Dietwald Doblies ist tot. Der Lurchi-Zeichner starb am 3. Mai 2021 nach kurzer, schwerer Krankheit im Alter von nur 58 Jahren. Ein Schock für Familie, Angehörige, Fans und die Firma Salamander. Wie es nun mit Lurchi weitergeht, ist derzeit noch völlig unklar. Es ist das erste Mal in der bald 125jährigen Firmengeschichte und der etwa 85-jährigen Geschichte der Lurchi-Hefte, dass ein noch aktiver Zeichner außerhalb eines Weltkriegs verstorben ist. Es ist auch das erste Mal, dass die Newsmedien keinerlei Berichterstattung zeigen und sich zum Tod des Zeichners ausschweigen. Obwohl ich Dietwald Doblies leider knapp nicht mehr persönlich kennenlernen konnte, macht mich diese schreckliche Nachricht auf vielen Ebenen betroffen. Dies ist der Versuch eines Nachrufes, von dem ich mir so sehr wünschte, er müsste keiner sein.
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Dietwald, der Reformer
Dietwald Doblies wäre heute 59 Jahre alt geworden, doch stattdessen sitze ich, der ihn gar nicht wirklich kannte, da und schreibe mit Worten der Trauer und stillen Bewunderung einen Nachruf auf ihn. Als ich mich vor zwei Jahren an meinen Kindheitshelden Lurchi zurückerinnerte und mit dem Sammeln von Erinnerungsstücken zu Lurchi und der Firma Salamander und meiner eigenen Lurchi-Forschung begann, war sein Blog die erste Anlaufstelle für einen großen Wissensschatz. Er war die logische und digitale Fortführung der noch bis heute Maßstäbe setzenden frühen Lurchiforschungs-Website von René Granacher oder der journalistischen und wissenschaftlichen Arbeit von Werner Fleischer und Sigmund Riedel in den letzten Jahrzehnten. Mit Doblies geht ein enormer Wissensschatz unwiederbringlich verloren. Dietwald war einer von uns: Ein Lurchi-Fan durch und durch; darüber hinaus aber auch ein Insider mit tiefer Kenntnis, Zuneigung und Liebe zu allen Figuren des Lurchi-Kosmos. Seit Roger Willemsen hat mich keine Todesnachricht einer bekannten Persönlichkeit mehr so getroffen wie diese. Wie bei Willemsen bleibt nun immer die Frage, was da noch alles Bereicherndes und Schöngeistiges gekommen wäre.
Dietwald Doblies übernahm die Lurchi-Heftreihe bereits 1995 vom damaligen Zeichner Piiit Krisp. 2000 verlangte das Marketing von Salamander ein radikales Redesign der Figuren, mit dem sich Fans der früheren Comics von Heinz Schubel oder Peter Krisp nur schwer anfreunden konnten. Doch der Zeichner legte viel Kreativität und Leidenschaft für seine neugestalteten Figuren an den Tag, arbeitete auch deren Charaktere deutlicher heraus und trug maßgeblich dazu bei, dass Lurchi alle betriebswirtschaftlichen Kapriolen der Firma Salamander bis heute überstand. Die Leidenschaft für Comics war schon in Jugendjahren in ihm erblüht und zu Salamander fand er über eine Initiativbewerbung. Neben der Tätigkeit für den Schuhriesen war er auch als 3D- und Werbeillustrator tätig, zeichnete ein Nibelungen-Plakat und den Erwachsenen-Comic „Der verborgene Engel“. Kulturelle und künstlerische Anlehnungen baute er auch immer wieder gerne in seine Lurchi-Comics ein. „Dietwalds Dämonen“ ist der Titel eines Artikels im Quartier-Magazin, der mit immer wieder einfällt, wenn ich an den Künstler denke. In meiner Vorstellung sind das nicht die Figuren seiner Comics, sondern die Dämonen, die jeden Kreativen voran und in sein Schaffen hinein treiben.
Netzwerk für Lurchi-Fans
Dietwald Doblies gehörte zu den Menschen, die ich unbedingt kennenlernen und mit denen ich mich gerne noch vernetzen wollte, seit ich zu Lurchi forsche. Wie so oft im Leben war die fehlende Zeit der Grund, dass ich noch nicht dazu kam, denn auch die Miete will ja irgendwie gezahlt sein und das Sammel-Hobby steht eben immer etwas nach. Nun ist es ausgerechnet die Zeit, die ein Zusammentreffen für immer verbietet. Anders als meinem Kindheitshelden Lurchi, sind mir Zeitreisen leider bisher noch verwehrt.
Wie die Firma Salamander in tiefer Anteilnahme auf der Lurchi-Facebookseite mitteilte, verstarb Dietwald Doblies bereits am 3. Mai 2021 nach kurzer schwerer Krankheit in Hamburg. Er hinterlässt eine Lücke, die man kaum schließen kann, denn Doblies war ein Brückenbauer. Er baute Brücken zwischen großen Meistern vergangener Kunstepochen und modernen Comicbildern, er baute Brücken zwischen literarischen Genres und Kulturen. Er baute seine Brücken aber auch zwischen der Firma Salamander und den Fans der Lurchi-Comics, indem er transparent und voller Begeisterung über seine Arbeit und die Hintergründe der Comics berichtete. Nicht zu jeder Zeit war das Unternehmen für diese Fan-Nähe bekannt wie mit Dietwald, dem Nahbaren. Seine Website war und ist ein absoluter Schatz an Lurchi-Wissen und ein Anlaufpunkt für die Vernetzung der Lurchi-Freunde.
So viel an meiner eigenen Website ist noch im Aufbau, aber ich hoffe, hier irgendwann eine ähnliche Anlaufstelle für Sammler bieten zu können. Spannende Themen und Geschichten aus der Sammler- und Forscherwelt sind schon in Vorbereitung. Ich würde gerne die Vernetzung von Lurchi-Fans und -Sammlern fördern, um den kollektiven Erinnerungsschatz an eine durch Generationen getrennte und doch gemeinsame Kindheit und den schwarzgelben Helden zu bewahren. Ich habe daher für Sammler unter lurchi@creative-spotlight.de eine Mailadresse eingerichtet, über die ich zu erreichen bin. Vielleicht gelingt es uns, die Szene noch über allgemeine Comic-Foren hinaus etwas besser, direkter und persönlicher zu vernetzen.
Wie es mit Lurchi weiter geht, bleibt abzuwarten. Bisher hat Salamander sich nicht dazu geäußert, ob die Serie fortgeführt werden soll. Es ist aber davon auszugehen, dass es wie schon einige Male in der Vergangenheit eine Ausschreibung und einen Wettbewerb für eine/n Nachfolgezeichner/in geben könnte. Nach 26 Jahren keine leichte Aufgabe.
Doch darum soll es heute gar nicht gehen, denn ein Mensch ist viel zu jung von uns gegangen. Mein Beileid gilt allen, die Dietwald Doblies kannten oder die ihn wie ich gerne noch kennengelernt hätten, Freunden, Weggefährten, Bekannten und vor allem hinterbliebenen Verwandten.
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Wer bloggt hier eigentlich?
Hallo! Mein Name ist Stefan und ich bin Jahrgang 1981, also einer der „jüngeren“ Sammler. Aufgewachsen bin ich mit den Lurchi-Heften von Piiit Krisp und Georg Nickel, aber natürlich auch mit den Sammelbänden der Heinz Schubel Geschichten. Mein Sammelgebiet umfasst relativ breit alles zu Lurchi und zur Firmengeschichte von Salamander sowie deren handelnden Personen. Neben der Nostalgie finde ich auch den Werbe- und Marketing-Aspekt und den Einfluss der Firma Salamander auf die Strukturentwicklung besonders in Kornwestheim spannend. Zu meinen Lurchi-Schätzen zählen seltene Reklamemarken und Lurchi-Hefte, Original-Lurchi-Zeichnungen, Kunst aus dem Nachlass des 50er-Jahre-Salamander-Grafikers Franz Weiss, etliches an vergriffener Sekundärliteratur und vieles mehr, was ich nach und nach hier in meinem Blog für andere Sammler und Forscher aufbereitet vorstelle. In diesem Jahr hatte ich die große Ehre, den Lurchi-Zeichner meiner Jugend Piiit persönlich kennenzulernen und wie es dazu kam, ist einen ganz anderen Blogartikel wert. Wer sich mit mir vernetzen oder meine Sammelleidenschaft durch gegenseitigen Austausch unterstützen möchte, kann dies unter lurchi@creative-spotlight.de tun.
Lange schallt’s im Walde noch:
Salamander lebe hoch!
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