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Forschung & Sammlung

Göhren (Rügen) – Schuhwaren Salamander

Um 1910 bestand ein Alleinverkauf für Schuhwaren der Firma Salamander im heutigen Ostseebad Göhren auf Rügen. Ab 1908 hatte Salamander sein Alleinverkaufs-Netzwerk auch für Orte und Gemeinden unter 80.000 Einwohnern geöffnet. Auf der Insel Rügen lebten in dieser Zeit rund 48.000 Einwohner (Vgl. Rademacher), wenige Hundert davon in Göhren. Attraktiv für den Verkauf von Schuhwaren machte den Standort aber auch der damals bereits intensive Tourismus mit alleine drei Seebädern in der Nachbargemeinde Binz. Im Jahr 1914 erreichte der Tourismus einen Höhepunkt mit in Spitze bis zu 50.000 Gästen (Vgl. Naumann). Über die Geschichte und den Betreiber des Schuhhauses ist heute nichts mehr bekannt, es existiert aber ein historisches Foto einer Hochzeitsgesellschaft vor dem Schuhwaren-Haus mit dem Salamander-Alleinverkauf, das auf das Jahr 1910 datiert wurde.


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Hochzeitsgesellschaft in Göhren auf Rügen (historisches Foto, 1910): Schuhwaren Salamander

Das Schuhhaus lag in einem opulenten Herrenhaus mit typischer Rügener Bäderarchitektur, ähnlich der Villa Minna oder dem Haus Heidelberg, die heute beliebte Touristenunterkünfte sind. Dies spricht für eine gute Lage des repräsentativen Schuhhauses. Für Göhren ist sogar ein Schuhhaus belegt, das im Jahr 1926 in einer dieser Hotelpensionen untergebracht war: Das Reichs-Bäder-Adressbuch führt das „Schuhhaus Bahr“ in der Villa Seeblick. Auch in anderen Orten gab es immer wieder Schuhhäuser ins Hotels oder Pensionen. Die rechts im Anschnitt sichtbare Schrift könnte oll ausgeschrieben „Bahr“ oder auch „Biergarten“ heißen. Sollte es sich bei dem Foto um die besagte Villa und die Familie des Schuhhaus-Inhabers Bahr handeln, hätte sie sich baulich seit jener Zeit so stark verändert, dass man kaum mehr darauf schließen könnte. Dokumentationen aus jener Zeit lassen sich keine finden

Das Schicksal der Hochzeitsgesellschaft ist ebenso wenig bekannt wie die Namen des Brautpaares oder der Familien. Auch über den Betrieb des Salamander-Alleinverkaufs in Göhren auf Rügen weiß man nichts. Der Insel standen allerdings schwere Zeiten bevor. Die Vorjahre des Ersten Weltkrieges waren noch von regem Treiben der deutschen und internationalen Urlauber geprägt. Bad, Gastronomie, Musik und Tanz waren an der Tagesordnung, doch schon 1909 erreichte den Verband deutscher Ostseebäder eine Anfrage der Provinzialinspektion des Roten Kreuzes zur Aufnahme von Verwundeten im Kriegsfalle. Fünf Jahre später brachen der Krieg aus und der Tourismus über Nacht ein. Die Insel verstummte mit der Mobilmachung am 1. August 1914, um dann einer ganz anderen „Sturmflut“ zu trotzen: Landsturmbataillonen, Hilfspolizisten und Küstenwachen bestimmten das Bild der Küstenabschnitte. Die 1.000 Meter langen Seebrücke am Göhrener Südstrand wurde mutwillig beschädigt, um Anlandungen feindlicher Schiffe zu verhindern (Vgl. Naumann).

Auch wirtschaftlich waren die Zeiten schwierig. Inländische und ausländische Badegäste blieben aus, die Rügener plünderten ihre Konten bei der Sparkasse in Bergen in der Hoffnung, ihr Geld über die Runden des vermeintlich nur kurzen Krieges zu bringen. Im Handel wurde zunehmend nur noch Hartgeld akzeptiert und die Preise stiegen unkontrolliert. Viele Rügener Männer fielen an der Front. Es wäre nicht verwunderlich, wenn der Salamander-Alleinverkauf diesen Krieg nicht überstanden hätte. Leder war in der gesamten Schuhindustrie knapp und die Salamanderwerke in Kornwestheim produzierten Patronentaschen für die Soldaten an der Front. Aber Schuhe waren gefragt und wichtige Güter des persönlichen Bedarfs. Es wäre also auch nicht unmöglich, wenn der Rügener Alleinverkauf die Kriegszeit überstanden hätte. Dafür, dass es der Schuhladen bis in die 1930er Jahre geschafft hat, gibt es keine Hinweise. Etliche Schuhgeschäfte wurden im Dritten Reich arisiert oder in der Reichspogromnacht 1938 zerstört. Spätestens mit der deutsch-deutschen Teilung verschwand die Marke Salamander aus den Territorien der DDR.

Schuhwaren Otto Reim (rechts im Bild) / Göhren auf Rügen (Ansichtskarte)

Von Ansichtskarten der Zeit sind die „Schuhwaren Otto Reim“ für Göhren auf Rügen belegt. Es scheint sich bei dem dortigen Schuhgeschäft augenscheinlich jedoch wie bei der Villa Seesicht ebenfalls nicht um das gleiche Gebäude zu handeln. Auch hier wäre eine Verbindung rein spekulativ und die Zuschreibung des Hochzeitsfotos nach Göhren basiert ohnehin rein auf mündlicher Überlieferung, auch wenn die abgebildete Bäderarchitektur die Verortung stützt.

Sammelobjekte

Schuhwaren Salamander / Göhren auf Rügen (Foto auf Karton)

Als einziger Beleg des Schuhhauses existiert ein Fotodruck auf Karton in den Maßen 12 x 17cm, der die oben stehende Hochzeitsgesellschaft zeigt und auf das Jahr 1910 datieren soll. Der Wert des Sammelobjektes liegt bei etwa 85 Euro, was einem rasanten Preisanstieg historischer Salamander-Fotos und Postkarten zu verdanken ist. Im Segment zwischen 15 und 25 Euro bewegt sich die Ansichtskarte der Göhrener Schuhwaren Otto Reim. Das Bäderhandbuch mit dem Hinweis aufs Schuhhaus Bahr bekommt man antiquarisch für etwa 45 bis 50 Euro.

Über Göhren auf Rügen

Göhren ist ein kleines Städtchen auf der Insel Rügen, die an der Ostseeküste im Nordosten Deutschlands liegt. Göhren ist bekannt für seine malerische Lage an der Ostsee und seine vielfältigen Freizeitaktivitäten, die sowohl bei Touristen als auch bei Einheimischen beliebt sind. Eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten in Göhren ist der feine, weiße Sandstrand, der sich entlang der Küste erstreckt und zum Baden und Sonnenbaden einlädt. In der Nähe des Strandes befinden sich auch zahlreiche Cafés und Restaurants, in denen man sich bei einer Tasse Kaffee oder einem köstlichen Mahl von der Schönheit der Ostsee beeindrucken lassen kann.

Neben dem Strand bietet Göhren auch eine Vielzahl von Freizeitaktivitäten, darunter Wandern, Radfahren und Reiten. Auch Wassersportarten wie Segeln, Surfen und Tauchen sind in Göhren beliebt. Für Kulturinteressierte bietet das Städtchen auch eine Reihe von Museen und Galerien, in denen man sich über die Geschichte und Kultur von Rügen informieren kann. Göhren ist auch ein perfekter Ausgangspunkt für Ausflüge in die Umgebung. In der Nähe des Städtchens befinden sich zum Beispiel der Nationalpark Jasmund mit seinen weltberühmten Kreidefelsen und das Schloss Stolpe, von dem aus man einen wunderschönen Blick auf die Insel Rügen genießen kann. Die Stadt bietet eine Vielzahl von Attraktionen und Aktivitäten, die für jeden Geschmack etwas bieten. Von der malerischen Lage an der Ostsee über zahlreiche Freizeitaktivitäten bis hin zu kulturellen Sehenswürdigkeiten – Göhren ist ein perfektes Reiseziel für alle, die sich von der Schönheit der Insel Rügen verzaubern lassen möchten.


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Quellen und weiterführende Literatur

  • Eigene Sammlung und Recherchen
  • Angaben des Vorbesitzers des historischen Fotos
  • Dieter Naumann: „Der Erste Weltkrieg auf Rügen“, in „Das Blättchen – Zweiwochenschrift für Politik, Kunst und Wirtschaft“ 19. Jahrgang,  Nummer 11, vom 23. Mai 2016, online abgerufen am 12.05.2022
  • Michael Rademacher: „Landkreis Rügen“ (2006), Onlinematerial zur Dissertation, online abgerufen am 12.05.2022
  • „Reichs-Bäder-Adressbuch nach amtlichen Quellen bearbeitet : ein Handbuch der deutschen Heilbäder, Seebäder, Luftkurorte und Sommerfrischen“ (1926), S. 296

Lange schallt’s im Walde noch:
Salamander lebe hoch!


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