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Forschung & Sammlung

Salamander Streichhölzer

Streichholzschachteln waren lange Zeit sehr beliebte Werbe- und Sammelartikel. Noch heute findet man sie als Giveaways auf Messen oder am Point of Sale in Ladengeschäften. Dabei hat ihre Bedeutung im Laufe der Zeit deutlich abgenommen. Schuld daran sind insbesondere das Aufkommen von Feuerzeugen und die Wandlung zu einer immer stärkeren Nichtrauchergesellschaft. Auch in oder vor den Salamander-Filialen durfte man früher rauchen, wie bis heute in einigen Sammlungen erhaltene Standaschenbecher zeigen. Wie viele andere Unternehmen gab auch Salamander Zündhölzer in verschiedenen Formen aus. Naturgemäß sind Streichhölzer aber kein übliches Werbegeschenk eines Schuhhauses und daher hält sich deren Varianz über die Jahre auch in Grenzen.


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Salamander Streichholzetiketten (um 1960)

Immer wieder tauchen auf dem Sammlermarkt zwei Streichholzetiketten (Match Box Labels) von Salamander im Format von etwa  5 mal 3,5 Zentimetern auf, die früher dem Schmuck von Streichholzschachteln dienten. Aufgrund des ähnlichen  Formates und weil sie losgelöst von den Schachteln gesammelt und gehandelt werden, werden sie trotz der fehlenden Zahnung oft mit Reklamemarken verwechselt. Die Zündholzetiketten waren einst auf die Schachteln aufgeklebt und überbrachten dort mit gefälligen Motiven ihre Werbebotschaften.

Das erste Motiv spielt mit geometrischen Formen und Farbflächen ganz im Stil der 60er Jahre. Auf grünem Grund steht in weißer Schrift der Schriftzug Salamander. Acht Dreiecke ergeben vier Quadrate und spielen mit den Ausrichtungen. In drei der dadurch entstehenden Quadrate steht in unterschiedlicher Ausrichtung das Wort „Schuhe“, in einem steht das Salamander-Logo als Wort-Bild. Marke mit der Zahl 302, die such auch auf dem zweiten Matchbox-Label findet. Diese Zahl steht für die Steuernummer des Herstellers, „J.M. Fitzen“, die Zündwarenfabrik Johann Michael Fitzen in Hitdorf (1975 eingemeindet in Leverkusen).

Die Hitdorfer Fabrik zur Herstellung und zum Vertrieb von Zündhölzern wurde im Jahr 1843 gegründet und führte die Eigenmarken „Doppelköpfiger Adler“, „Wehr-Hölzer“, Adler über „JMF“, „Dom-Marke“, „Rhein-Hölzer“ und Marke „Fix“. Neben der 302 nutzte die Fabrik auch die Steuernummern 252, 267, 290 und 323. Steuernummern waren in der Zündhölzerindustrie ab 1909 vorgesehen. Ab 1948 wurde der Betrieb in dritter Generation geführt. Die beiden Brüder Paul und Ernst Fitzen sahen jedoch den Niedergang der deutschen Zündholzindustrie voraus und verkauften die Fabrik 1970, bevor die Firma 2 Jahre später auch aus dem Handelsregister gelöscht wurde.

Das spezielle „Marke Salamander“ Logo war nur kurze Zeit von 1959 bis 1961 in Gebrauch und dürfte einen Hinweis auf das Alter des Schachteletiketts geben. Da beide Etiketten nahezu immer zusammen gehandelt werden und in Schriftbild und Nummerierung einander ähneln, kann ein direkter Zeitlicher Zusammenhang unterstellt werden, womit auch die andere Streichholzschachtel auf die Zeit um 1960 datiert. Beide Zündholzetiketten findet man in der Regel ohne Kleberückstände, weshalb sie vermutlich aus einer Charge stammen, deren Blättchen nicht erst von den Schachteln gelöst werden mussten.

Das Motiv dieses Etiketts zeigt auf schwarzem Grund, der an die Dunkelheit des Weltalls erinnert, die Weltkugel eines Schulglobus mit Längen- und Breitengraden in einem Ausschnitt, der einen Teil von Südamerika und der Antarktis zeigt. Davor ist die schwarze Silhouette eines hochhackigen Damenschuhs gesetzt. Unter der Montage befindet sich in Weiß der Schriftzug „Salamander“. Für den Südamerika-Bezug gibt es vermutlich keinen besonderen Grund. Man könnte hier Mutmaßen, dass auf den Kontinent des Tabaks referenziert werden solle oder einfach die Weltgewandtheit und Internationalität der Firma hervorgehoben werden sollte. Tatsächlich expandierte Salamander 1960 nach Frankreich, 1969 nach Österreich und entwickelte sich mit seinem Filialnetz zum größten Schuhhersteller Europas.

Die Matchboxlabels sind ziemlich selten. Wurden sie vor einigen Jahren noch für etwa 5 bis 10 Euro gehandelt, sind ihre Preise zuletzt auf bis zu 50 bis 60 Euro gestiegen. Das liegt auch daran, dass sie in so manche Reklamemarken-Sammlung Eingang finden.

Salamander Streichholzbrief (1968, USA)

Ein ganz unglaubliches Fundstück, das eine lange Reise gemacht hat, ist dieser Streichholzbrief aus den USA, der aus dem Alpine Village Torrance in Kalifornien in den Vereinigten Staaten von Amerika stammt. Der Zündholzbrief könnte gut aus der Serie Mad Max stammen, die in der Werbebranche der 1960er Jahre spielt, denn seine schwere schwarze Optik mit der prunkvollen Goldschrift fällt aus dem modernen Salamander-Erscheinungsbild heraus. Auch die flachen Zündhölzer sind schwarz und fallen durch ihre grauen Köpfe und die versetzte Anordnung in vier Reihen auf.

Auf der Lasche stehen Adresse und Telefonnummer des „Salamander Shoes“ Schuhhauses im Alpine Village, einem Zentrum für deutsche Waren, Restaurants und Kultur im sonnigen Kalifornien. Das kleine Dorf ist 1968 nach dem Vorbild bayrischer Architektur erschaffen worden. Im gleichen Jahr hat sich das Schuhhaus Salamander dort angesiedelt und besteht bis heute fort. Fotos des Ladens auf der Bewertungsplattform Yelp sind eine kleine Zeitreise, den sie zeigen immer noch das alte Salamander-Logo auf der Fassade, das nur von 1961 bis 1981 in Gebrauch war und vermutlich direkt nach dem Bau 1968 aufgemalt wurde. Auch das Logo auf der Rückseite der Streichhölzer ist auf die gleiche Zeit zu datieren. Genau wie die Schrift ist es nicht nur mit Goldfarbe gedruckt, sondern in den Karton geprägt, was ihm eine edle Optik verleiht.

Wenn man nun aber meint, die Streichhölzer seien vielleicht erst im Laufe der Jahrzehnte entstanden, dürfte man einem Irrtum aufgesessen sein. Die Briefchen sind auf der Unterseite gemarkt mit „Monarch Match Co., San Jose“. Die in Kalifornien sehr bekannte Firma war vor allem in den Jahren 1946 bis 1966 aktiv, fusionierte 1966 mit der Superior Match Co. und wurde noch bis 1980 betrieben. Die Marke „Monarch“ ohne den Zusatz „Superior“ sollte sich demnach nach 1966 eigentlich nicht mehr auf Streichhölzern finden. Es ist nun denkbar, dass diese Hölzer just im Jahr 1967 für die Eröffnung des Alpine Village und des Salamander-Schuhgeschäfts vorproduziert wurden und aus irgendeinem Grund noch die alte Marke im Rahmen einer Übergangszeit verwendet wurde. Die Hlzer sind somit aber definitiv auf die Anfangszeit des Schuhhauses um 1968 zu datieren. Der Wert des Streichholzbriefchens liegt bei etwa 15 bis 20 Euro.

Salamander Streichholzschachtel (1990er)

Eine besonders schöne Streichholzschachtel von Salamander entstand mutmaßlich in den 1990er Jahren. Darauf deutet das verwendete Logo hin, das Ende 1990 angemeldet wurde. Der Schriftzug und das neue Bildlogo mit dem Feuersalamander komplett im Salamander-Grün gehalten steht in einem cleanen Design auf weißem Grund und ist nur mit einem grünen Rahmen umgeben. Die Streichholzschachtel hat kein normales, sondern ein Slimformat und in das Fach im Schuber passten 10 Zündhölzer. Die Besonderheit der Salamander-Streichhölzer aber waren ihre ebenfalls grünen Zündköpfe, im Corporate Design des Unternehmens. Die Zündhölzer wurden vollends zum Lifestyle-Produkt in einem Jahrzehnt, in dem man in der Öffentlichkeit auch noch mehr geraucht hat als heute. Die Rückseite der Schachtel ist weiß und anders als vorherige Streichholzschachteln wurde kein ablösbares Etikett verwendet, sondern die weiß-glänzende Schachtel direkt bedruckt. Puristisch, einfach, auf den Punkt!

Die Streichholzschachtel von Salamander taucht immer wieder mal auf dem Sammlermarkt auf. Man kann sie mit 5 bis 10 Euro einpreisen, mit etwas Pech aber auch mehr zahlen. Wer Geduld mitbringt, kann aber auch im Konvolut 10 Schachteln für 5 Euro ergattern.

Salamander Streichholzbrief (1990er)

Vermutlich auf die gleiche Zeit datiert ein Zündholz-Briefchen mit 20 Streichhölzern zum Herausbrechen. Da wo bei der Schachtel weiß die dominierende Farbe war, gibt hier schwarz den Ton an. Das komplette Briefchen ist von außen Schwarz. Auf der Rückseite und auf der Deckelklappe ist im Salamander-Grün das Salamander-Logo mit dem Feuersalamander im Kreis zu sehen. Unten auf der Vorderseite steht der Schriftzug „Salamander“. Von innen ist das Briefchen weder beschriftet noch farbig. Die Zünder sind in zwei Zehnerreihen hintereinander angeordnet, wobei die zweite Reihe etwas tiefer gesetzt ist. Sie sind schwarz mit cremefarben Zündköpfen. Auf der unteren Kante des Briefchens steht in Grün „20 Zünder“. Fachsprachlich werden die Streichholzheftchen auch Buchzünder genannt.

Nahezu gar nicht findet man den Streichholzbrief von Salamander unter Sammlern. Die meisten wissen aber auch nicht, dass es ihn gibt und suchen nicht danach. Preislich liegt er bei etwa 7-10 Euro, kann aber auch deutlich hoch gehen.


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Die Geschichte der Zündhölzer

Zündhölzer oder Streichhölzer, veraltet auch Schwefelhölzer, wurden 1826 vom englischen Apotheker John Walker erfunden, der als erster ein Hölzchen mit Reibungszündung entwickelte. Anfangs waren die Hölzer noch sehr groß und verwendeten lange Zeit weißen Phosphor, bis das 1890 verboten wurde. Die meisten Zündwaren heute sind Sicherheitszündhölzer, es gibt jedoch unzählige weitere Formen, die Teils auch unter erschwerten Bedingungen funktionieren mussten. Streichholzschachteln sind fast genauso lange verbreitet wie die Streichhölzer selbst und waren immer schon beliebte Werbeflächen. Zum Anzünden von Kerzen, Feuerstellen, Öfen oder von Rauchware wie Zigaretten, Pfeifen und Zigarren sind Zündhölzer kaum noch wegzudenken gewesen, bis eine kleine technische Revolution kam. Mit dem Aufkommen der Feuerzeuge nahm die Bedeutung von Streichhölzern rapide ab. Heute dienen sie tatsächlich in vielen Fällen nur noch als Werbeartikel, die durch die steigende Zahl an Rauchverbotszonen und Nichtrauchern weiter an Bedeutung verlieren.

Das Sammeln von Streichholzschachteln, Briefchen, Etuis und Etiketten wird als Phillumenie bezeichnet. Es ist eine zunehmend in Vergessenheit geratende Sammelleidenschaft, die sich oft auch mit deren Historie und Herstellung beschäftigt. Ein bekanntes Märchen ist „Das kleine Mädchen mit den Schwefelhölzern“, bei dem es sich um ein sozialkritisches Kunstmärchen von Hans Christian Andersen handelt. Ein armes Mädchen verkauft auf der Straße seine Zündhölzer und droht, zu erfrieren. Um sich daran zu wärmen, zündet es ein Holz nach dem nächsten an und geht trotzdem hinüber in den Tod.

Quellen und weiterführende Literatur

  • Eigene Sammlung und Recherchen
  • Alpine Village Center Torrance: „German Market for Food & Entertainment“, Website des Centers, abgerufen am 15.06.2021
  • Salamander Shoes of California: „Info“, Website des Schuhauses im Alpine Village Center, abgerufen am 15.06.2021
  • Mike Prero: „Match Manufacturers: Monarch Match Co. (1946-1966)“ auf „The Matchcover Vault“, Private Website von 2002, abgerufen am 15.06.2021

Lange schallt’s im Walde noch:
Salamander lebe hoch!


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