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Forschung & Sammlung

Salamander Reklamemarken von U. Levi

Sie gelten als Plakate im Miniaturformat: Die Reklamemarken oder Werbeverschlussmarken der Kaiserzeit wurden als Werbemittel ausgegeben und zum Verschließen von Briefen genutzt. Gestaltet wurden sie allerdings von bekannten Plakat- und Werbekünstlern, weshalb sie sich noch heute großer Sammlerleidenschaft erfreuen. Auch die Firma Salamander gab eine Vielzahl an Werbemarken heraus. Die frühesten datieren dabei auf die Jahre zwischen 1907 und 1913 und wurden von Max Körner und Wilhelm Bühler für die Stuttgarter Kunstanstalt und Druckerei Uri Levi entworfen. Die frühen Reklamemarken zeigen überwiegend  Menschen in gesellschaftlichen Situationen ohne die Schuhe in den Mittelpunkt zu stellen. Auch auf Werbeaussagen oder Slogans wird verzichtet.

Dieser Artikel stellt die erste Reklamemarken-Serie von Salamander vor. Die zweite Serie vom Grafiker Joe Loe, sowie seltene Sonder-Reklamemarken werden gesondert vorgestellt.


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Salamander Reklamemarken von Uri Levi

Die „Lithographische Kunstanstalt U. Levi“, auch „U. Levi, Graphische Kunstanstalt und Druckerei“ des aus Rexingen stammenden, jüdischen Lithographen Uri Levi war in den 1910er Jahren eine der renommiertesten Adressen für den Satz und Druck von Reklamekunst. Der von seinem Vater Baruch Levi bereits 1852 gegründete und eine Zeit lang von Anne Lieblich als Geschäftsführerin geleitete Betrieb (Vgl. Lauxmann) entwarf und druckte eine Vielzahl von Plakaten und Reklamemarken der Kaiserzeit. Für die Druckerei arbeiteten unter anderem die Grafiker Max Körner und Wilhelm Bühler, deren Signatur sich auch auf einer der Marken dieser ersten Markenserie findet. Die Firma U. Levi druckte auch Reklamemarken der Konkurrenz wie die Dr. Born Stiefel des Fabrikanten Wolfgang Sternefeld Goch, das Schuhhaus Bletzinger Schuhe oder für Philip’s Gummi-Absätze. Aus welcher Feder genau die Reklamemarken für die Salamander Schuhe stammen, ist nicht bekannt. Eine Datierung kann jedoch über das verwendete Logo erfolgen, das von August Endell entwickelt wurde. Der Architekt und Jugendstil-Designer war ab 1907/08 für die Firma tätig und das von ihm entworfene Logo ist bis in das Jahr 1912, vereinzelt auch bis 1913, auf Werbemitteln zu finden.

Insgesamt gibt es sechs unterschiedliche Motive und eine Motiv-Variante der Salamander-Reklamemarken. Im Druck wurden neben den schwarzen Flächen und Outlines nur wenige Farben zur Koloration eingesetzt: Rot, Grün und Gelb, sowie Abstufungen von Braun. Auf blaue Farbe wird komplett verzichtet. Vier Motive sind auf weißem Hintergrund und zeigen ein grünes Salamander-Logo, bei drei Marken ist das Logo auf schwarzer Fläche invertiert.

Als Motive gibt es folgende Szenen mit grünem Logo:

  • Motiv 1 / Beim Pferderennen: Ein uniformierter Mann mit Reitgerte steht im Bild-Vordergrund. Hinten reitet ein Jockey auf einem Pferd.
  • Motiv 2 / Beim Spielen: Drei Kinder spielen mit Stock und Reifen.
  • Motiv 3 / Beim Flanieren: Zwei Frauen in Rückenansicht gehen spazieren.
  • Motiv 4 / Beim Tanz: Eine Dame und ein Herr tanzen eng miteinander.

Es ist denkbar, dass diese vier Marken eine Serie darstellen oder zumindest aus der gleichen Feder stammen. Sie zeichnen sich durch sehr grazile Federführung und gut sichtbare Details sowie einen stilisierten Realismus aus. Weitere Motive mit Logo auf schwarzem Grund sind:

  • Motiv 5 / Der Schuh: Ein Schuh steht auf der Alm. Im Hintergrund ist ein Berg zu sehen.
  • Motiv 6 & 7 / In der Natur: Ein Ehepaar mit Hund ist in der Natur unterwegs. Die Frau sitzt auf einer Kiste mit Logo, der Mann und der Hund stehen.

Diese Marken unterschieden sich darin, dass der Hintergrund nicht weiß, sondern die Darstellung insbesondere durch die Perspektive der Schrägen Aufsicht auf die Rasenflächen räumlich wirkt. Mann, Frau und sind weniger detailreich und flächiger gezeichnet. Die Gesichter wirken fast verwaschen. Von dieser zweiten Motivmarke gibt es neben der bunten auch eine monochrome Variante, die nur mit schwarz und braun arbeitet, aber kein Fehldruck ist. Vielmehr wurde der Schriftzug „Salamander“ invertiert und steht in der zweiten Variante Schwarz auf Weiß und im Hintergrund sind Berge oder Sträucher hinzugefügt worden. Auffällig ist, dass bei dieser zweiten Variante der Schriftzug „U. Levi, Stuttgart“ fast immer ausgeblichen ist. Womöglich liegt dies am Druck. Es ist aufgrund der formellen Unterschiede denkbar, dass die ersten vier Motive von einem und die anderen beiden Motive von dem anderen Künstler designt wurden. Signiert ist lediglich die monochrome Marke – unten rechts mit den Kürzeln „Kö“ und „Bü“.

Die Reklamemarken haben das Format 4 cm x 5,5 cm, wobei die Maße individuell je Marke je nach Druckbogen auch um einige Millimeter abweichen können. Auf den meisten Druckbögen ist der Verlagshinweis zu U. Levi nah an oder auf die Perforation der Marken gedruckt worden und daher nicht immer vorhanden.

Der Wert der einzelnen Reklamemarken liegt bei ca. 3 bis 6 Euro und schwankt nach Angebot und Nachfrage. Ein komplett erhaltener Druckbogen kann um die 60 Euro bringen. Die Marken sind nicht selten und in der Regel in mittlerem bis gutem Erhaltungszustand.


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Quellen und weiterführende Literatur

  • Eigene Sammlung und Recherchen
  • Jennifer Lauxmann & Schüler:innen des Wirtschaftsgymnasiums S-West: „Leon und Anne Lieblich“ (2021), auf der Website Stolpersteine Stuttgart, abgerufen am 13.05.2022
  • Susanne Bouché: „Rosenstraße 35, 1. Stock“ (11/2011), auf der Website Stolpersteine Stuttgart, abgerufen am 13.05.2022
  • Veikko Jungbluth / Veikkos Archiv: Online Reklamemarken-Archiv

Lange schallt’s im Walde noch:
Salamander lebe hoch!


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