Unter dem Titel „Lurchi & Lurchi“ findet man einen Jazzsong der Old Merry Tale Jazzband aus der Feder von Gerhard Vohwinkel. Das stimmungs- und schwungvolle Instrumentalstück aus dem Jahr 1960 scheint zunächst auf den Salamander und Schuhhelden Lurchi aus den Werbecomics des Kornwestheimer Schuhherstellers hinzudeuten. Dieser Bezug ist jedoch nur mittelbar korrekt, wie sich der Pianist Hans-Jürgen Bock der Royal Garden Ramblers 1993 erinnerte. Gemeinsam mit Vohwinkel war er an der Entstehung des Stücks beteiligt. Tatsächlich waren es ein Fabrikant aus Stuttgart und dessen stets betrunkener Chauffeur, welche die Jazzlokalität regelmäßig aufsuchten und die das Lied inspirierten, sowie zwei tanzende Lurchis im Mannheimer Fasching.
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Das Lied „Lurchi & Lurchi“ wurde ursprünglich mit dem Titel „Schmidt & Schmidt“ komponiert und seine Entstehungsgeschichte ist ähnlich fröhlich und unterhaltsam wie seine Musik. Die Komposition stammt aus der Feder des deutschen Komponisten und berühmten Dixieland-Jazz-Trompeters Gerhard Vohwinkel, der Ende der 1950er Jahre gemeinsam mit Hans-Jürgen Bock und anderen Musikern in der Old Merry Tale Jazzband spielte. Die Anekdote beginnt in der lebhaften Stadt Mannheim, in der die Band als Berufsmusiker ihre Kunst darbot. Es war Faschingszeit, als zwei besondere Gäste ihnen jeden Abend erneut auffielen: Der Stuttgarter Fabrikant Herr Schmidt und sein Fahrer, der zufälligerweise auch Schmidt hieß. Jeden Abend kamen die beiden auf einen Umtrunk in die Bar.
Bemerkenswert war die Tatsache, dass ausgerechnet der Chauffeur, der den Fabrikanten zu fahren hatte, damit dieser sich einen Schluck genehmigen konnte, am Ende des Abends immer deutlich stärker alkoholisiert war als sein Arbeitgeber. Dieses kuriose Pärchen animierte Gerhard Vohwinkel dazu, seine kreative Feder zu ergreifen und eine Komposition zu erschaffen, die er den beiden widmen wollte. Ursprünglich war geplant, dass das Stück mit dem Namen „Schmidt & Schmidt“ am Faschingsdienstag uraufgeführt werden sollte. Doch zur allseitigen Überraschung fehlten an diesem entscheidenden Tag sowohl Herr Schmidt als auch sein Fahrer. Hans-Jürgen Bock spekulierte in einer Nacherzählung der Szene im Jahr 1993, dass der Fahrer im Fasching in einem derart betrunkenen Zustand war, dass die beiden nicht einmal mehr das Jazzlokal erreichen konnten.
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Inmitten dieser unvorhergesehenen Ereignisse stand Gerhard Vohwinkel auf der Bühne und wollte dennoch unbedingt seine neue Komposition präsentieren. Glücklicherweise fanden sich dank der Faschingskostümierungen zufällig zwei miteinander tanzende Lurche im Saal. Kurzerhand benannte er „Schmidt & Schmidt“ in „Lurhci & Lurchi“ um. „Lurchi & Lurchi“ entwickelte sich zu einem beliebten Titel in der Repertoireliste der Old Merry Tale Jazzband. Über das Aussehen der Lurch-Kostüme ist nichts überliefert. Mannheim ist jedoch nicht weit von Kornwestheim entfernt, jenem legendären Firmensitz der Salamander AG, deren Maskottchen und Werbecomic Lurchi seit seiner Nauauflagen in den 1950ern zunehmend Bekannt- und Beliebtheit erfuhr. Es ist also spekulativ, aber denkbar, dass Lurchi und Salamander die Kostümierung der beiden Tänzer und somit mittelbar auch die Benennung des ungewöhnlichen Jazzsongs beeinflusst haben.
Lurchi & Lurchi im Video
https://www.youtube.com/watch?v=K0pcxCkSVrw&ab_channel=OldMerryTaleJazzband-Topic
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Über Gerhard Vohwinkel
Gerhard Vohwinkel ist ein deutscher Trompeter, der besonders im Dixieland Jazz bekannt ist. Er wurde am 25. April 1932 in Hamburg geboren und galt lange Zeit als einer der besten deutschen Trompeter im traditionellen Stil. Nach einigen Jahren als Profimusiker leitete er Bands wie die Allotria Jazzband oder die Old Merry Tale Jazzband, für die er auch komponierte und arrangierte.
Vohwinkel erlernte autodidaktisch im Alter von 20 Jahren das Trompetenspiel. Ab 1954 spielte er in verschiedenen Hamburger Bands, darunter das Original Barrelhouse Orchestra Hamburg, wo er auch als Gitarrist aktiv war. Zeitweise trat er auch als Banjospieler bei Ken Colyer auf. Zwischen 1956 und 1958 war er als Trompeter und Arrangeur bei Papa Bue’s Viking Jazzband in Dänemark tätig und nahm mit ihnen 1956 die ersten Aufnahmen für Storyville Records auf. Ab 1959 war er zurück in Hamburg und gehörte zur Old Merry Tale Jazzband, die er zu einer professionellen Band umwandelte. Aus persönlichen Gründen zog Vohwinkel 1961 nach Berlin, wo er von Hawe Schneider zu den Spree City Stompers geholt wurde. In dieser Zeit war er auch im Film „Verrückt und zugenäht“ zu sehen. Im Jahr 1966 unternahm er mit seiner eigenen Band, den Gentlemen of Jazz, eine Tournee durch Afrika. 1969 gründete er in München die Allotria Jazzband. Im Jahr 1985 übernahm er die musikalische Leitung der Addi Münsters Old Merry Tale Jazzband und behielt diese Position bis 2012 bei. Nebenbei trat er auch mit seiner eigenen Combo auf. Seinem Schaffen wurde von der ARD eine zweiteilige Serie gewidmet, und im Jahr 2002 erhielt er den Louis-Armstrong-Gedächtnis-Preis.
Quellen und weiterführende Literatur
- Eigene Sammlung und Recherchen
- „Lurchi und Lurchi 1993 Royal Garden Ramblers“ mit zweiminütiger Anmoderation von Hans-Jürgen Bock zur Entstehung des Stücks. Live vom Killesberg Stuttgart 1993.
- Old Merry Tale Jazzband: „Lurchi & Lurchi“, Youtube-Video auf dem Kanal der Band, abgerufen am 26.05.2023
Lange schallt’s im Walde noch:
Salamander lebe hoch!
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