Collection Heroes

Forschung & Sammlung

Salamander-Doppeldecker im Deutschen Technikmuseum Berlin

Eine der bekanntesten Salamander-Werbungen befindet sich heute im Technikmuseum Berlin. Sie ist deshalb so besonders, weil der Werbeträger so imposant ist: Ein Doppeldecker Schnauzenbus der Berliner Verkehrsbetriebe BVG aus dem Jahr 1939, der inklusive des ikonografischen Werbeslogans „Wir tragen SALAMANDER“ auf der Außenfläche zwischen Ober- und Unterdeck liebevoll restauriert wurde. Der museale Bus der alten Linie A16 steht im nicht zugänglichen Depot und kann daher in der Regel nur außerordentlich besichtigt werden. Dennoch hat er auch deshalb so große Bekanntheit erlangt, weil er für eine Modellauto-Nachbildung des Herstellers Wiking vermessen wurde und seither auch im Maßstab 1:87 und 1:160 in vielen Haushalten Werbung für Salamander fährt.


Lurchi-Übersicht | Lurchi Figuren | Lurchi Hörspiele


Im Deutschen Technikmuseum Berlin ist ein faszinierendes Relikt aus vergangenen Zeiten zu bewundern: Ein alter Linienbus der A16 mit aufmerksamkeitsstarker Werbung für den Schuhhersteller Salamander aus der Sammlung der Berliner Verkehrsbetriebe BVG. Dieser Bus, ein D38 Modell, symbolisiert eine Ära des städtischen Verkehrs in Berlin, geprägt von der markanten Schnauze, kraftvollen Dieselmotoren und ikonischen Werbeaufdrucken. Inmitten des Kommunalverkehr-Depots erzählt dieses historische Fahrzeug eine Geschichte von Fortschritt, Wandel und dem unverkennbaren Charme des öffentlichen Nahverkehrs in der deutschen Hauptstadt.

Die Baureihe D38 hatte eine bewegte Geschichte, die eng mit den Ereignissen des Zweiten Weltkriegs verbunden war. Ursprünglich wurden zwischen 1934 und 1940 etwa 200 dieser Busse von drei verschiedenen Herstellern bezogen und prägten das Stadtbild Berlins. Zu den Produzenten gehörten die namhaften Firmen Daimler Benz (DB D38) mit 100 Stück, Büssing (Bü D38) mit 90 Stück und Henschel (HS D38) mit 10 Omnibussen. Während des Krieges mussten einige Busse abgegeben werden, und die verbleibenden wurden auf Gasantrieb mit Tank im Oberdeck umgerüstet. Trotz dieser Herausforderungen blieben die D38-Busse wichtige Bestandteile des städtischen Verkehrsnetzes. Nach Kriegsende fanden die verbliebenen Modelle der D38-Baureihe weiterhin Verwendung im öffentlichen Nahverkehr, bevor sie schließlich ausgemustert und durch modernere Fahrzeuge ersetzt wurden. Heute sind diese Busse historische Relikte, die in Museen wie dem Deutschen Technikmuseum Berlin bewundert werden können, wo sie die Besucher an vergangene Zeiten erinnern.

Die Busse der D38-Baureihe waren technische Pioniere ihrer Zeit und setzten Maßstäbe im städtischen Verkehrswesen. Als dreiachsige Omnibusse boten sie eine einzigartige Flexibilität und Effizienz.  Mit leistungsstarken Dieselmotoren, die eine Kraft von entweder 140 PS (Daimler) oder 145 PS (Büssing / Henschel) boten, waren sie in der Lage, große Lasten zu befördern und gleichzeitig eine hohe Geschwindigkeit zu erreichen. Ihr Interieur bot Platz für 75 Passagiere, dank 28 Sitzplätzen und 15 Stehplätzen im Unterdeck sowie zusätzlichen 32 Sitzen im Oberdeck. Das Gerüst des Unterdecks wurde in Stahlleichtbauweise gefertigt und das des Oberdecks aus Holz, beide verkleidet mit Aluminiumplatten aus dem Mainzer Werk der Westwaggon Union, vormals Waggonfabrik Gebrüder Gastell. Diese Konstruktion verlieh den Bussen nicht nur eine robuste Struktur, sondern auch ein leichtes Gewicht, was ihre Manövrierfähigkeit und Kraftstoffeffizienz verbesserte. Die bemerkenswerte Langlebigkeit der Baureihe resultierte aus der Austauschbarkeit wichtiger Komponenten wie Motor, Vorderachse, Lenkung, Kupplung und Getriebe, was die Wartung und Reparatur erleichterte und die Einsatzdauer verlängerte.

Grundriss des Büssing D38 (nach Zeichnungen der BVG)

Die D38-Busse waren nicht nur technologische Vorreiter, sondern auch ästhetisch ansprechend mit ihrer imposanten Erscheinung und den gut sichtbaren Werbeflächen am Oberdeck. Besonders markant gerade gegenüber heutigen Bauweisen war aber ihre Schnauzenform der Motorhaube. Das ausgestellte Exemplar im Technikmuseum Berlin ist ein Bü D38 Doppeldecker des Herstellers Büsing aus dem Jahr 1939. Der markante Bus mit der Bus-Nummer 307 und der Motornr. 72 451 hat eine besondere Geschichte. Ursprünglich ab 1939 im aktiven Dienst, erlitt er nach dem Krieg schwere Schäden am Oberdeck, als er an einer Brücke hängenblieb. Kurzerhand entschied man, das Oberdeck abzumontieren und den Bus in ein Arbeitsfahrzeug umzubauen. 1956 erhielt das Fahrzeug dann das Dach eines anderen Busses und wurde bis 1958 wieder als Doppeldeckerbus genutzt. Mindestens ein anderer Bus der gleichen Bauart, der mit der markanten Salamander-Reklame im Einsatz waren, waren bis in die 70er Jahre hinein im Linendienst (Vgl. Leber 1974). Seit 1993 befindet sich der Bus im Museumsdepot des Technikmuseums Berlin, nachdem er sich zuvor bereits an anderem Standort in der Sammlung der BVG befand, wo er als liebevoll restaurierter Zeuge vergangener Zeiten dient. Die Zielangabe „A16 Breitenbachplatz“ erinnert an die einstige Rolle des Busses im Berliner Verkehrssystem, wo er die Bezirke Wedding und Steglitz/Dahlem miteinander verband.


#Anzeige

Salamander-Bus im „Historische Fahrzeuge “ Katalog – Buch auf ebay

Salamander-Bus im „Historische Fahrzeuge “ Katalog – Buch auf Amazon


„Wir tragen Salamander“

Den Linienbus ziert seitlich der Slogan „Wir tragen SALAMANDER“, der klar auf Zusammengehörigkeitsgefühl und Gruppenpsychologie setzt. Er ist durch Fotografien für das Jahr 1974 als Aufschrift auf Linienbussen der BVG-Westspeziell auch für die Buslinie A16 belegt (Vgl. Leber / Imago). Es ist denkbar, dass es sich bei diesen Aufnahmen aus den 1970ern bereits um den Museumsbus handelt, der von der BVG im Rahmen von Aktionstagen und Ausstellungen wieder in Betrieb genommen worden war. In diesem Fall wäre die Historizität der Reklame nicht zweifelsfrei belegt, da es keine früheren Aufnahmen des Slogans auf einem Bus im Straßenverkehr gab. Formulierung und Gestaltung erinnern stark an die Linienbus-Werbung „Berlin raucht JUNO“ auf BVG-Linienbussen in den späten 1930er Jahren. Womöglich könnte es sich bei dem Salamander-Slogan um eine kluge Anlehnung an diese sicher sehr erfolgreiche Werbung handeln.

Linie A16 Breitenbachplatz

Der Museumsbus trägt die Buslinien- und Zielort-Kennung „A16 – Breitenbachplatz“. Diese stammt anders als der D38 Doppeldecker nicht aus den 1930er Jahren, sondern aus den 50ern. Ab 1951 ist die Linie A16 zwischen Seestraße im Wedding und Breitenbachplatz in Steglitz belegt. Die Benennung der Buslinien mit dem Buchstaben „A“ diente in den 50er und 60er Jahren der besseren Unterscheidbarkeit von Bus- und Straßenbahnlinien.

Als der Büssing D38 im Jahr 1939 in Dienst gestellt worden war, gab es die Linie A16 noch nicht. Mit Endstation Breitenbachplatz, der durch die U-Bahn-Linie A II auch eine U-Bahn-Verbindung zum Alexanderplatz (entspricht heute Teilstrecken der Linien U3 Breitenbachplatz <> Gleisdreieck und U2 Gleisdreieck <> Alexanderplatz) hatte, verkehrten die Buslinien 19 (ebenfalls Alexanderplatz, wurde 1940/41 eingestellt) und 32 (Bhf. Marienfelde). Das Busliniennetz der BVG war damals bei weitem noch nicht so stark ausgebaut wie heutzutage. In den Kriegsjahren und frühen Nachkriegsjahren war die Flotte stark dezimiert und der Busverkehr sehr eingeschränkt. Private Busunternehmen bedienten einen teil der Streckenabschnitte. Ab 1949 ist die alte Linie 32 als Linie A32 wieder belegt. Die Linie A16 der BVG-West ging 1951 in Betrieb und führte anfangs bis zur Seestraße, ab 1956 bis zum Oskarplatz (seit 1961: Louise-Schroeder-Platz), ab 1964 bis zur Osloer Str./Drontheimer Str. und ab 1976 bis zur Klemkestr./Sommerstr. in Reinickendorf. Nach der Wende wurde der Linienverlauf ab 1991 noch einmal geändert und die Linie 16 fuhr bis Büdnerring. 1992 bekam die Linie die neue Nummer 106 und ab 1993 wurde die Linie nach über 40 Jahren eingestellt. Im gesamten Zeitraum aber fungierte der Breitenbachplatz als Endhaltestelle der Linie im Berliner Süden (Vgl. jeweils Berliner Linienchronik).


#Anzeige

Salamander-Bus im „Historische Fahrzeuge “ Katalog – Buch auf ebay

Salamander-Bus im „Historische Fahrzeuge “ Katalog – Buch auf Amazon

Wiking Salamander Doppeldecker auf ebay suchen


Zum Museum für Verkehr und Technik Berlin


Merchandise zum Salamander Doppeldecker

Der Salamander-Bus in der Literatur

Der Salamander-Doppeldecker findet sich auch unter der Bezeichnung „Doppeldeck-Omnibus Nr. 307 von 1939“ im Buch „Historische Fahrzeuge in Berlin“ von Rainer Schipporeit. Hierbei handelt es sich um eine offizielle Publikation  des Museums für Verkehr und Technik Berlin aus dem Jahr 1991, welche historische Busse, Straßenbahnen, U-Bahnen und S-Bahnen katalogartig vorstellt. Die Redaktion des Museums unter Schipporeits Leitung stellte für das Buch Fotografien, technische Zeichnungen, technische Daten und die Objektgeschichten der einzelnen Ausstellungsstücke zusammen. Das Bildmaterial im Fall des Salamander-Busses steuerte die BVG bei.

Der Ausstellungskatalog ist regulär im Buchhandel nicht mehr erhältlich. Antiquarisch kann man das Buch aber noch gut finden. Wer seine Salamander-Sammlung entsprechend erweitern möchte, sollte mit einem Sammlerpreis zwischen 10 und 20 Euro rechnen.


#Anzeige

Salamander-Bus im „Historische Fahrzeuge “ Katalog – Buch auf ebay

Salamander-Bus im „Historische Fahrzeuge “ Katalog – Buch auf Amazon


Der Salamander-Bus im Modellbau

Kommunalverkehr-Sammlung der BVG

Seit vielen Jahren besteht die historische Fahrzeugsammlung der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) als bedeutendes Archiv des öffentlichen Nahverkehrs in Berlin. Ihre Anfänge reichen bis in die 1960er Jahre zurück, als die BVG begann, Fahrzeuge in einem ehemaligen Straßenbahnbetriebshof in der Britzer Gradestraße zu sammeln. Nach der Schließung dieses Standorts im Jahr 1993 wurden die Fahrzeuge in die Monumentenhalle des Deutschen Technikmuseums in Berlin-Schöneberg verlegt. An vier Sonntagen im September öffnete das Depot die Pforten und ermöglichte interessierten Besuchern, den Fuhrpark anzusehen. Die imposante Sammlung umfasst insgesamt 32 historische Fahrzeuge, darunter 14 Busse, 11 Straßenbahnen und 7 U-Bahn-Wagen. Das älteste Fahrzeug stammt aus dem Jahr 1865 und ist einer der ältesten erhaltenen Straßenbahnwagen Europas. Zu den Höhepunkten zählen auch die berühmten „Doppeldecker-Schnauzenbusse“ wie der Büssing D38 Salamander-Bus aus der Vorkriegszeit und U-Bahn-Wagen aus den 1930er Jahren.

Die Sammlung hat stets das Ziel verfolgt, die Geschichte des Berliner Nahverkehrs zu bewahren und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. 2023 ging das Eigentum an der Sammlung von der BVG auf das Technikmuseum über, wo Teile der Fahrzeugflotte fortan auch regelmäßiger ausgestellt werden sollen. Die Monumentenhalle, in der sich der Salamander-Doppeldecker befindet, ist indes ist derzeit nicht mehr zugänglich, da sie sanierungsbedürftig ist.


Zur Lurchi-Übersicht | Literatur über Lurchi | Lurchi Spielsachen


Quellen und weiterführende Literatur

  • Eigene Sammlung und Recherchen
  • Reiner Schipporeit (Redaktion): „Doppeldeck-Omnibus Nr. 307 von 1939“, in Museum für Verkehr und Technik Berlin (Hrsg): „Historische Fahrzeuge in Berlin: Busse, Straßenbahnen, U-Bahn, S-Bahn“ (1991), S. 26
  • Deutsches Technikmuseum: „Doppeldeckomnibus Nr. 307 Typ BÜ D 38“, Inventar auf der Website Museum Digital, abgerufen am 07.02.2024
  • Michael Frenzel: „D38 – Doppeldecker D38“, private Website, abgerufen am 07.02.2024
  • Fabien Sawall: Linienübersichten der Jahre 1939, 1941, 1951, 1956, 1964, 1966, 1971, 1976, 1991, 1992 und 1993, Private Website „Berliner Linienchronik“, abgerufen jeweils am 07.02.2024
  • Gerhard Leber (Foto): „Berlin, ca. 1974, Straßenszene, Flughafen Tempelhof“, 1.7.1974, in „Imago Images“ (Bilddatenbank), abgerufen am 7.2.2024
  • Gerhard Leber (Foto): „BVG, ca. 1974, Berlin, Nahverkehr, Bus mit Werbung von Salamander“, 1.8.1974, in „Imago Images“ (Bilddatenbank), abgerufen am 7.2.2024
  • Deutsches Technikmuseum Berlin (DTMB): „Deutsches Technikmuseum übernimmt Sammlung der BVG“, Pressemitteilung vom 19.01.2023, Onlineversion auf der Museums-Website, abgerufen am 07.02.2024

Lange schallt’s im Walde noch:
Salamander lebe hoch!


Collection Heroes ist eine redaktionelle Seite, die sich mit eigener Sammlung und Forschung beschäftigt und zugleich eine Anleitung für andere Sammler und Forscher gibt. Alle Texte auf dieser Seite sind selbst recherchierte und verfasste Texte. Irrtümer und Änderungen vorbehalten. 

© Alle Abbildungen sind, soweit nicht anders gekennzeichnet, eigene Fotografien. Das Urheberrecht an der Gestaltung der abgebildeten Objekte liegt bei ihren jeweiligen Illustrator:innen und Produktgestalter:innen, die nach Möglichkeit und bester Kenntnis genannt werden. „Salamander“ und „Lurchi“ sind lange eingetragene Warenzeichen der Salamander AG und Salamander GmbH gewesen. Das Copyright der Illustrationen liegt bei Salamander, bzw. hinsichtlich der Lurchi-Bücher beim Esslinger Verlag. Lurchi ist seit 2023 eine Marke von Supremo. 

Kauf-, Tausch- oder Verkaufsanfrage zu einem der Objekte stellen.

Collection Heroes nimmt am Amazon und am ebay Partnerprogramm teil. Für qualifizierte Verkäufe erhält der Betreiber dieser Seite eine Provision, welche jedoch keinen Einfluss auf die redaktionelle Berichterstattung hat.