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Kornwestheim Notgeld 1923 mit Salamander-Fabrik

Welch große Bedeutung die Marke Salamander für die Wirtschaft des Strukturraums Kornwestheim schon zwei Jahrzehnte nach ihrer Gründung hatte, zeigt das von der Gemeinde Kornwestheim herausgegebene Notgeld während der Hyperinflation 1923. Auf den Notgeld-Scheinen fanden sich an prominenter Stelle Zeichnungen der Fabriken der Firmen A. Stotz AG, der großen Eisengießerei und Metallwarenfabrik, und der J. Sigle & Cie Schuhfabriken AG in Kornwestheim, die dem Geldschein außerdem das Salamander-Logo beisteuert. Beide Unternehmen gehörten in den 1920er Jahren zu den größten Arbeitgebern und wichtigsten Wirtschaftskräften der Region. Das Notgeld der Stadt Kornwestheim ist extrem selten und unter Sammlern gesucht. Die einzelnen Scheine erzielen Preise zwischen 15 und 30 Euro.


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Die Geschichte der Papiermark

Das Kornwestheimer Notgeld gibt es in drei Farben mit unterschiedlichen Nominalwerten: 50 Milliarden Mark (blau) , 100 Milliarden Mark (rot) und 2 Billionen Mark (grün). Eine Billion nach deutschem System entspricht anders als im Englischen 1.000 Milliarden. Die Nominalwerte sind also 50.000.000.000 Mark, 100.000.000.000 Mark und 2.000.000.000.000 Mark. „Mark“ war von 1871 bis 1923 die offizielle Währung des Deutschen Reichs und der Weimarer Republik, wobei die Banknoten inoffiziell auch „Papiermark“ genannt werden, um sie von der ebenfalls inoffiziellen Bezeichnung „Goldmark“ zu unterscheiden. Aufgrund der Inflation wurde die Mark 1923 erst durch die Rentenmark und später durch die Reichsmark ersetzt.

Mit dem 31. Dezember 1923 wurde die Geltungszeit der Papiermark durch die kaufmännische „Papiermarkabschlussbilanz“ beendet. Ab 1. Januar 1924 durfte in allen deutschen Unternehmen nur noch nach der „Goldmarkeröffnungsbilanz“ gerechnet werden. So wurden im Jahr 1924 nach unt nach die Banknoten im Verhältnis von 1 Billion Papiermark = 1 Rentenmark umgetauscht. Die letzten Papier-Billionenwerte datieren auf den 15. März 1924. Da fast alle Banknoten dieser Preisklassen umgetauscht wurden, können sie heute nur noch sehr selten gefunden werden und bringen es auf sehr hohe Sammlerwerte.

Das Notgeld der Gemeinde Kornwestheim

Das Notgeld der Gemeinde Kornwestheim datiert wie viele andere Papiermark-Scheine auf November 1923. Abgesehen von der Farbe und dem Geldwert unterscheiden sich die drei Scheine in ihrem Aufbau und ihrer künstlerischen Gestaltung nicht. Im oberen Bereich ist der Zahlenwert der Banknote aufgedruckt. Mittig findet sich das Flügelrad der Eisenbahn, welches als Symbol für den Bahnverkehr weltweit verbreitet ist, darunter eine Szene aus dem Agrarsektor mit einem Bauern, der mit seinem Pferdepflug ein Feld bestellt. Diese beiden Sektoren waren damals prägend für die Gemeinde und ihren wirtschaftlichen Aufschwung. Ebenso aber auch die beiden Unternehmen, deren Fabriken rechts und links abgebildet waren und die Industrialisierung symbolisierten. Auf der linken Seite findet sich die Gießerei der A.Stotz AG in Kornwestheim und auf der rechten Seite die J. Siegle & Cie Schuhfabriken AG. Die 1860 gegründete und noch bis 1978 betriebene Gießerei ging auf den Pionier der Gießereitechnik Albert Stotz (* 4. Juli 1815 in Stuttgart; † 16. Dezember 1893 in Tübingen) zurück. Die Salamander-Schuhfabrik in Kornwestheim war der Hauptsitz der 1891  von Jakob Sigle  und Max Levi gegründeten J. Sigle & Cie. Bis heute stellt das Areal ein bedeutsames Monument der Industriearchitektur und Industrialisierung dar. In den 1920er Jahren war es eines der Vorzeige-Wirtschaftsunternehmen der Gemeinde, wichtige Wirtschaftskraft und bedeutender Arbeitgeber der Region.

Unten auf dem Notgeldschein findet sich rechts das Logo der Schuhmarke Salamander, die zur J.Sigle & Cie gehörte und links das Bergbau-Symbol mit zwei gekreuzten Hämmern. Dies soll vermutlich über die Eisenförderung den Bezug zur A.Stotz Gießerei herstellen, deren Logo hier anders als das Salamander-Logo nicht verwendet wurde. Mittig prankt wie ein Siegel das Wappen der Gemeinde Kornwestheim mit seinen Getreideähren. Sie war der Emittent des Notgeldes, was auch aus dem mittig stehenden Text hervorgeht, der wie folgt lautet: „Gemeinde Kornwestheim Gutschein über [Nominalwert] Mark“ und „Kornwestheim, den November 1923“ oder in einer Variante „Kornwestheim, den 9.11.923“, sowie „Dieser Gutschein wird von der Gemeinde-Kasse eingelöst.“ Unterzeichnet sind die Scheine von den damaligen Amtsträgern Schultheiß Friedrich Siller, Schultheiß der Gemeinde Kornwestheim von 1902 bis 1930 und Gemeindepfleger Götz. Friedrich Siller, der 1930 die Ehrenbürgerwürde verliehen bekam, verkörperte den erst im 19. Jahrhundert entstandenen Typus des gelernten Kommunalbeamten für die mittlere Verwaltungsebene. In seine Amtszeit fiel der Anschluss an die Eisenbahn, die den Verbleib der Salamander-Schuhfabriken in Kornwestheim, sowie die Ansiedlung der Metallgießerei Stotz erst ermöglichte. Siller engagierte sich für den infrastrukturellen Ausbau mit Bahn, Wasser, Elektrizität und Fernsprechnetz, sowie Wohnungen, Schulen und Kindergärten in der bei seinem Amtsantritt noch überwiegend landwirtschaftlich geprägten Gemeinde. Er war außerdem sehr eng mit den Sigle-Brüdern befreundet und hat sogar eine zeitlang mit Jakob Sigle in einem Haus gewohnt. In der siebten Ausgabe der Kornwestheimer Geschichtsblätter aus dem Jahr 1997 widmet Marco Nimsch ihm den sehr lesenswerten Fachaufsatz „Friedrich Siller – ein Schultheiß und seine Zeit“.

Vom Notgeld der Gemeinde Kornwestheim sind nur wenige Exemplare erhalten geblieben, weshalb sie bei Sammlern teils hohe Sammlerpreise erzielen. Dabei ist besonders der Nominalwert von 2 Billionen Euro besonders selten und gesucht. Die Preise, die für die Scheine gezahlt werden müssen, liegen zwischen 15 und 30 Euro.


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Vor dem 20. Jahrhundert waren Hyperinflationen weltweit selten, da in Notsituationen zu ungeprägten Edelmetallen als Geldersatz oder zu Naturaltausch übergegangen wurde. Erst mit Aufkommen des ungedeckten Fiatgeldes war der Weg für den Preisverfall offen. Auch die nächste Krise sollte der Schuhkonzern mit dem Feuersalamander im Logo unbeschadet überstehen. Im Gegensatz zu anderen Schuhherstellern konnte Salamander während der Weltwirtschaftskrise von 1927 bis 1933 die Anzahl der Beschäftigten um rund 1100 erhöhen und war auf der Höhe seiner damaligen Bedeutung, als 1937 Lurchi das Licht der Welt erblickte.


Lange schallt’s im Walde noch:
Salamander lebe hoch!


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