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Als Breuni gegen Breuninger demonstrierte

Im Jahr 2017 kaperte die Tierschutzorganisation „Deutsches Tierschutzbüro e.V.“ die beliebte Breuninger-Werbeikone Breuni und spannte den Hausbären der Warenhauskette für ihre Anti-Pelz-Kampagne ein. Breuni, das Maskottchen des Traditionsunternehmens, in seiner Maskottchenform bekannt von Promotionauftritten und Stadtfesten, wurde dabei von einem der Tierrechtsaktivisten verkörpert. Mit den Protesten konfrontiert, zog der vermeintliche Breuni sich sein Breuinger-Shirt aus, „kündigte“ seinen Job und schloss sich dem Protest der Tierschutzorganisation gegen seinen „Arbeitgeber“ an. Hintergrund der Kunstaktion war es, auf das ernsthafte Anliegen aufmerksam zu machen, dass Breuninger noch immer Modeartikel mit Echtpelz im Sortiment hatte. Ob es die kreative Aktion oder der öffentliche Druck negativer Berichterstattung war, ist unklar, aber Breunis Protest führte dazu, dass das Unternehmen kurz darauf bekannt gab, in Zukunft pelzfrei zu werden.


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obs/Deutsches Tierschutzbüro e.V.

„Als wir Breuni- Bär die erschreckenden Aufnahmen aus chinesischen Pelzfarmen gezeigt haben, hat er sofort sein Breuninger-T-Shirt ausgezogen und ist Teil unseren Straßen-Teams geworden“ (Jan Peifer)

Jan Peifer vom Tierschutzbüro ist der Kopf hinter der Tierschutzorganisation und war der Veranstalter der Breuni-Kunst- und Protestaktion. Im November 2017 begannen er und seine Mitstreiter eine Reihe von öffentlichkeitswirksamen Kampagnen im Umfeld des Filialnetzwerks. Sein Aktivistenteam hatte sich im Vorfeld das Sortiment Breuningers angeschaut und festgestellt, das fast alle Pelzprodukte aus dem Ausland stammten. Insbesondere aus China und Finnland fanden sie nach eigenen Angaben Pelze von Tieren wie Füchsen und Marderhunden, die in diesen Ländern unter besonders schlechten Bedingungen, in engen Käfigen und unter schlechten hygienischen Bedingungen gehalten würden.

Das „Engagement“ ausgerechnet von Breuni, dem Hausbären Breuningers und absoluter Identifikationsfigur war PR-technisch ein großer und aufmerksamkeitsstarker Coup. Demonstrativ streifte der Aktivist im Breuni-Maskottchenkostüm sich das Breuninger-Shirt vom Leib und begann, mit dem Tierschutzbüro zu demonstrieren. Dass Breuninger im Jahr 2017 überhaupt noch Pelze verkaufte, mag für viele unerwartet sein. Durch die Tierschutz-Protestaktionen der 1980er und -90er Jahre hatten viele Modelinien, Textilunternehmen und Warenhausketten bereits ihre Sortimente umgestellt. Es gab in den Pressemitteilungen jedoch auch keine Angaben zum Umfang des Pelzsortiments und mit welchen Handelsmarken dies in Verbindung stand. Seitens Breuninger lässt sich ebenfalls keine Stellungnahme aus der Zeit finden.

Ab dem 17.11.2017 hatten die Tierschützer bereits nahezu täglich vor den elf Filialen des Warenhauses demonstriert. Ein Plakat-Wagen, der das Kampagnen-Motiv auf 2,5 mal 4 Meter zeigte, und kleinere Plakate mit Schockbildern aus Pelztierfarmen waren Teile der Demonstrationen. Die Eingänge der Warenhäuser hatten die Tierrechtsaktivisten mit Absperrband als Tatorte gekennzeichnet und mit Parolen, Trillerpfeifen und Informationsangeboten wurde gegen den Textilhändler demonstriert. Zu den provokanten Aktionen gehörte neben der „Kündigung“ und dem „Überlaufen“ Breunis zu den Tierrechtlern – etwas, was der „echte“ Breuni in Geschichten oder Hörspielen jederzeit getan hätte – auch eine Aktion, bei der eine Tierrechtlerin in einen kleinen Käfig gesperrt wurde. Im Jahr 2018 hatte Breuninger schließlich angekündigt, zukünftig auf den Verkauf von Pelzprodukten zu verzichten.

Journalistin Elena Wolf bezeichnete die Aktion 2021 in Überlegungen und Sinnfragen über den Job als Tiermaskottchen bei Breuninger als „spektakulären Rage Quit eines Breuni-Bären„. Zudem stellte sie fest: „Dass es sich dabei um eine clevere Kunstaktion des Tierschutzbüros handelte, fällt nur auf, weil der zerknitterte Tierschutz-Breuni aussieht wie Breuni auf Crack. “ (Vgl. Wolf 2021).

Echtpelz in der Modeindustrie

Bild: Ein Pelz in der Modeindustrie

Die Thematik der Verwendung von Echtpelz in der Modeindustrie ist keine, die sich auf die Vergangenheit des Modehauses Breuninger beschränkt, sondern seit vielen Jahren ein kontroverses Thema der Branche. Während einige Designer und Verbraucher Pelz als modisches Accessoire betrachten, sehen andere Pelz als Tierquälerei und plädieren für ein Verbot von Pelzprodukten unter moralischen und ethischen Gesichtspunkten. Dank Breuni ist Breuninger nun auf die Seite derer gerückt, die auf Pelze verzichten, doch es gibt auch immer noch Unternehmen, die weniger einsichtig sind – wie die kontinuierlichen Anstrenungen von Tierschutzorganisationen immer wieder aufdecken.

Die Herstellung von Naturpelzprodukten beginnt damit, dass Tiere in der Wildnis gefangen oder auf Pelzfarmen gezüchtet werden. Pelztiere wie Füchse, Nerze, Marderhunde und Kaninchen werden häufig in winzigen Käfigen oder Gehegen gehalten und sind gezwungen, in unhygienischen Bedingungen zu leben. Diese Bedingungen können zu Verhaltensstörungen, Krankheiten und Verletzungen führen, die oft unbehandelt bleiben. Wenn die Tiere schließlich für ihre Felle getötet werden, erfolgt dies oft auf brutale Weise, wie z.B. durch Elektroschocks oder Vergiftungen. Viele Menschen argumentieren daher wohl zurecht, dass die Herstellung von Naturpelzprodukten ethisch nicht vertretbar ist.

Tierleid durch Naturpelz

Darüber hinaus ist der Einsatz von Naturpelz auch aus ökologischer Sicht bedenklich. Die Zucht von Pelztieren erfordert große Mengen an Futtermitteln und Wasser, was zu einer hohen Umweltbelastung führt. Darüber hinaus werden oft umwelt- und potenziell gesundheitsschädliche Chemikalien in den Herstellungsprozess von Pelzprodukten eingeführt.

Trotz der ethischen und ökologischen Bedenken setzen einige Designer immer noch auf Naturpelz in ihren Kollektionen. Sie argumentieren, dass Pelz ein luxuriöses und haltbares Material ist, das in der Lage ist, Wärme und Schutz zu bieten. Sie betonen auch, dass Pelz ein natürliches Material ist, im Gegensatz zu synthetischen Ersatzmaterialien, die teils aus Erdöl hergestellt werden. Trotzdem haben viele Modeunternehmen auf die Bedenken der Verbraucher und Aktivisten reagiert und sich für ein pelzfreies Sortiment entschieden. Im Jahr 2018 kündigte das Modehaus Breuninger an, zukünftig auf die Verwendung von Pelzprodukten zu verzichten, nachdem es von der Tierschutzorganisation „Deutsches Tierschutzbüro e.V.“ für seine Verwendung von Pelzprodukten kritisiert wurde.

Entgegen der öffentlichen Wahrnehmung ist die Verwendung von Naturpelz in der Modeindustrie auch heute noch ein überraschend umstrittenes Thema. Es ist wichtig, dass Verbraucher und Modeunternehmen sich bewusst sind, welche Auswirkungen die Verwendung von Naturpelz auf die Umwelt und die Tiere hat, dass sie eigenverantwortlich entscheiden und handeln und dass alternative Materialien erforscht werden, die nachhaltiger und ethischer sind.


Breuni von Breuninger | Lurchi von Salamander | Elefanten Schuhe | Bidu von Deichmann


Quellen und weiterführende Links:

  • Eigene Forschung und Sammlung
  • Deutsches Tierschutzbüro e.V.: „Breuni-Bär, das Maskottchen des Warenhauses Breuninger kündigt seinen Job“, Pressemitteilung vom 18.12.2017, abgerufen am 25.02.2023
  • Redaktion Textile Network: „Pelze aus China und Finnland“, Artikel vom 18.12.2017, abgerufen am 25.02.2023
  • Elena Wolf: „Freiheit für den Breuni-Bär!“ in „Kontext! Wochenzeitung“, Artikel in #544 vom 01.09.2021, abgerufen am 25.02.2023

 


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