Collection Heroes

Forschung & Sammlung

Lurchi Fernsehserie und Kinofilm

Das Jahr 2005 sollte ein denkwürdiges werden. Jahrzehnte lang hatten die Fans des Comichelden Lurchi sich gefragt: Kommt eines Tages auch ein Lurchi-Film ins Kino oder eine Lurchi-Serie ins Fernsehen? Es schien, als habe EnBW die Freunde Lurchis erhört. Der Energieversorger hielt für eine Zeit lang die Mehrheit an dem kriselnden Schuhkonzern. Teil der Übernahme waren die Verwertungsrechte an Lurchi und seinen Freunden. Der Salamander trat fortan auch als Maskottchen im Basketball-Sport auf. Doch die Verwertung sollte noch viel weiter gehen. Ein Projektteam schlug eine 26teilige Trickserie und einen Kinofilm vor, Wissens- und Wertevermittlung für Kinder und sogar einen eigenen Freizeitpark. Lurchi hätte von der Kultfigur der Nostalgiker zur Kultfigur einer neuen Generation werden können und ähnlich Micky Maus oder Yps hätte es regelmäßig erscheinende Hefte mit Heft-Gimmick geben können. Mit Studio 88 war eine Produktionsfirma gefunden und mehrere Öffentlich-Rechtliche Rundfunkanstalten zeigten Interesse. Doch das Schicksal hat es nicht gut mit dem Projekt gemeint. Als das Projekt gerade konkret wurde und ein erster Animationsteaser produziert war, stieß die EnBW Salamander wieder ab, veräußerte die Rechte und aufgrund eines Medienskandals im ARD Vorabendprogramm zogen sich Sender und Geldgeber zurück.


Lurchi-Übersicht | Lurchi Figuren | Lurchi Hörspiele


Der neue Fernseh-Lurchi

Für das neue Medium sollte zunächst der alte Lurchi modernisiert werden. Interessanterweise nahmen die Entwürfe viele der von Dietwald Doblies 2000 eingebrachten Veränderungen wieder zurück. Lurchi und Hops waren wieder bis auf die Schuhe unbekleidet, Unkerich trug nur Mütze und Gürtel, Mäusepiep nur Hose und lediglich Igelmann und Zwerg Piping waren voll bekleidet. Piping war außerdem unter Rücknahme der Verjüngungskur wieder der Älteste der Truppe. Es wäre ein Reboot der Charaktere fürs TV geworden, an dessen Ansprüche die Gestaltung der Freunde angepasst war. Die neuen Charaktere hätten Nostalgiker und Kinder gleichermaßen angesprochen. Lurchi & Co hätten neue Charakterdesigns und neue Behausungen bekommen. Lurchi wäre als Denker und Hopps als Sportler klarer vom jeweils anderen abgegrenzt worden. Piping wäre ein etwas wunderlicher Zwergenmagier und Alchemisten geworden und Unkerich und Mäusepiep hätten sich innerhalb des Freundeskreises besonders miteinander angefreundet.

Neue Personen wie Unkerischs Mitbewohner, eine Spinne, oder ein blinder Pelikan namens Nabukov wären aufgetreten. In der Hintergrundgeschichte wäre erstmals bekannt geworden, wie die Freunde zueinander fanden. Dabei wurde alles bis ins Detail durchkonzipiert, um keine Kontinuitätsfehler zu produzieren und die Figurenvermarktung anschließend groß ausrollen zu können. Die Geschichten der 26 geplanten Episoden der Lurchi-Serie sollten es Lurchi als ganz normalem Salamander-Jungen erlauben, Abenteuer zu erleben, Verantwortung und Kompromissbereitschaft zu lernen und den Kindern in jeder Hinsicht ein gutes Vorbild zu sein. Alle Geschichten sollten einen für Kinder erfassbaren Alltagsbezug haben. Aber auch an einen Bösewicht war gedacht: Der schwarze Salamander sollte der Antagonist zu Lurchi werden.

Das neue Logo

Auch ein neues Logo wurde für Lurchis Ausflüge ins Bewegtbild entworfen und 2005 von Salamander als Marke angemeldet. Die sechs Buchstaben des Namens „LURCHI“ standen dabei jeweils für einen der Lurchi-Freunde. Das lange rote L für Zwerg Pipings rote Kleidung, das grüne, geschwungene U mit dem weißen Fleck für den sportlichen grünen Hopps mit seinem weißen Bauch, das schwarze R mit dem Salamander-Schwanz für Lurchi, das graue C mit den Stacheln für den Kopf von Igelmann, das gelbe H mit den orangefarbenen Punkten für Unkerich mit seinen Flecken und das blaue I für Mäusepieps blaue Hose. So sollten alle Freunde Lurchis gleichberechtigt nebeneinander stehen, auch wenn der Lurch der titelgebende Held ist. Insgesamt bekamen alle Charaktere mehr Tiefe und Individualität, mussten sich aber immer wieder auch als Team beweisen.

Lurchi und das Geheimnis von Pangäa – Der Kinofilm

Lurchi Vollgummi-Figur zur Fernsehserie 2005

Auch im Salamander-Kinofilm hätte der Lurch eine Rolle gespielt. Dort war der böse, schwarze Salamander als Lurchis Onkel gedacht. „Lurchi und das Geheimnis von Pangäa“ drehte sich um das Lüften eines jahrtausendealten Geheimnisses in Form einer Formel und dreier geheimer Pyramiden. In Südamerika kommen die Freunde dem Rätsel auf die Spur, doch auf der Heimreise wird Lurchi von seinem Oheim entführt, der eigene Pläne für den vermeintlichen Schatz hat. Als blinder Passagier eines Schiffes gelingt ihm die Flucht nach Ägypten, doch seine Freunde sind schon ohne ihn weitergezogen. Mit Hilfe einer Archäologen-Tochter und der Sphinx höchstpersönlich gelingt die Wiedervereinigung. Lurchis Onkel taucht in letzter Sekunde auf und nimmt die Formel an sich. Schließlich muss Lurchi muss sich entscheiden, ob er lieber die Formel oder sich und seine Freunde rettet. Und lange schallt die Wüste noch: Salamander lebe hoch! „Das Geheimnis von Pangäa“ war als 2D-animierter Film für den internationalen Markt gedacht, weshalb Lurchi und seine Gefährten auch bereits Internationale Namensversionen bekamen, die aber nicht überliefert sind.

Das Massensterben der Lurchi-Vielfalt

So wie es auf dem Urkontinent Pangäa zu einem Massensterben der Arten kam, war es leider auch schnell mit den guten Lurchi-Ideen bei EnBW vorbei. Zwar gelang es noch, den ausgestiegenen SWR durch den Bayrischen Rundfunk zu ersetzen und alles war bereit, Geldgeber für das Lurchi-Animationsprojekt aufzutreiben, doch Mitte 2005 erschütterte ein Erdbeben den Lurchi-Kosmos. Die ARD hatte aufgrund journalistischer Recherchen großen Ärger mit Product Placement in der Vorabendserie „Marienhof“. Da schien eine Finanzierung und Produktion des Cartoons der einstigen Werbefigur einer Schuhmarke plötzlich fehl am Platz. Zwar hatten die Lurchi-Trickfilme nichts mehr mit den Salamander-Schuhen zu tun, doch der Bayrische Rundfunk und immer mehr Geldgeber machten einen Rückzieher. Auch seitens EnBW konnte man die Projekte nicht weiter verfolgen, da der Konzern im Rahmen seiner Sanierung Salamander und Lurchi wieder verkaufen musste.

Lurchi Film-Merchandise

Zum Lurchi-Film findet man heute nur noch durch intensive und gezielte Recherche wenige Informationen in den Webarchiven des Internets. Nachlesen kann man die gesamte Geschichte aber auch bei Siegmund Riedel in seinem Artikel „‚Lurchi – das Geheimnis von Pangäa‘ oder ‚Es hätte auch anders kommen können‘“ in „Sammlerherz“ Heft 12 aus dem Jahr 2012. Dort gibt es neben weiteren Informationen auch einige exklusive Bilder aus Konzeptzeichnungen, Storyboards und fertigen Animationen, die Produzent Guido Schmelich beisteuerte. Das Sammlerherz sei jedem Lurchi-Fan und -Sammler sehr ans selbige gelegt – genau wie alle anderen Lurchi-Recherchen von Siegmund Riedel. Das Heft ist leider vergriffen und nur noch antiquarisch erhältlich. Auf ebay kann man es allerdings gelegentlich finden.

Obwohl die Zeichentrickfilm-Bemühungen noch vor der Produktion wieder gekippt wurden, haben es einige Merchandise-Artikel aus der Planung in die Produktion geschafft. Vom Trickfilm-Lurchi wurde eine große Vollgummi-Figur hergestellt und mit dem neuen Lurchi-Logo gibt es ein Kugelschreiber, der ab und an auf dem Sammlermarkt auftaucht. Beide Objekte sind in Kleinstauflagen entstanden, rar und werden dementsprechend hoch gehandelt.

Lurchi Promofilm

Im Jahr 2005 wurde ein animierter Promofilm geschaffen, der Öffentlichkeit und Finanziers auf die Serie und einen möglichen Kinofilm einstimmen sollte. Schauspieler Matthias Schweighöfer lieh dem Lurchi-Film seine Stimme. Auf der mittlerweile nicht mehr existierenden Website srfilm gab es lange eine bebilderte Zusammenfassung, die zumindest textlich auch auf der ebenfalls nicht mehr existenten Seite von atelierbuschemedia zu finden war:

Man darf gespannt sein. Denn irgendwo da draußen, im idyllischen Ambiente einer beschaulichen Flusslandschaft lebt er. Lurchi, ein ganz normaler Bursche mit ganz normalen Fragen an das Leben, aber einer nicht ganz so normalen Vergangenheit. In großen und kleinen Abenteuern des Lebens lernt er Verantwortung zu übernehmen, Kompromisse einzugehen, zu beschützen, zu siegen aber auch verlieren zu können. (2005, 3 Minuten, Animation)

Produktion Kidscript, Studio 88
Herstellungsleitung Sebastian Runschke
Konzeption Sandra Schneider, Roland Puchne
Animation Rex Avila, Jojo Monteron, Artila Alvarez, Alex Ragsac
Supervising Paul Stibal, Kai-Roman Schöttle
Sounddesign Alexander Krieg
Stimme Matthias Schweighöfer
Synchronisation Sven Piesker
Produktion Guido Schmelich, Roland Junker, Hans Gützlaff
Koordination Holger Busch

Zur Lurchi-Übersicht | Literatur über Lurchi | Lurchi Spielsachen


Salamander in Pangäa

Ur-Kontinent Pangäa (325 bis 150 Mio Jahre in der Vergangenheit)

Auch der Name „Pangäa“ war für den Kinofilm nicht zufällig gewählt. Pangäa (oder Pangaea) ist ein Urkontinent der Erde, der in den Erdzeitaltern des Paläozoikums und Mesozoikum alle Landmassen der Erde in einem Kontinent vereinte. Er existierte etwa vor 325 bis vor 150 Millionen Jahren, also vom Karbon bis hinein ins Jura. Pangäa war nicht der erste, aber der bisher letzte Superkontinent der Erde. Mit der Entstehung eines neuen Superkontinents durch die Plattentektonik der Erde wird frühestens wieder in 200 Millionen Jahren gerechnet. Wie genau er aussehen wird und ob er den Namen Novopangea, Pangaea Ultima, Aurica oder Amasia bekommt, steht noch lange nicht fest. Sicher ist aber, dass die Landmassen Pangäas, die in Form der heutigen Kontinente auseinander driften, sich eines Tages wieder zusammenschieben werden.

Der Kontinent Pangäa umfasste etwa 138 Millionen Quadratkilometer und sein Name setzte der Geologe Alfred Wegener aus altgriechisch „pan-“ (ganz, all) und „gaia“ (Erde, Land) zusammen. Pangäa dürfte sehr extreme klimatische Bedingungen besessen haben mit einem ausgeprägten Kontinentalklima und Temperaturen, die zwischen 44 Grad und minus 30 Grad schwanken konnten. Im Sommer wurden die äquatorial-nahen Küstenregionen von Mega-Monsunen heimgesucht, im Winter fiel reichlich Schnee, der im Sommer durch Schmelze zu Überschwemmungen führte. Trotzdem florierte das Leben auf dem Planeten. In die Übergangszeit vom Perm zum Trias fällt allerdings auch das große Massenaussterben, das vor ungefähr 250 Millionen Jahren etwa 75 Prozent der Landfauna und einen Großteil der Meeresfauna umfasste und den Weg zum Aufstieg der Dinosaurier ebnete. Als ursächlich dafür gilt vor allem ein großräumiger Flutbasalt-Ausstoß des Sibirischen Trapps über den Zeitraum mehrerer Hunderttausender Jahre.

Tatsächlich gab es vor vielen Millionen Jahren auch Salamander auf Pangäa. Der Metoposaurus algarvensis, der allerdings erst 2015, also zehn Jahre nach den Lurchi-Filmplänen, bei Ausgrabungen in Portugal entdeckt wurde, lebte vor etwa 230 bis 220 Millionen Jahren auf dem Superkontinent. Der Riesensalamander, der gemeinsam mit den ersten Dinosauriern aufkam, Maß etwa 2 Meter Körperlänge und brachte stolze 100 Kilogramm auf die Waage. Lurchis Urahn lebte vermutlich im Wasser und ernährte sich von Fischen. Fundstellen verwandter Amphibien gibt es auch in Afrika, Europa, Nordamerika und Indien. Die heute größten Salamander sind bis zu 1,5 Meter lang und leben in China und Japan.

Lurchi in Pangäa: Der Riesensalamander Metoposaurus algarvensis wurde 2 Meter lang, wog 100 kg und hatte ein Maul voller spitzer Zähne.

Quellen und weiterführende Literatur

  • Eigene Sammlung und Recherchen
  • Siegmund Riedel: “Lurchi – Das Geheimnis von Pangäa oder Es hätte auch anders kommen können”, in “Sammlerherz – Das Magazin für den Comic- und Nostalgiefreund”, Ausgabe 12 / November 2012, S. 46-47

Lange schallt’s im Walde noch:
Salamander lebe hoch!


Collection Heroes ist eine redaktionelle Seite, die sich mit eigener Sammlung und Forschung beschäftigt und zugleich eine Anleitung für andere Sammler und Forscher gibt. Alle Texte auf dieser Seite sind selbst recherchierte und verfasste Texte. Irrtümer und Änderungen vorbehalten. 

© Alle Abbildungen sind, soweit nicht anders gekennzeichnet, eigene Fotografien. Das Urheberrecht an der Gestaltung der abgebildeten Objekte liegt bei ihren jeweiligen Illustratoren und Produktgestaltern, die nach Möglichkeit und bester Kenntnis genannt werden. „Salamander“ und „Lurchi“ sind lange eingetragene Warenzeichen der Salamander AG und Salamander GmbH gewesen. Das Copyright der Illustrationen liegt bei Salamander, bzw. hinsichtlich der Lurchi-Bücher beim Esslinger Verlag. Lurchi ist seit 2023 eine Marke von Supremo. 

Kauf-, Tausch- oder Verkaufsanfrage zu einem der Objekte stellen.

Collection Heroes nimmt am Amazon und am ebay Partnerprogramm teil. Für qualifizierte Verkäufe erhält der Betreiber dieser Seite eine Provision, welche jedoch keinen Einfluss auf die redaktionelle Berichterstattung hat.