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Forschung & Sammlung

Schuhhaus Schantz (Kornwestheim)

In der Bahnhofstraße in Kornwestheim in unmittelbarer Nähe der Salamander-Fabrik eröffnete 1922 der Salamander Alleinverkauf von August Schantz. Das Schuhhaus, das über drei Generationen inhabergeführt wurde, erlangte einige Bekanntheit. Nicht nur war das Alleinverkaufsrecht für Salamander-Schuhe ausgerechnet in der Heimatstadt der Schuhmarke besonders prestigeträchtig, auch ein Lurchi-Heft aus diesem Schuhhaus schaffte es in die Medien, als es 2017 für 12.200 Euro als vermeintlich letzte erhaltene Erstausgabe versteigert wurde.


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Stempel des Schuhhauses (um 1950)

Schuhhändler August Schantz eröffnete sein Schuhgeschäft im Jahr 1922 in der Bahnhofstraße 38 in Kornwestheim. Die Marke Salamander ist in der neu entstehenden Industriestadt zu diesem Zeitpunkt bereits auf dem aufsteigenden Ast und hat ein großes Filialnetz aufgebaut, dessen zentraler Bestandteil die Vergabe von Alleinverkaufsrechten beinhaltet. Für Kornwestheim erringt das Schuhhaus Schantz dieses Privileg. Ab 1924 fertigt Salamander seine berühmten orthopädischen Fußarzt-Schuhe, die dem Unternehmen zu noch größerem Erfolg verhelfen. Ab 1932 kommen Kinderschuhe ins Sortiment und ab 1936/37 unterhält erstmals Lurchi mit seinen lustigen grünen Heften die Kinder beim Schuhkauf. Aus dieser Zeit soll auch ein Lurchi-Heft stammen, das 2017 versteigert worden ist.

Mit Ausbruch des zweiten Weltkriegs wurde die Fortführung der Lurchihefte eingestellt. Es herrschten allgemeine Rohstoffmängel, sowohl bei Papier als auch bei Lederwaren. Über das Schicksal des Schuhgeschäftes in der Bahnhofstraße ist wenig bekannt, es gab jedoch einige Luftangriffe auf Eisenbahn, Bahnhof und Fabrikationsgebäude, die nicht unerhebliche Kollateralschäden im Stadtbild verursachten (Vgl. Schuldt 1994). 1957 zogen Erich Schantz und seine Frau Anni mit dem Schuhgeschäft von Hausnummer 38 in die gegenüberliegende Hausnummer 41 und eröffneten dort das Schuhgeschäft neu „als reines Salamander-Geschäft“ (Vgl. Schantz 2010, siehe auch Sturm 1999).

Neuer Name und neues Logo (ab 1999)

Mit dem Jahrtausendwechsel geriet die Marke Salamander aufgrund wirtschaftlicher Fehlentscheidungen immer weiter unter Druck und das Filialnetzwerk begann wieder kleiner zu werden. Ausgerechnet der Alleinverkaufsladen als Aushängeschild in Kornwestheim verließ ebenfalls das Netzwerk. Nach einem großen Umbau im Jahr 1999 nannte sich Schuh Schantz in „Schuhhaus Schantz – Shoes & More“ um und gehörte seither der SABU Einkaufsvereinigung an, die ein breites Sortiment an internationaler Schuhmode anbot. Das moderne Schuhgeschäft wurde zu diesem Zeitpunkt bereits in dritter Generation von Andreas Schantz geführt.

Ein solches Lurchi Heft #1 wurde versteigert

2017 schaffte es ein altes Lurchi-Heft aus dem Schuhhaus zu unerwartetet Bekanntheit. Bei einem Auktionshaus in Bietigheim-Bissingen wurde das unnummerierte erste Lurchi-Heft mit den von Lorenz Pinder gezeichneten Abenteuern und Sütterlin-Schrift im Titel versteigert. Aus nicht näher ermittelbaren Umständen gingen Auktionshaus, Bieter und Presse davon aus, es handele sich nicht nur um ein Original von 1937, sondern um das letzte seiner Art. Und somit lag bereits der Startpreis der Expertise mit 2.000 Euro sehr hoch. Den Zuschlag erhielt ein Kornwestheimer Anwalt für sagenhafte 12.200 Euro. Ausgegeben wurde das Heft einst im Schuhhaus Schantz in Kornwestheim, wie der rückseitige Stempel „Schuh-Schantz – Das Haus für gute Schuhe u. Strümpfe“ auswies.

Heute (Stand 2022) wird das Schuhhaus Schantz von Google als „dauerhaft geschlossen“ aufgeführt. Die letzten auffindbaren Fotoansichten stammen aus dem Jahr 2019.


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Quellen und weiterführende Literatur

  • Eigene Sammlung und Recherchen
  • Roland Schuldt: „Kornwestheim, 16. Dezember 1944: Die Anatomie eines Fliegerangriffs“, in Verein für Geschichte und Heimatpflege Kornwestheim e.V. (Hrsg): „Kornwestheimer Geschichtsblätter“ 4. Ausgabe (1994)
  • Schuhhaus Schantz: „Wir über uns“, Website des Unternehmens, archiviert im Internet Archive am 24.10.2010, abgerufen am 21.02.2022
  • Hanspeter Sturm: „Salamander – Die Geschichte eines Unternehmens im Zeitraffer“, in: Irmgard Sedler (Hrsg.) „Auf Schritt und Tritt … Schuhe: Begleitbuch zur Ausstellung Auf Schritt und Tritt … Schuhe“ (1999), Galerie der Stadt Kornwestheim, S. 27-34, hier Abb. auf S.31
  • Philipp Obergassner: „Auktionshaus Gärtner in Bietigheim-Bissingen: Der Sammler mit der glücklichen Hand“, Online-Artikel der Stuttgarter Nachrichten (StN) vom 23.08.2017, abgerufen am 01.02.2022

Lange schallt’s im Walde noch:
Salamander lebe hoch!


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