene Journalist und Autor Mainhardt Graf von Nayhauß, der in Walbs Alter und mit ihm bekannt war und ebenfalls in höchsten Regierungskreisen verkehrte. Das Grundstück des Hauses, so heißt es, habe einst den Großeltern von Marlene Dietrich gehört und Bettina von Arnim habe darauf ihre Gesellschaften empfangen.

Ausblick aus Art.Uros Atelier, Unter den Linden 39, 3.OG (2008) – Hier verbrachte der Künstler seinen Lebensabend

Das Gebäude wurde im Jahr 2008 umgebaut und mehrere Firmen zogen in die erste Etage ein. Der Baulärm und die häufigen Demonstrationen Unter den Linden konnten anstrengend sein, auch wenn das Gehör des Künstlers in den letzten Jahren nachgelassen hatte und er eine Hörhilfe trug. Auch das Gedächtnis hatte nach einem Herzinfarkt im Jahr 2004 nachgelassen. Sein Appartment, das zuletzt auch sein Atelier war, nachdem die Akademie der Künste ab 2000 umbaubedingt nicht mehr zur Verfügung stand (siehe Hinweis zur Datierung), war vollgefüllt mit Notizzetteln, Büchern, Aquarellen, Kohlezeichnungen und Stahlplastiken. Art’Uro Walb starb 2009 in Berlin im Alter von 89 Jahren. Bedauerlicherweise wurde im gleichen Jahr auch ein Teil seines künstlerischen Lebenswerks vernichtet, als die Ateliers K19 von der GEWOBAG gekündigt und das Haus verkauft wurden. Walb war in seinem Leben zweimal verheiratet. Die zweite Ehe mit einer Journalistin hielt nur wenige Monate. Aus erster Ehe hatte er zwei Töchter, zu denen aber wenig Kontakt bestand. Walb führte das auf seinen streitlustigen Charakter zurück, den er nicht immer nur den Berliner Behörden gegenüber zeigte, wenn es um seine große Leidenschaft die Eisenrettung ging. Walb hinterlässt ein Vermächtnis, das aus Eisen und aus Geschichten geschmiedet ist. Ein Beinahe-Ereignis während des zweiten Weltkrieges ließ ihn dabei bis ins hohe Alter nicht los


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Das gescheiterte Hitler-Attentat

Heinkel HE111 Ansichtskarte (ca. 1940)

Im Juli 1944 war Unteroffizier Arthur Walb zur richtigen Zeit und am richtigen Ort war, um die Weltgeschichte zu verändern. Dass es dazu nicht kam, war mehr oder weniger einem Zufall geschuldet, genauso wie die Tatsache dass es dazu überhaupt hätte kommen können.

Arthur Walb war Zeit seines Lebens ein Gegner des nationalsozialistischen Regmines gewesen. Sein Vater (Jahrgang 1876), der „freidenkende Amerikaner“, hatte ihm immer wieder ausgemalt, was passieren könnte, wenn „der Anstreicher“ aus Österreich an die Macht käme. „Wir dürfen nicht gewinnen, niemals mit den Nazis,“ darin waren sich Vater und Sohn Walb einig. Trotzdem war Athur Walb kein Verschwörer mit einem großen Plan, als er mit seinen Kameraden die Idee fasste, den Führer und Reichskanzler im Jahr 1944 ein für alle Mal zu beseitigen. Sie waren kriegsmüde Soldaten, die Orte und Menschen verloren hatten, die für sie identitätsstiftend gewesen waren.

Beim Ausbruch des Zweiten Weltkrieges war Arthur gerade 19 Jahre alt. Der Schüler galt nach damaligem Recht noch als minderjährig. Er wollte zum Onkel in die Schweiz auswandern, durfte es aber nicht, sollte erst noch „abwarten“. Zu einer Emigration kam es nicht mehr. Der Kriegsapparat des Naziregimes zog ihn ein, schickte ihn als Unteroffizier und Funker in den Kriegseinsatz an Bord einer Heinkel HE111. Die Heinkel HE111 war ein deutsches Flugzeug des Zweiten Weltkriegs und wurde hauptsächlich als Bomber eingesetzt. Das zweimotorige Flugzeug war für seine Stabilität und Zuverlässigkeit bekannt. Walb diente darauf zusammen mit vier Kameraden: Schütze Herbert Hillebrandt, Beobachter Lindner, Pilot Stettinger und Mechaniker Specht.

Es war der 9. Juli 1944 (siehe Hinweis zur Datierung). Warschau brannte und so auch viele Dörfer im Baltikum. Walbs Heimatstadt Köln lang in Asche, Staub und Trümmern. Einer seiner Kameraden hatte seine Freundin durch einen Luftangriff verloren. Die jungen Männer waren kriegsmüde und wütend auf den „Bluthund“ Hitler. Im Juli 1944 landeten sie auf dem Flugplatz in Rastenburg. Die Landung war ungeplant und sogar ungenehmigt. Rastenburg war der Flugplatz nahe des Führerhauptuartiers Wolfschanze, das zu diesem Zeitpunkt aber temporär nach Berchtesgarden verlegt worden war. Trotzdem war genau das der Grund der verweigerten Landegenehmigung. Hitler war nämlich höchstselbst im Anflug, um sich in der Wolfschanze mit Großadmiral Karl Dönitz zu treffen.

Bald erfuhren auch Walb und seine Kameraden, dass „der Führer“, oder wie sie ihn nannten „der Bluthund“, im Anflug war. Die fünf Männer, die alle den Krieg hassten und Hitler verabscheuten, beschlossen, in diesem Augenblick den Anschlag auf Hitler zu wagen. Sie legten Ersatzmunition bereit und beschlossen, Hitler zu erschießen, sobald er aus seinem Flugzeug stieg. Sie wussten, dass sie wahrscheinlich nicht überleben würden, da sie nach oder während des Attentats erschossen werden würden. In dieser emotional aufgeladenen Szene gaben sie sich die Hände und verabschiedeten sich voneinander, bereit, ihren Plan in die Tat umzusetzen. Dann aber wurden sie aufgefordert, das Flugfeld zu räumen und 100 Meter vom Ausstiegsort des Führers fortzurollen. Die Männer täuschten zwar eine Panne vor, wurden daraufhin aber von einem Traktor abgeschleppt, während der Führer bereits landete.

Elf Tage später sollte Hitler knapp dem Attentat von Graf Schenk von Stauffenberg entkommen, „aber um ein Haar wäre es schon früher passiert, spontan und planlos“ sagte Walb gegenüber dem Tagesspiegel und „Wir hatten nichts eingeübt, waren keine Verschwörer, keine Gruppe von Offizieren mit Einblick und Überblick – uns trieb ausschließlich das Gewissen.“ (Vgl. Heinke 2007). In seinen Erinnerungen notierte Walb, der wusste, dass er die Weltgeschichte hätte verändern können voller Frust und vielleicht auch etwas in der Erleichterung, überlebt zu haben: „Gott hat es verhindert“. Vergessen sollte er das Ereignis jedoch bis zu seinem Tod nicht.

Viele Jahre später gelangte das Buch „Vaterland“ von Robert Harris in die Hände von Arthur Walb, das ihn an die Erlebnisse erinnerte und ihm das „Was wäre wenn“ seines Vaters wieder vor Augen führte. In dem Buch kommt der Protagonist Xaver März, Mordfahnder der Berliner Kriminalpolizei, in einer alternativen Zeitlinie in einem Dritten Reich der 1960er Jahre dem vertuschten Holocaust auf die Spur. Wie März musste auch Walb einst zwischen Loyalität und Gewissen entscheiden und erkennen, dass wie bei den alten Griechen ein Eid dem Tyrannen nicht gelten kann. „Was soll man tun, […] wenn man sein Leben der Jagd von Verbrechern geweiht hat und dann nach und nach entdeckt, dass die wirklichen Verbrecher, die sind, für die man erabeitet?“ heißt es dort auf Seite 210. Die amerikanische Journalistin, mit der März sich unterhält, erwidert dort: „Ich nehme an, man wird verrückt.“ – „Oder schlimmer,“ erwidert März „Man kommt zur Vernunft“. Arturo hat diesen Satz in seiner Ausgabe des Buches mit Textmarker angestrichen.


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Künstlerischer Nachlass

Als der Spiegel das erste Mal über den Eisenpapst schrieb, titelte er „Stiller Tod“ und meinte eigentlich das Eisen. Dass es auch um Art.Uro einst still werden würde und sein Tod abgesehen von einem Nachruf im Berliner Tagesspiegel keine Aufmerksamkeit fand, ist fast schicksalhaft. Der Mann, der einst für den Erhalt der Kunst gekämpft hatte, der Austellungen in ganz Deutschland und Verkäufe nach ganz Europa hatte, der Huser besetzte und in Kunstateliers und Happenings transformierte, ging still. Der Verbleib seiner Skulpturen und Zeichnungen ist ungeklärt. Vieles dürfte sich in privater Sammlerhand befinden, einiges auch in Galerien oder Museen. Der Tagesspiegel schrieb 2000 über Arturo, dass dieser begonnen hatte, sein Leben aufzuschreiben. Wo diese Notizen geblieben sind, ist nicht bekannt. Arthur Walb schrieb allerdings auch viel in Bücher hinein, die er las. Aus einigen dieser Bücher, die teilweise erhalten geblieben sind, lassen sich Episoden seines Lebens und seine Gedanken zu jener Zeit rekonstruieren. Das meiste aus seinem Nachlass ist jedoch unerforscht, vieles aus seiner Bibliothek ist nicht erhalten.


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Quellen und weiterführende Literatur

  • Eigene Sammlung und Recherchen
  • Arturo Walb: „Berliner Forum 5/76 : Rettet das Eisen! : Eine Streitschrift für die Erhaltung der alten Eisenarbeiten in Berlin“ (1976), Presse- u. Informationsamt d. Landes Berlin (Berlin), 72 Seiten
  • Spiegel-Redaktion: „Stiller Tod: Aus eigener Initiative suchte ein Bildhauer in West-Berlin Schmiede- und Gußeisernes vor Rost und Abbruch zu bewahren. Nun erwachen auch die Behörden.“, in „Der Spiegel“ Heft 38/1976 vom 12.09.1976, Online Artikel abgerufen am 27.12.2022
  • Walter Mayr: „Schwupptich im Ballsaal: Das Hotel Adlon war vor dem Krieg die erste Adresse Berlins. Im neuen Haus am alten Platz ist vorläufig noch alles zu Gast“, in „Der Spiegel“ Heft 34/1997 vom 17.08.1997, Online Artikel abgerufen am 27.12.2022
  • Lothar Heinke: „Art.uro und die Kunst, respektlos zu leben“, in „Tagesspiegel“ vom 01.02.2000, Online Artikel aufgerufen am 27.12.2022
  • Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf: „Rede des Bezirksbürgermeisters Andreas Statzkowski zur Ausstellungseröffnung Art Uro am 23.1.2001“ in der Villa Oppenheim, Online-Publikation, abgerufen am 27.12.2022
  • Berliner Morgenpost Redaktion: „Wohnt da überhaupt wer?“, in: „Berliner Morgenpost“ vom 16.01.2005, Online-Artikel abgerufen am 28.12.2022, hier wird der Auszug aus der Akademie der Künste fälschlich auf 1995 datiert. Dies war jedoch der Baubeginn des Hotel Adlon. Baubeginn der AdK war im Jahr 2000.
  • Lothar Heinke: „Arthur Walb: Der Beinahe-Attentäter“, in „Tagesspiegel“ vom 19.07.2007, Online Artikel aufgerufen am 27.12.2022, hier wird das Datum des Attentatsversuch fälschlich als 7. Juli genannt, später aber als 11 Tage vor dem Stauffenberg-Attentat korrekt datiert.
  • David Ensikat: „Arthur Walb (Geb. 1920). Als die Grenzer gingen, kam der Künstler.“, in: „Tagesspiegel“, Rubrik „Nachrufe“ vom 09.07.2009, Online Artikel aufgerufen am 27.12.2022
  • Ulrike Wirtler: „Lampen, Leuchter & Laternen: die Bestände des Kölnischen Stadtmuseums“ (1991), Kölnisches Stadtmuseum (Köln), S. 151
  • Marianne Usko: „Berlin. Spandauer Zitadelle“, in: „Abendpost“ vom 03.05.1978, S.6
  • Robert Harris: „Vaterland“ (1992), Heyne Verlag Allgemeine Reihe, 6. Auflage; mit Kommentierungen und Markierungen aus dem Besitz Arturo Walbs.
  • Handschriftliche Notizen des Künstlers aus seinem Nachlass.

Hinweise zur Datierung:

  • Das Datum des gescheiterten Hitler-Attentats wurde im Tagesspiegel (Heinke 2007) irrtümlich mit „7. Juli 1944“ angegeben. Zugleich wurde der Anschlagsversuch Stauffenbergs vom 20. Juli 1944 als „11 Tage“ später genannt, was bereits auf den 9. Juli schließen lässt. Der 9. Juli deckt sich auch mit Walbs persönlichen Notizen, was auf einen Tippfehler beim Verfassen des Artikels und die Nennung des 7. Juli schließen lässt. Denkbar ist dabei auch eine Verwechslung mit einem Anschlagsplan aus dem Umfeld Stauffenbergs, der die Ausschaltung Hitlers am 7. Juli in Salzburg durch Generalmajor Hellmuth Stieff vorgesehen hätte. Die Anwesenheit Hitlers auf einer Veranstaltung in Salzburg am 7. Juli spricht ferner ebenfalls für eine korrekte Datierung auf den 9. Juli 1944. Hitlers Aufenthalt in der Wolfsschanze am 9. Juli ist durch ein Treffen mit Karl Dönitz für diesen Tag tatsächlich belegt. 
  • Der Auszug Arturos aus der Akademie der Künste wurde in der Berliner Morgenpost (2005) irrtümlich mit 1995 angegeben. Dies würde jedoch im Widerspruch mit dem Spiegel-Artikel aus dem Jahr 1997 stehen, für den Arturo noch in seinem Atelier am Pariser Platz besucht wurde. Tatsächlich war 1995 der Baubeginn des Hotel Adlon. Der Baubeginn der neuen Akademie der Künste war erst im Jahr 2000 (Vgl. z.B. Tagesspiegel: „Geschichte aus Glas – Baubeginn am Pariser Platz“ vom 12.05.2000). 

 


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