Collection Heroes

Forschung & Sammlung

Salamander Keramik-Spardose mit Nachkriegs-Lurchi

Eines der ersten Merchandise-Produkte der Nachkriegszeit war diese grüne Spardose für Kinder und Erwachsene, die mit einer Amphibie auf einem Schuh damals die Kinderherzen und heute die Sammler- und Salamanderherzen höher schlagen ließ und lässt. Sie ist vor allem auch eines der wenigen Sammelobjekte, welches auf die Sohle gestempelt noch den originalen Lurchi in seiner Gestalt von vor dem zweiten Weltkrieg abbildet. Offenbar um 1951-53, als die Vorkriegs-Lurchi-Hefte nachgezeichnet und neu aufgelegt wurden und die ersten Lurchi-Hefte von Heinz Schubel erschienen, ließ Salamander zu Werbezwecken diese hochwertig gearbeitete Keramikfigur als Spardose anfertigen, die sich in intaktem Zustand heute nur noch selten in Sammlungen finden lässt.


Lurchi-Übersicht | Lurchi Figuren | Lurchi Hörspiele


Die mattgrüne Salamander-Spardose aus Keramik zeigt einen Salamander auf einem Schuh sitzen, die mit viel Fantasie entfernt fast ein bisschen an die an Portalplastik am Verwaltungsgebäude der Salamander AG von Josef Zeitler erinnert. Zumindest die Idee, eine plastische Salamander-Darstellung in den Alltag zu integrieren ist eine Gemeinsamkeit, auch wenn der Keramik-Lurch deutlich schlanker und lebensechter wirkt als der Fassadenschmuck. Er hockt mit den Vorderfüßen auf der Schuhspitze und mit den Hinterbeinen auf dem Schaft, wobei sein Schwanz auf der vom Schuhträger aus gesehen linken Seite herabhängt. Auf der anderen Seite neben dem Schwanz befindet sich der Münzeinwurf der Spardose. Mit nur 9cm Höhe, 5,7 cm Breite und 12,5cm Länge ist diese Keramik-Spardose ein eher kleines Sammelobjekt, das aber sehr hochwertig und filigran gearbeitet ist. Für eine Verwendung als Spardose ist dieses Symbol der Marke Salamander-Schuhe zu allen Zeiten fast zu schade gewesen.

Als wäre aber diese wunderschöne Arbeit, deren Hersteller nicht gemarkt ist, noch nicht genug, hält die Salamander-Dose noch eine Besonderheit auf der Unterseite parat. In die Schuhspitze ist die jeweilige Verkaufsstelle gestempelt und in der Hacke findet man einen Stempel, der tatsächlich wohl nur einmalig und speziell für dieses Objekt verwendet wurde. Es handelt sich um einen Rundstempel mit dem Text „Spare mit Salamander„.

In der Mitte steht Lurchi und zückt seinen Hut, wie er es auf den Heftcovern der Lurchihefte in der Anfangszeit tat. Die Lurchi-Zeichnung datiert vor Heinz Schubel und zeigt den Lurchi in seinem Vorkriegs-Aussehen der ersten fünf Lurchihefte, die 1951 und 1952 noch einmal nachgezeichnet neu aufgelegt wurden. Auch 1953 hatten die Lurchi-Hefte 6 und 7 noch dieses alte Cover. Auf diese Jahre ist die Dose daher auch zu datieren. Die verwendete Schriftart mit Ähnlichkeiten zum ab 1954 offiziell verwendeten, aber 1953 bereits auftauchenden, Logo könnte mehr noch auf die zweite Jahreshälfte 1953 als auf die beiden Vorjahre hindeuten, aufgrund der Natur der Stempelung ist dies aber schwer verifizierbar.

Lurchi Heft von 1953

Die Spardose ist belegt für das Schuhhaus Darré in Gießen (Betrieb seit 1933), Das Schuhhaus Sieckmann in Wilhelmshaven (belegt für 1925), das Schuhhaus Dehl in Nümbrecht (undatiert), das Schuhhaus Dohmeier in Bad Salzuflen (belegt zwischen 1939 und 1956), Schuhhaus Siller in Heilbronn (dort belegt um 1950) und das Schuhhaus Würtenberger in Bad Krozingen (seit um 1930) und mindestens einmal ohne Verkaufsstellen-Stempel. Gegen eine spätere Datierung spricht, dass der Schubel-Lurchi eine andere Kopfhaltung bekommen hat. Gegen eine frühere Datierung spricht vor allem, dass aus der Kriegs- und Vorkriegszeit außer den Lurchi-Heften kein Merchandise bekannt ist und selbst diese nach dem Krieg reproduziert werden mussten. Potenzielle Bruchware und Merchandise an sich wären im Krieg auch undenkbar gewesen, daher ist die Datierung auf die frühen 1950er Jahre schon genau richtig. Das Auftauchen des Sammelobekts nur in der BRD und außerhalb der DDR spricht ebenfalls für eine Nachkriegsdatierung.

Der Einsatz von Lurchi zeigt, dass die Zielgruppe der Spardose – und das ist wenig verwunderlich – Kinder waren. Zugleich ist sie ein Zeugnis dessen, wie wenig ausgereift das Merchandise der Schuhfirma Anfang der 1950er noch gewesen ist, denn ästhetisch sprach sie neben kindlicher Neugier vor allem auch die Eltern an, denn sie ist mehr Vitrinenstück als Spielzeug. Die Stempelung und Markung fand vermutlich per Hand statt, da der Stempel zwar stets stehend auf der Längsachse der Sohle aufgebracht wurde, es allerdings Exemplare der Spardose gibt, bei denen mal in die eine und mal in die andere Richtung gestempelt wurde. Die Spardose hatte keine Öffnung und kein Schloss. Um eingeworfene Münzen wieder herauszuholen, erforderte es Geschick oder Zerstörungswillen.

Die Salamander-Spardose ist somit eines der ersten bekannten Merchandise-Objekte der Weltmarke Salamander, eventuell sogar das erste mit Lurchi darauf und das einzige mit dem Vorkriegs-Lurchi. Zu welchem Preis die Spardosen ausgegeben wurden, lässt sich heute nicht mehr ermitteln, auch nicht, wie viele es von ihnen gab und ob sie sehr nachgefragt waren. Denn auch Sparen musste man sich leisten können. Durch die schwierige Wirtschaftslage der Nachkriegsjahre waren die Deutschen nur mit einer Währungsreform gekommen, für die sich neben dem späteren Bundeskanzler Ludwig Ehrhard auch der Salamander Generaldirektor Alex Hafner stark gemacht hatte. Die Deutsche Mark als Währung, die 1948 kam, war gerade erst wenige Jahre alt, als Salamander diese Spardose auf den Markt brachte.

Da die Spardose ohne Zerschlagen nicht oder nur sehr mühsam geleert werden konnte, existieren heute kaum noch Exemplare auf dem Sammlermarkt. In gutem Zustand, wobei vereinzelte Chips keine Wertminderung sind, kann sie unter Sammlern Preise von etwa 120 Euro erzielen. Weist die Spardose durch Aufbrechen starke Schäden auf, kann sie ab und an auch mal zu einem Restwert von 40 Euro gefunden werden. Mit Beschädigungen auf der Oberfläche ist sie kaum noch verkäuflich. Es lohnt sich definitiv die Mehrinvestition in ein gut erhaltenes Vitrinenstück.


Zur Lurchi-Übersicht | Literatur über Lurchi | Lurchi Spielsachen


Quellen und weiterführende Literatur

  • Eigene Sammlung und Recherchen
  • „Über uns“ Website des Schuhhaus Darré in Gießen, abgerufen am 06.06.2021
  • „Über uns“ Website des Schuhhaus Würtenberger in Bad Krozingen, abgerufen am 06.06.2021
  • Werbung für „Herrmann Sieckmann Salamander-Schuhe“ in „Schauspielhaus der Jadestädte Wilhelmshaven-Rüstringen (Spielzeit 1924-1925)“, 1924

Lange schallt’s im Walde noch:
Salamander lebe hoch!


Collection Heroes ist eine redaktionelle Seite, die sich mit eigener Sammlung und Forschung beschäftigt und zugleich eine Anleitung für andere Sammler und Forscher gibt. Alle Texte auf dieser Seite sind selbst recherchierte und verfasste Texte. Irrtümer und Änderungen vorbehalten. 

© Alle Abbildungen sind, soweit nicht anders gekennzeichnet, eigene Fotografien. Das Urheberrecht an der Gestaltung der abgebildeten Objekte liegt bei ihren jeweiligen Illustratoren und Produktgestaltern, die nach Möglichkeit und bester Kenntnis genannt werden. „Salamander“ und „Lurchi“ sind lange eingetragene Warenzeichen der Salamander AG und Salamander GmbH gewesen. Das Copyright der Illustrationen liegt bei Salamander, bzw. hinsichtlich der Lurchi-Bücher beim Esslinger Verlag. Lurchi ist seit 2023 eine Marke von Supremo. 

Kauf-, Tausch- oder Verkaufsanfrage zu einem der Objekte stellen.

Collection Heroes nimmt am Amazon und am ebay Partnerprogramm teil. Für qualifizierte Verkäufe erhält der Betreiber dieser Seite eine Provision, welche jedoch keinen Einfluss auf die redaktionelle Berichterstattung hat.