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Forschung & Sammlung

Lurchi-Historiker Hermann Wagner

Viele Lurchi-Fans aus ganz Deutschland kannten den sympathischen Kornwestheimer Hermann Wagner mit der ruhigen Stimme als Lurchi-Forscher und Ortshistoriker aus einer der unzähligen Fernsehreportagen über Lurchi, das Maskottchen der ehemals Kornwestheimer Schuhmarke Salamander. Wagner hatte nicht nur immer eine Anekdote über die Ortsgeschichte und die neuesten Lurchi-Sammlerstücke parat, sondern war auch maßgeblich am Aufbau der Lurchi- und Salamandersammlung des Geschichts- und Ortsverein beteiligt und rettete somit viele Erinnerungsstücke vor dem Vergessen. Ohne sein Sammlergespür wäre der Hinweis auf Lurchis Vorkriegszeichner Lorenz Pinder auf einer Grußkarte wohl noch lange Zeit unentdeckt geblieben. Hermann Wagner verstarb am 17. Oktober 2022 im Alter von 85 Jahren und hinterlässt neben trauernden Lurchifreunden auch ein großes Forschervermächtnis.


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Hermann Wagner war ein Mensch, der so sehr zur Stadt Kornwestheim gehörte, dass es für viele Menschen im Ort schwer zu glauben ist, dass er einmal nicht mehr da sein würde. Der am 28. Januar 1937 geborene Wagner sammelte und kuratierte die Stadt und ihre Geschichte. Als Heizungsmonteur hatte er einst 40 Jahre lang bei Salamander gearbeitet und die Unternehmensgeschichte und der Erfolg der Firmen-Werbefigur Lurchi hatten es ihm besonders angetan. Lurchi kannte er schon aus seiner Kindheit, als sein älterer Bruder im frühesten Kindesalter bei den anderen Kindern damit Angabe, aus den Heften bereits lesen zu können, obwohl er nur die Geschichten nach den Vorlesungen der Mutter nacherzählte. Bei Salamander lernte er auch seine spätere Frau kennen. Aus seinem Beruf entstand eine Leidenschaft zum Sammeln und Bewahren von Objekten, welche die Geschichte von Kornwestheim und seinem berühmten Schuhfabrikanten zeigen. Wagner war immer dabei, wenn ein Gebäude abgerissen wurde, und er hatte ein gutes Verhältnis zu den Menschen der Stadt. Viele Kornwestheimer vertrauten ihm Geschichten und Objekte an, die sie sonst niemandem anvertraut hätten.

Hermann Wagner übertrug seine besondere Leidenschaft für das Salamander-Maskottchen Lurchi auf seine Arbeit und seine Kollegen im Kornwestheimer Verein für Geschichte und Heimatpflege, an dessen Gründung er beteiligt und dessen Ehrenvorsitzender er bis zu seinem Tod war. Gemeinsam sammelte das Team Memorabilia zur Orts- und Firmengeschichte Kornwestheims und Salamanders. Lurchi-Figuren und Kostüme, Glücksräder und Karussels, Heftchen und Spielfiguren fanden sich in der oftmals ausgestellten Sammlung, darunter echte Raritäten. In vier Jahrzehnten sammelte der Verein über 50.000 seltene Exponate wie Grafiken der Salamander-Werbeillustratoren Ernst Deutsch oder Otto Glaser, die historischen Glockenklöppel aus der Martinskirche, Silberbesteck der  Salamander-Kantine oder eine Destillieranlage zur Schnapsproduktion, die lange in der Region stand. Weit über 13.000 Stunden hatte Wagner einmal berechnet, hat er selbst in diese Sammlung gesteckt, die lange im Sprecherhaus in der Mühlhäuser Straße ausgestellt war.

Im Jahr 2018 aber musst die Sammlung das Sprecherhaus verlassen und fand keinen neuen Ausstellungsort. Wagner und seine Mitstreiter entschieden schließlich, die Exponate der Stadt Kornwestheim und dem Deutschen Schuhmuseum Hauenstein per Schenkung zu überlassen. Ihnen ist es zu verdanken, dass die Erinnerungsstücke heute weiter gewürdigt und ausgestellt werden können und nicht mit der Geschichte, die sie repräsentieren in Vergessenheit geraten.  Neben der stadtgeschichtlichen Sammlung beschäftigte sich Wagner auch mit anderen Aspekten der Geschichte von Kornwestheim, wie dem „Alten Dorf“, dem historischen Kern der Stadt, alten römischen wasserleitungen, den verwitterten Grabsteinen auf dem alten Friedhof und dem Leben von Philipp Matthäus Hahn. Bis ins hohe Alter organisierte Wagner Stadtführungen und Vorträge, um sein schier unendliches Wissen weiter zu geben und zu erhalten. In verschiedenen Reportagen über Lurchi, Salamander und Kornwestheim war er mit seiner sympathischen Art im Fernsehen zu sehen.

Hermann Wagner hat einen unvergesslichen Beitrag zur Geschichte und Kultur von Kornwestheim geleistet. Auch die Lurchi-Forschung katapultierte er ein großes Stück voran. Nachdem viele Jahrzehnte der erste Zeichner der Vorkriegs-Lurchi-Comics in Vergessenheit geraten war und es viele Spekulationen um dessen Identität gab, entdeckte Wagner 2017 eine von Lorenz Pinder gezeichnete Grußkarte mit der Signatur des Künstlers. Sein Fund war es, der später den Lurchi-Forscher Siegmund Riedel auf die Spur Pinders brachte. Bevor er am 17. Oktober 2022 verstarb, erlebte Wagner noch einen großen Erfolg seiner Sammelleidenschaft: Die Exponate der ehemaligen Lurchi-Sammlung seines Vereins waren im Rahmen der „Helden des Südwestens“-Sammlung von 2021 bis 2022 im Museum im Kleihues-Bau zu bestaunen. Hermann Wagner gehört zu den Menschen, denen die Freunde Lurchis und Salamanders viel zu verdanken haben und sein Andenken wird stets bewahrt werden, so wie er es mit dem Andenken der Stadt getan hat.

Traueranzeige – Der Verein für Geschichte und Heimatpflege Kornwestheim nimmt Abschied


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Quellen und weiterführende Literatur

  • Eigene Sammlung und Recherchen
  • Werner Waldner: „Kornwestheim übernimmt Sammlung. 20 000 historische Geschenke für Kornwestheim“, Online-Artikel der „Stuttgarter Nachrichten“ vom 11.09.2018, abgerufen am 04.02.2023
  • Susanne Mathes: „Hermann Wagner ist tot. Ein Leben für Lurchi, Igelmann und Co.“, Online-Artikel der „Stuttgarter Nachrichten“ vom 24.10.2022, abgerufen am 04.02.2023
  • Werner Fleischer: „Die Lurchi-Chronik Teil 1: Das Rätsel um den ersten Zeichner“ in „Die Sprechblase“ Nummer 218 (Juli 2010), S.66
  • Siegmund Riedel: „Lorenz Pinder: Der Zeichner der Vorkriegs-Lurchis“ in „Deutsche Comicforschung 2020“, S.56
  • Bettina Bernhard: „Lurchi lebt“ / „Sammelleidenschaft“, in „Liebes Land“ Heft 10/2009, S. 115
  • „Traueranzeige Hermann Wagner“ (Oktober 2022), in Verein für Geschichte und Heimatpflege Kornwestheim e.V.: „Aktuelles“ auf der Website des Vereins, abgerufen am 04.02.2023

Lange schallt’s im Walde noch:
Salamander lebe hoch!


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