Der Fabrikant Ernst Gottlob Sigle (geboren am 7. März 1872 in Kornwestheim) war der jüngere Bruder von Jakob Sigle. Als fünftes Kind von Johann Christoph und Elisabeth Sigle geboren, folgte er früh seinem Bruder in den Beruf des Schuhmachers, stieg in dessen Fabrik erst zum Meister und dann zum technischen Leiter auf. Nach dem Tod des Bruders leitete er in den wichtigen Jahren 1932 bis 1956 den Aufsichtsrat der Salamander AG und prägte grundlegend und nachhaltig deren Erfolg.
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Ernst Sigle (1872 bis 1960) – Biografie
Die Geschichte Ernst Sigles beginnt in Kornwestheim. In eine Familie mit vier älteren Geschwistern hinein geboren, entschloss Ernst Gottlob sich schon früh, in die Fußstapfen seines älteren Bruders Jakob zu treten und das Schuhmacherhandwerk zu erlernen. Im Alter von 15 Jahren begann der junge Ernst eine Schusterlehre in der Werkstatt des großen Bruders. Unterbrochen wurde seine Lehre nur von einem anderthalbjährigen Militärdienst im Infanterieregiment Nr. 121 beim Arsenalbau sowie als Schuhmacher beim Bekleidungsamt des XIII. Königlich Württembergischen Armeekorps. Ab 1984 kehrte er als Meister in den Familienbetrieb zurück.
Ernst Sigle war stets an neuen Technologien interessiert, die der jungen Fabrik der Brüder Sigle einen Wettbewerbsvorteil bringen könnte. Er reiste nach Amerika, um sich mit den Neuerungen mechanischer Schuhproduktion vertraut zu machen und arbeitete dort als Volontär in verschiedenen Städten von Boston bis Massachusetts. Nach seiner Rückkehr wurde er 1898 Teilhaber der Sigle & Cie Handelsgesellschaft seines Bruders und übernahm deren technische Leitung. zwei Jahre später vermählte er sich mit der Tochter eines Schuhfabrikanten aus Pirmasens, Elisabeth Jünger. Bevor sich Ernst Sigle 1910 eine Villa in Kornwestheim erbauen ließ, zog es ihn noch einmal in die USA anlässlich der Weltausstellung für Schuh- und Lederwaren 1909.
Als die Gesellschaft 1916 in die J. Sigle & Cie Mechanische Schuhfabriken Aktiengesellschaft umgewandelt wird, steigt Sigle zum Vorstandsmitglied auf. Im gleichen Jahr stirbt seine Frau Elisabeth im Alter von nur 46 Jahren. Sigle beschließt daraufhin, die Vollwaise Maria Elsa Hermann als Pflegekind aufzunehmen und später auch zu adoptieren. Unmittelbar nach der Gründung seiner „Fabrikant Ernst Sigle Stiftung für wohltätige Zwecke“ im Jahr 1927 wird er zum Ehrenbürger der Stadt Kornwestheim ernannt. Nach Zusammenschluss der Vorgänger-Firmen zur Salamander AG wird Ernst Sigle 1930 Aufsichtsratsmitglied und übernimmt schon ein Jahr später dessen stellvertretenden Vorsitz. Während dieser Jahre reist Sigle weiterhin viel in die USA und nach Großbritannien, um sich technisch immer auf dem Laufenden zu halten. 1932 verleiht ihm die Technische Hochschule Stuttgart die Ehrendoktorwürde als Dr. Ing. und Sigle vermählt sich in zweiter Ehe mit der 28 Jahre jüngeren Emma Reimold.
Nach dem Tod des Bruders Jakob, rückt Ernst Sigle 1935 an die Spitze des Aufsichtsrats der Salamander AG nach, dessen Vorsitz er für 21 Jahre innehaben wird. Teilweise kritisch wird heute Ernst Sigles Rolle im zweiten Weltkrieg betrachtet. Dies liegt vor allem an der Rolle verschiedener Schuhfabrikanten, die sich mit dem dem Regime arrangierten und in die Materialtests des sogenannten Schuhläufer-Kommandos des KZ Sachsenhausen verstrickt waren. Die Rolle Salamanders im zweiten Weltkrieg ist immer wieder Gegenstand der Forschung. Acht Jahre vor seinem Tod erhielt Ernst Sigle 1952 das große Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland. Im gleichen Jahr benannte die Stadt Kornwestheim das neu gebaute Gymnasium nach ihm.
Ernst Sigle verstarb am 7. März 1960 in Kornwestheim. Dem Unternehmen Salamander, in dessen Aufsichtsrat er die letzten vier Lebensjahre noch den Ehrenvorsitz mit Stimmrecht hatte, war er ein Leben lang eng verbunden.
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Ernst Sigle Vita
- 1872 Geburt in Kornwestheim
- 1887 Schusterlehre bei Bruder Jakob Sigle
- 1892 bis 1894 Millitärdienst u.a. als Schuhmacher
- 1894 Meister im Betrieb seines Bruders Jakob Sigle
- 1896 bis 1897 Volontariat in den USA in Boston, Lynn und Brockton
- 1898 Teilhaber der Sigle & Cie Handelsgesellschaft
- 1900 Hochzeit mit Elisabeth Jünger
- 1909 Reise in die USA
- 1916 Vorstandsmitglied der J. Sigle & Cie Mechanische Schuhfabriken Aktiengesellschaft
- 1916 Verleihung des Württembergischen Charlottenkreuzes für Kriegswirtschaftspflege im Bezirk Ludwigsburg
- 1916 Tod der Ehefrau Elisabeth, Annahme einer Pflegetochter Maria Elsa Herrmann
- 1922 Adoption des Pflegekindes
- 1927 Gründung der „Fabrikant Ernst Sigle Stiftung für wohltätige Zwecke“
- 1927 Verleihung der Ehrenbürgerschaft der Stadt Kornwestheim
- 1927 Reise in die USA
- 1930 Aufsichtsratsmitglied der fusionierten Salamander AG
- 1931 Stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtsrates
- 1932 Verleihung der Ehrendoktorwürde Dr. Ing. durch die Technische Hochschule Stuttgart
- 1932 Hochzeit mit Emma Reimold
- 1935 Tod des Bruders Jakob Sigle – Ernst Sigle wird Aufsichtsratsvorsitzender
- 1952 Verleihung des Großen Verdienstkreuzes der Bundesrepublik Deutschland
- 1952 Benennung des Ernst Sigle Gymnasiums nach Ernst Gottlob Sigle
- 1956 Ehrenvorsitz des Aufsichtsrats der Salamander AG nach Ausscheiden als Vorsitzender
- 1960 Tod und Beisetzung in Kornwestheim
Lange schallt’s im Walde noch:
Salamander lebe hoch!
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