Collection Heroes

Forschung & Sammlung

Kohlenklau Propagandafilme

Im Jahr 1944 lief die Energiesparkampagne des Dritten Reiches „Kampf dem Kohlenklau“ bereits seit über einem Jahr sehr erfolgreich. Mit Zeitungannoncen, Comicstrips und Gesellschaftsspielen hatte man die Bevölkerung darauf eingestimmt, wie Energieverschwendung durch Sparsamen Ressourcenumgang, die Vermeidung von Zugluft und anderen Energiespartipps möglich war. Mit breit angelegten Schulungsfilmen wurde die Kampagne weiter gestützt. Der Schauspieler Will Dohm, bekannt von den Münchner Kammerspielen und dem Staatstheater Berlin, übernahm die Rolle des Erzählers, der unter dem Namen „Thomas“ in den Spots auftrat und neben der Figur Kohlenklau zum zweiten Gesicht der Kampagne wurde.


„Kohlenklau“-Übersicht | Kohlenklau Filme | Kohlenklau Brettspiel |


Auffindbar sind über öffentliche Video-Plattformen wie Youtube derzeit drei Filme, die dort alle auf das Jahr 1944 datiert werden und die klar in einem direkten Zusammenhang zu der Energiesparkampagne des Propagandaministeriums stehen. Die Filme waren als Aufklärungsfilme unter anderem auch für den Schulunterricht konzipiert, richteten sich aber anders als die Brettspiele nicht an die Kinder sondern an die Eltern. Es ist denkbar, dass es weitere Filme gab, die nicht erhalten geblieben oder noch unbekannt sind. Produziert wurden die Filme von der Ufa.

„Der Kohlenklau“ – Strom sparen

Der bemerkenswerteste Spot der Kampagne ist der Spot „Kohlenklau“, der von Anfang bis Ende durchanimiert ist. Der Zeichenstil und die Veränderung der Zeichnung durch Hinzufügungen beim Weitererzählen der Geschichte erinnert an Kinderprogramme der Nachkriegszeit oder sogar an typische Internet-Erklärvideos aus der Neuzeit. Sprecher der Animationsgeschichte ist bereits in diesem Spot der Schauspieler Will Dohm. Für eine gute Einprägsamkeit ist die gesamte Geschichte gereimt:

Hier zeichnet einer einen Kreis
und außerdem noch stellenweis‘
voll ungestümen Temperament
ein Bildchen, das man gleich erkennt.
Die Sonne ist es, die hier lacht,
die hell und warm die Erde macht.
Und sinkt sie dann, wie es ihr Brauch,
dann kommt der Mond und leuchtet auch.
Und 1000 Sterne auf uns schauen,
wenn Wolken nicht die Sicht verbauen.
Die Hühner gehen dann zur Ruh‘,
jedoch die Menschen, ich und du,
entzünden dann ihr eigenes Licht,
verdunkeln gut – wie es die Pflicht –
und drehen alle Lampen aus,
die man nicht braucht in seinem Haus.
Am Werkplatz und auch im Büro
macht man ist heute ebenso.
Und war’s auch früher kein Problem,
so ist es heute nicht genehm,
wenn jeder nach dem Schalter greift
und jeder Zähler Hochtour läuft.
Denn unnütz mancher Strom versaut,
auf den die Rüstung fest vertraut.
Drum dreht nicht an, dreht lieber aus,
dann seid ihr Gegner Kohlenklaus!

Kohlenklau-Plakat (1942)

Die Kriegswirtschaft im Dritten Reich war darauf angewiesen, dass Strom und Energie in ausreichendem Maße zur Verfügung standen, um den Feldzug Nazideutschlands zu unterstützen. Wenn die Bevölkerung Strom sparte, bedeutete dies, dass mehr Strom für andere Zwecke zur Verfügung stand und die Kriegswirtschaft effektiver arbeiten konnte. Gleichzeitig wurden Notlagen in der Bevölkerung reduziert, die aus der allgemeinen Stromknappheit bei zu verschwenderischem Umgang Einzelner mit den Ressourcen hätten entstehen können. Die Bevölkerung wurde daher aufgefordert, elektrische Geräte, die nicht unbedingt benötigt wurden, auszuschalten, um den Stromverbrauch zu minimieren. Auch Propagandakampagnen wurden eingesetzt, um die Bevölkerung dazu zu bewegen, Strom zu sparen und damit die Kriegswirtschaft zu unterstützen.


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„Der Kohlenklau“ – Zugluft vermeiden

Zur gleichen Energiesparkampagne der Nationalsozialisten gehörten auch ein Spot, in dem es darum ging, Zugluft in der Wohnung zu vermeiden, um damit Heizkosten und Kohle einzusparen. Auch die Zeitungsannoncen von Kohlenklau hatten bereits auf diese Art der Verschwendung hingewiesen. Will Dohm durfte dieses Mal nicht nur sprechen, sondern auch selbst auftreten. Unter den Namen Thomas läuft er reimend durch das Zimmer und untersucht den Raum auf Zugluftstellen. Fenster und Türen sind gut abgedichtet, doch am Ofen entdeckt er die sogenannte „Falsche Luft“. Anders als der erste Spot ist der zweite deutlich länger und beinhaltet Schnitte. Auf den Kohlenklau referenziert Tomas zum Ende des Spots, indem er die Zuschauer auffordert sich den Spiegel vorzuhalten, ob sie selbst auch Energieverschwender sind.

Thomas trägt mich ernster Miene
eine Kerze in der Hand
zum Fenster hinter die Gardine
von dort zur Tür entlang der Wand.
Er suchet Luft, er suchet Wind,
die kalt und deshalb störend sind.
Wer ihn so durch die Tür erblickt,
der hält ihn für total verrückt.
Thomas aber konstatiert
seinerseits ganz ungeniert.
Überall brennt still das Licht –
Zugluft kennt das Zimmer nicht.
Wärme nicht nach draußen flüchtet,
weil hier alles abgedichtet,
und voll Spannung tritt er dann
an den Ofenplatz heran.
Schon fährt die kluge Flammenspitze
entlang der Tür- und Kachelritze.

Hier und hier – man glaubt es nicht –
verschwindet fast das Kerzenlicht.
Hurtig jetzt, ich weiß genug.
„Frau Schmoller, sehen Sie hier den Zug!
Am Fenster nicht, nicht an der Tür,
jedoch allein am Ofen hier
herrscht unerlaubter Luftverkehr,
strömt Luft herein – hier, bitte sehr!
Am Ofen heißt das falsche Luft
durch die die Wärme schnell verpufft.
Sie wollen fragen, was jetzt wird?
Die Ritze, die wird zugeschmiert!
‘Ne schürze bitte und auch Lehm,
auch Ofenkitt ist angenehm.“
Die Schmoller rennt und holt’s herbei.
Im Film is‘st keine Hexerei.
Ihr holt den Lehm beim Töpfersmann,
und es macht es so, wie’s jeder kann.
Die Schütze schützt das Hosenbein
und wie man sieht, bleibt alles rein.

Wie hier war‘s ist in manchem Haus
zur großen Freude Kohlenklaus!
Halt dir den Spiegel vors Gesicht:
Bist du’s oder bist du’s nicht?

Zugluft aus einem Kachelofen kann den Kohleverbrauch erhöhen und somit auch die Heizkosten. Dies geschieht, weil Zugluft den Ofen schneller abkühlen lässt und somit mehr Kohle verbraucht wird, um die gewünschte Raumtemperatur zu halten. Zudem kann Zugluft dazu führen, dass die Wärme des Ofens nicht effektiv im Raum verteilt wird und somit mehr Heizenergie benötigt wird, um die gewünschte Temperatur zu erreichen. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Zugluft aus einem Kachelofen zu vermeiden. Eine Möglichkeit ist, den Ofen richtig einzustellen und sicherzustellen, dass er richtig befüllt ist. Ein gut befüllter Ofen hält die Wärme länger und verringert somit den Kohleverbrauch. Es ist auch wichtig, dass der Ofen richtig abgedichtet ist und keine Lücken hat, durch die Zugluft eindringen kann. Wenn der Ofen gut abgedichtet ist, wird die Wärme besser im Raum gehalten und der Kohleverbrauch sinkt. Die Kriegswirtschaft im Dritten Reich war auf den effektiven Einsatz von Ressourcen angewiesen, um die militärischen Bemühungen des Regimes zu unterstützen. Dazu gehörte auch der Einsatz von Kohle als Energiequelle für die Heizung von Gebäuden. Wenn die Kachelöfen der Bevölkerung gut abgedichtet waren, konnte die Wärme besser im Raum gehalten werden und somit weniger Kohle verbraucht werden, um die gewünschte Raumtemperatur zu halten. Dies bedeutete, dass mehr Kohle für andere Zwecke, wie beispielsweise die Herstellung von Stahl oder die Betankung von Kriegsschiffen, zur Verfügung stand.


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„Der Kohlenklau“ – Spinnstoffe sammeln

Ein dritter Aufklärungs-Propagandafilm hat das Thema Textilstoffe und deren Wiederverwertung. Der Spot referenziert dieses Mal nicht auf Kohlenklau, jedoch hat Will Dohm einen weiteren Auftritt als Thomas und auch seine Haushälterin Frau Schmoller ist wieder dabei. Dieses Mal reist Thomas mit dem Zug und versucht eine junge Dame anzuflirten, die von seiner Krawatte abgelenkt wird. Wie üblich ist die ganze Geschichte auch dieses Mal wieder gereimt:

Thomas fühlt sich hochbeglückt,
denn her hebt und schiebt und rückt,
Taschen, Koffer, Kisten, Tasten,
das Gepäcknetz zu belasten.
Er genießt in vollen Zügen
seiner Hilfsbereitschaft Lob
und es macht ihm nur Vergnügen.
Thomas ist ein Mann, kein Snob!
Unter allgemeiner Sitte
sagt er: Nichts zu danken! Bitte!
Ihn erregt, er weiß nicht wie,
sonderbar sein Vis-A-Vis.
Irrt er sich, ist er verrückt
oder hat sie ihn entzückt angelächelt?
Es ist wahr,
Thomas aller Zweifel bar
sagt sich: „Sieh mal einer an,
auf die wirke ich als Mann!“
Jäh fühlt er sein Herz entglommen
und um ins Gespräch zu kommen,
das ihn etwas näher brächte,
fragt er, ob sie lesen möchte.
„Wieder lächelt sie, sie lacht!
Hab ich etwas falsch gemacht?
Denn ihr Schmunzeln, eiderdaus
sieht nach Schadenfreude aus.“
Er wird das Abteil verlassen
und im Gang Entschluss fassen.
Doch ein kurzer Seitenblick
spiegelt ihm sein Missgeschick.
Ach natürlich, die Krawatte
und die beste, die er hatte.
Er begibt sich eilig fort
und am ungestörten Ort
hüllt er das Fragment von Seide in Papier.
Zu ihrer Freude kommt am Ende
es postalisch in Frau Schmollers gute Hände.
Thomas schickt’s und schreibt dazu:
„Beste Schmoller, Sie empfangen
anbei, was entzwei gegangen.
Tun Sie es zu dem Paket,
das auf meinem Schreibtisch steht.
Wie Sie wissen, jeder Fetzen
kann Verbrauchtes neu ersetzen.
Wenn die Spinnstoffsammlung kommt,
mein Paket als Gabe prompt!
Und vielleicht auch können Sie,
ohne dass Sie sich berauben
Ein paar Lumpen irgendwie
irgendwo zusammenklauben.“

Plakatmotiv Spinnstoff-Sammlung 1942

Die Altkleider- und Spinnstoffsammlungen im Dritten Reich waren keineswegs gemeinnütziger Natur, sondern Teil der Kriegswirtschaft des Regimes und dienten dazu, Materialien für die Herstellung von Uniformen und anderen militärischen Gütern zu sammeln. Die Sammlungen wurden zunächst als Teil einer Kreislaufwirtschaft zur Ressourcenschonung für die Konsumgüterproduktion dargestellt, aber im Sommer 1941 wurde die Propaganda geändert, um die Bevölkerung zu motivieren, an den Sammlungen teilzunehmen. Die Sammlungen wurden auch genutzt, um die Herkunft von Textilien aus den Konzentrationslagern zu vertuschen, die unerkannt in den deutschen Markt gebracht werden konnten. Die Spinnstoffsammlungen waren ein wichtiger Bestandteil der Kriegswirtschaft im Dritten Reich und trugen dazu bei, die militärischen Bemühungen des Regimes zu unterstützen.


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Schauspieler und Sprecher Will Dohm

Will Dohm wurde am 8. April 1897 in Köln-Dellbrück geboren. Er wuchs in Wiehl auf und schloss 1914 das humanistische Gymnasium in Köln ab. Nach dem Ersten Weltkrieg arbeitete Dohm als Bankangestellter in Köln und nahm zusätzlich privaten Schauspielunterricht bei Georg Kiesau. Sein Schauspieldebüt gab er 1921 am Stadttheater in Mühlhausen in Thüringen. Danach folgten Engagements an Theater in Aachen, Köln und Stuttgart, bevor er 1926 nach München zu den Kammerspielen wechselte. Bis 1937 war Dohm an den Münchner Kammerspielen tätig, wo er unter anderem in Stücken wie „Die Räuber“ und „Oktobertag“ auftrat. Von 1937 bis 1945 arbeitete er am Staatstheater Berlin und verkörperte dort Rollen wie Sosias in „Amphitryon“ und Falstaff in „Die lustigen Weiber von Windsor“. Für die Energiespar-Propaganda des NS-Regimes schlüpfte Dohm mehrfach in die Rolle des „Thomas“.

Dohm stand 1944 auf der „Gottbegnadeten-Liste“ des Reichsministeriums für Volksaufklärung und Propaganda. Die „Gottbegnadeten-Liste“ war eine von der Reichspropagandaministerium während des Zweiten Weltkriegs in Deutschland erstellte Liste von Künstlern und Kulturfiguren, die als wichtig für das Nazi-Regime angesehen wurden und daher von der militärischen Einberufung befreit waren. Die Aufnahme eines Künstlers auf die Liste wurde als hohe Auszeichnung betrachtet, da sie bedeutete, dass seine Talente für den Kriegseinsatz als wichtig angesehen wurden.

Will Dohm wurde 1944 auf die „Gottbegnadeten-Liste“ aufgenommen. Das bedeutet, dass das Nazi-Regime ihn als wichtigen Künstler betrachtete und daher von der militärischen Einberufung befreite. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass die Aufnahme auf die Liste nicht unbedingt eine Unterstützung für das Nazi-Regime oder dessen Ideologie bedeutete. Viele Künstler und Kulturfiguren wurden gegen ihren Willen auf die Liste aufgenommen und mussten sich den Forderungen des Regimes unterwerfen, um ihre eigene Karriere zu schützen.

Nach dem Krieg kehrte er wieder an die Münchner Kammerspiele zurück. Neben seiner Bühnenkarriere war Dohm auch in über 50 Filmen zu sehen, meist in komischen Rollen. Er gab 1928 sein Filmdebüt in zwei Inszenierungen von Karl Grune und trat später in Produktionen wie „Der Tunnel“ und „Allotria“ auf. Dohm arbeitete auch als Sprecher für den Hörfunk und die Filmsynchronisation und lieh seine Stimme unter anderem Lionel Barrymore und Oliver Hardy. Er war von 1937 bis zu seinem Tod im November 1948 mit der Schauspielkollegin Heli Finkenzeller verheiratet und hatte zwei Kinder mit ihr, einen Sohn und eine Tochter, die ebenfalls Schauspieler wurden.


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„Kohlenklau“-Übersicht | Liese und Miese


Quellen und weiterführende Literatur

  • Eigene Sammlung und Recherchen
  • LVR-Industriemuseum: „Spendenbescheinigung der Reichs-Spinnstoff-Sammlung“, Online-Exponat, abgerufen am 22.12.2022

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