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Forschung & Sammlung

Kohlenklau Fangspiel

Der Kohlenklau war ab 1942 Deutschlands bekannteste Comic- und Werbefigur. Das Schreckgespenst der Energieverschwendung war für die Menschen allgegenwärtig. Ließ jemand eine Tür offenstehen und Wärme entweichen, hieß es „Tür zu! Kohlenklau kommt!“ und die Kinder spielten Kohlenklau im Haus und auf den Straßen. Horst H. Geerken beschreibt in seinen Aufzeichnungen eine Variante des beliebten Fangenspiels, die von den Kindern auf der Straße gespielt wurde. Dabei wurde ein Kind als Kohlenklau benannt, bekam einen ausreichenden Vorsprung und musste dann von den anderen eingefangen und dingfestgemacht werden.


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Fangen & Verstecken spielen als „Kohlenklau“

Die genauen Regularien des Kohlenklau-Fangspiels sind nicht überliefert, sie lassen sich aber aus üblichen Fangspielen ableiten. Das Spiel kann von einer beliebigen Anzahl Kinder gespielt werden. Beim Fangenspiel „Kohlenklau“ wird eines der Kinder als „Kohlenklau“ ausgezählt, während sich die anderen Kinder an einem festgelegten Ort versammeln. Für das Auszählen wird beispielsweise ein Zählreim verwendet, der bestimmt, welches Kind der Kohlenklau sein soll. Das ausgezählte Kind bekommt es 50 Meter oder Schritte Vorsprung, um sich zu verstecken oder zu flüchten. Das Zählen wird beim Fangenspielen normalerweise laut vorgenommen, um sicherzustellen, dass alle Kinder im Spiel wissen, wann das ausgezählte Kind bereit ist, zu spielen. Das Abzählen der Schritte ist ein wichtiger Bestandteil vieler Fangenspiele und dient dazu, alle Beteiligten auf das Spiel vorzubereiten.

Danach versuchen die anderen Kinder, den „Kohlenklau“ zu finden und zu fangen. Dabei kann entweder ein normales Fangenspiel angewendet werden, bei dem die Kinder einfach nur schnell genug sein müssen, entweder als Fänger den zu Fangenden zu erwischen oder als Kohlenklau zu entkommen. Es kann aber auch mit Elementen des Versteckenspiels variiert werden, welches gut zum Kohlenklau passt, der als Energiefresser oft heimlich agiert und erst aufgespürt werden muss. Dabei kann sich das Kind als Kohlenklau im Gebüsch oder in Häusern vor den anderen Kindern verstecken, um nicht entdeckt zu werden. Je nach Spielvariante kann es auch einen sicheren Bereich geben, der erreicht werden muss, um als Kohlenklau das Spiel zu gewinnen.

Sobald eines der Kinder den „Kohlenklau“ gefangen hat, wird ein neues Kind als „Kohlenklau“ ausgezählt und das Spiel beginnt von vorne. Das Spiel kann solange fortgesetzt werden, bis alle Kinder einmal als „Kohlenklau“ ausgezählt wurden oder bis alle müde sind. Der „echte“ Kohlenklau war eine populäre Propaganda-Figur des Dritten Reiches, die dafür verwendet wurde, die Menschen zum Energiesparen zu bewegen. Dabei mussten Energieverschwender im Haushalt aufgespürt werden. Dabei wurden in Comics Szenen gezeigt, wie der ganovenhafte Kohlenklau ins Haus und den Haushalt zu gelangen versucht. Besonders übermütige Kinder spielten auch „Kohlenklau“ im Haus und ärgerten einander dadurch, dass sie vorsätzlich das Licht einschalteten oder Energie verschwendeten (Vgl. Brokfeld).


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Über das Buch

In „Missbrauchte Kindheit: Geboren im Jahr von Hitlers Machtergreifung“, dem Buch, in dem die Schilderung dieses Fangenspiels vorkommt, erzählt Horst H. Geerken die Geschichte seiner eigenen Kindheit und Jugend während des Zweiten Weltkriegs. Diese Zeit war für ihn geprägt von verstörenden und unbegreiflichen Erfahrungen, die ihn für immer prägen sollten. Geerken schildert in seinem Buch anschaulich und bewegend, wie es war, als Kind in einer solchen Zeit aufzuwachsen und wie schwer es ihm fiel, mit diesen Erlebnissen umzugehen.

Er macht deutlich, dass Kinder und Jugendliche in Kriegszeiten immer die Verlierer sind, ohne je die Chance zu bekommen, diese schmerzhaften Erfahrungen aufzuarbeiten. Sie sind gezwungen, die schrecklichen Dinge, die sie erleben, zu verarbeiten, ohne dafür die notwendige Unterstützung und Hilfe zu bekommen. Geerken zeigt uns in „Missbrauchte Kindheit“, wie sehr Kinder von Kriegen betroffen sind und wie wichtig es ist, ihnen die Möglichkeit zu geben, ihre Erlebnisse zu verarbeiten und sich zu heilen.

Das Buch ist ein wichtiger Beitrag zum Verständnis der Auswirkungen von Kriegen auf Kinder und zeigt uns, wie wichtig es ist, alles in unserer Macht Stehende zu tun, um solche Katastrophen in Zukunft zu verhindern. Neben dem Fangenspiel „Kohlenklau“ geht Geerken auch auf das Brettspiel „Jagd auf Kohlenklau“ ein, das mit ein Vorbild für die Fangen-Variante gewesen sein könnte, und auf die Energiesparmaßnahmen jener Zeit wie das sogenannte „Verdunkeln“ oder das Sparen von Strom durch Ausschalten unverwendeter Geräte und Lampen.


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Quellen und weiterführende Literatur

  • Eigene Sammlung und Recherchen
  • Horst H. Geerken: „Missbrauchte Kindheit: Geboren im Jahr von Hitlers Machtergreifung“ (2011), Books on Demand,  240 Seiten, hier: S. 73
  • Jens Brokfeld: „Das Spiel mit Hintergedanken“, Online-Artikel auf der Website des Deutschen Bergbau-Museums Bochum vom 01.10.2019, abgerufen am 29.12.2022

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