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Forschung & Sammlung

Lurchi Schaufenster-Figuren von Salamander

Die Reklamefiguren „Lurchi & seine Freunde“ von der Salamander AG aus Kornwesthem gab es in drei Hauptserien, von denen aber nur zwei im Handel waren. Die großen Display-Figuren standen jahrzehnte in den Schaufenstern der Salamander Schuhgeschäfte und lockten das junge Publikum an. Anders als Pappaufsteller und -hänger zogen die dreidimensionalen Werbefiguren immer schon mit großer Faszination die Kunden an. Nachdem Lurchi und seine Freunde als Reklamefiguren jahrzehntelang in den Schaufenstern zugebracht hatten, gab Salamander in den 80ern die Figurenreihe auch für den Verkauf frei. 1995 folgte der Reboot mit neuen Figuren, die nach einem Relanch des gesamten Franchise aber nach knapp vier Jahren wieder eingestellt wurden. Die meisten Figuren hatten eine Größe von ca 28-32 cm. Alle Größenangaben in diesem Artikel können allerdings im Bereich von 1-2cm variieren. Die genaue Messung hängt immer davon ab, wie man die Figur aufstellt und positioniert.


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Lurchi Schaufensterfiguren – Überblick

Die Anfänge der Werbefiguren (50er bis 70er Jahre)

Die erste Generation der Lurchi Schaufensterfiguren war stark von den dem anfangs noch recht naturalistischen Erscheinungsbild Lurchis geprägt. Bereits in den 1950er und 1960er Jahren gab es erst Reklamefiguren von Salamander mit Lurchi, Zwerg Piping, Igelmann, Mäusepiep, Unkerich und Frosch Hopps. Von späteren Verkaufsvarianten unterschieden sie sich durch teils gravierende Abweichungen in der Bemalung, Größe und Beweglichkeit. Drehbare Taillien und Gelenke ermöglichten mehr Interaktion mit der Ausstellungsware in den Schaufenstern. Diese Raritäten sind heute in Sammlerhand und somit fast nicht mehr erhältlich.

Hinweis: Von meist privaten, teils aber auch gewerblichen Verkäufern werden gerne die Figuren der 80er-Jahre-Serie auf die 50er, 60er oder 70er datiert, um den Preis in die Höhe zu treiben.

Die erste Verkaufs-Serie (80er bis 1995)

Ab den 1980er Jahren wurden die Display-Figuren aufgrund der stetigen Nachfrage auch für den Verkauf an Kunden frei gegeben. Die Figuren hatten alle eine Größe um 30cm, einen drehbaren Kopf und bewegliche Arme. Während bei Igelmann, Piping und Mäusepiep die Beine fest am Körper waren, ließ sich bei den Lurchi, Unkerich und Hops auch die Beinstellung anpassen. Der damalige Ausgabepreis lag bei 30 Mark, umgerechnet etwa 15 Euro. Da viele der Figuren in Kinderhände gewandert sind, ist es schwierig, noch vollkommen unbestoßene und unlädierte Figuren zu ergattern. Auch Sonnenlicht und Witterung haben einen Beitrag zur Gestaltung einiger Figuren geleistet. Dem Handelspreis tut das meist keinen großen Abbruch. Tatsächlich kann man auch innerhalb der Gestaltung dieser Figurenserie einige Unterschiede erkennen. Die neueren Exemplare sind meist etwas anders bemalt worden als die frühen Ausgaben. Erwähnenswert ist, dass es kaum zwei Figuren gibt, die wirklich identisch aussehen. Durch die Umstände der Fabrikation und Bemalung sowie den unterschiedlichen Abrieb durch Bestoßung und Bespielung unterscheiden sich alle Figuren in Farbgebung, Farbverläufen und Musterung optisch voneinander.

Der etwa 32 cm große Salamander Lurchi ist das Prunkstück des Freundeskreises. Als Protagonist und Held wollten alle Kinder diese Figur haben. Lurchi findet sich daher am häufigsten und wird zu den kuriosesten Preisen gehandelt. Der Salamander mit seiner charakteristischen gelben Fleckung ist sehr beweglich. Arme, Beine, Kopf und Schwanz lassen sich um 360 Grad drehen. Große neugierige Augen schauen aus den großen Augenwülsten des Feuersalamanders hervor. Dieser Lurch ist zu Abenteuern aufgelegt. Der Schwanz steht als Balance-Geber dabei entweder nach oben oder nach unten abgewinkelt ab. Auch körperlich überragt der amphibische Protagonist den Rest seiner Familie. Alle anderen Schaufenster-Figuren sind kleiner als Lurchi. Die ursprüngliche Figur hat dunkelgelbe Flecken, die an der Längsachse des Körpers spiegelsymmetrisch verteilt sind. Eine bekannte Variante wurde am Schwanz nicht richtig bemalt. Dort sind die zwei sich eigentlich auf dem Schwanz fortsetzenden Rückenflecken zwar als Erhebungen aufgeprägt, aber nicht gelb bemalt. Die neueren Figuren haben eine fast neongelbe Farbe und größere Lichtpunkte in den Pupillen. Außerdem ist der Kopf im Halsbereich bei den neuen Figuren minderwertig gearbeitet und steht über. Lurchi wird zwischen 25 und 40 Euro gehandelt.

Mit 28 cm ist Frosch Hopps etwas kleiner als Lurchi. Durch den fehlenden Schwanz wirkt er insgesamt auch drahtiger und schlanker. Das auffälligste Merkmal sind wahrscheinlich Hopps große Frosch-Augen und das große geöffnete Maul, wodurch er insgesamt sogar ein bisschen wie ein Muppet wirkt ohne jedoch Ähnlichkeit mit Kermit zu haben. Hopps ist grün, wie es sich für einen Laubfrosch gehört. Er hat eine weiße Kehle und einen weißen Bauch, sowie weiße Fingerspitzen. An den Füßen trägt er schwarze Schnürschuhe. Arme, Beine und Kopf sind 360 Grad beweglich. Bei der ursprünglichen Schaufenster-Figur sind die weißen Flächen oft stark ausgeblichen und haben einen dezenten Farbverlauf, der sich gut in das Gesamtbild einfügt. Neuere Figuren sind hingegen knallig weiß, als sei Hopps gerade beim Renovieren verunfallt. Der neue Hopps wirkt außerdem beinahe hypnotisiert und fremdgesteuert, was daran liegt, dass eine Pupillen nicht mehr komplett schwarz ausgemalt sind, sondern nur noch einen schwarzen Punkt darstellen, wie bei einigen anderen der neueren Figuren auch. Besonders in Kombination mit den sehr großen Augen und den bei den neuen Versionen fehlenden Lichtpunkt in den Pupillen wirkt das bei Hopps sehr unnatürlich. Hopps lässt etwa 20 bis 25 Euro über den Tresen springen.

Der Igel Igelmann hat mit 27 cm Höhe eine ähnliche Größe wie Hopps, aber einen deutlich massigeren Körper. Zu seinen braunen Halbschuhen trägt er die bekannte grüne Hose mit den roten Hosenträgern. Sein Mund zeigt ein Lächeln und seine Augen wirken aufgeweckt und weise. Kein Wunder also, dass er von vielen Kindern, Eltern und Nicht-Sammlern oft auch nach dem Hörzu-Redaktionsigel Mecki genannt wird. Igelmanns Arme lassen sich um 360 Grad drehen. Die Beine sind fix. Der Kopf ist ebenfalls drehbar, aufgrund der Stachelfrisur, die vom Kopf in den Rücken übergeht und der daraus resultierenden Passform aber schlecht beweglich. Bemerkenswert bei der Variante ist, dass bereits die Ausgangsmaterialen der Figuren unterschiedliche Brauntöne haben. Auch Die Stacheln sind mal heller und mal dunkler gefärbt. Der dunklere Igelmann hat eine verwaschene Nase und vergleichen mit der anderen Figur nur winzig kleine Lichtpunkte in den Augen. Man könnte auf die Idee kommen, der hellere Igelmann sei die neuere Figur und der dunklere die ältere, da auch bei den anderen neuen Figuren exzessiv mit helleren Farben gearbeitet wurde. Es dürfte jedoch anders herum sein, da auch hier das Problem mit den Lichtpunkten der Pupillen besteht und die Farbe insgesamt weniger sorgfältig aufgebracht wurde. Die zwei Varianten gleichen sich deutlicher als die Varianten von Lurchi und Hopps und man könnte beinahe auf unterschiedliche Alterungsstadien tippen. Die Details der Unterschiede treten erst bei der genaueren Betrachtung hervor und sind nicht so gravierend. Um einen Hasen im Wettlauf zu schlagen wie in der bekannten Fabel, reicht es also. Mit dem Igel in gebrauchsgemäßem Zustand kann man auf dem Sammlermarkt etwa 20 bis 25 Euro aufpieksen.

Mit 28cm ist die Gelbbauchunke Unkerich (von sprachverwirrten Verkäufern auch gelegentlich Kröterich genannt) eine der größeren Salamander-Figuren. Der behäbige korpulente Unkerich trägt schwarze Stiefel, seinen Gürtel und die bekannte blaue Mütze. Auch sein Kopf ist im Verhältnis zum Körper groß und er hat fast gar keinen Hals. Unkerich ist Gelb mit roten Punkten, weißem Bauch und weißem Gesicht. Er hat schwarze Nasenlöcher, große schwarze Pupillen und eine rote Zunge. Seine Arme, Beine und sein Kopf lassen sich 360 Grad drehen, wodurch er unterschiedliche Posen einnehmen kann. Unkerich hat als eine von nur zwei Figuren keinen Lichtpunkt in der Pupille, was ihm einen noch stärkeren comicartigen Anstrich gibt. Die neueren Unkerich-Figuren stehen gestalterisch leider in einer Linie mit den anderen neueren Figuren. Insgesamt wirkt die Figur frischer, was vor allem an der übermäßig weißen Farbe des Bauchs und Gesichts liegt. Hier wäre ein dezenterer Farbverlauf wie beim alten Unkerich schöner gewesen. Die Punkte sind nun teilweise gleich, teilweise aber auch anders verteilt und finden sich sogar auf dem weißen Unterbauch. Auch das Gesucht ist anders gestaltet. Durch das exzessive Weiß und die farblich nur noch mit einem roten Strich angedeutete Zunge wirkt es maskenhaft und leblos. Wie schon bei Hopps und wie auch bei Piping sind die Pupillen nicht mehr vollständig ausgemalt, sondern nur noch kleine schwarze Punkte. Der alte Unkerich wirkt dadurch kindlicher und freundlicher als der neue. Allen Unkenrufen zum Trotz kann man mit dem großen Kerl  etwa 20 bis 25 Euro auf dem Sammlermarkt erzielen.

Mit seinen 28 cm Standhöhe kommt Zwerg Piping ebenfalls groß raus. Der bärtige Zwerg in seiner blauen Hose und der bekannten roten Jacke trägt hellbraune Halbschuhe und seine rote Bommelmütze. Gesicht und Hände sind hautfarben, wobei die Wangen leicht gerötet erscheinen und Piping schwarze Lachfältchen neben den Augen hat. Der üppige weiße Bart ziert das Kinn und die Kiefer des Zwerges und gibt dem ansonsten kindlichen Gesicht seinen Rahmen. Unter der Mütze schauen keck weiße Haartollen hervor und auch die buschigen Augenbrauen sind vom Alter bereits weiß. Beweglich sind bei dem kleinen Kerl nur die Arme und der Kopf und das aufgrund des Bartes auch nur eingeschränkt. Die Beine sind fix am Körper. Piping, der auf den ersten Blick auch ein Gartenzwerg sein könnte, ist die Figur, die sich am zweitwenigsten in ihren Varianten unterscheidet. Tatsächlich scheint es nur unterschiedliche Gestaltungen der Augen zu geben. Anfangs voll ausgemalt und mit seitlichem Pupillen-Lichtfleck, waren die Augen in späteren Varianten inklusive des Großteils der aufgeprägten Pupillen überwiegend weiß mit nur kleinen schwarz aufgemalten Pupillen, allerdings mit Lichtfleck. Ganz alte Varianten von Piping mit komplett schwarzen Pupillen ohne weißen Fleck wurden ebenfalls schon gesehen. Insgesamt besteht hier aber große Verwechslungswahrscheinlichkeit und die Datierung ist mehr noch als bei den anderen Figuren eine echte Herausforderung. Zwergenhaft ist die Gestalt, aber nicht der Preis. Stolze 20 bis 25 Euro kann der Piping auf dem Sammlermarkt bringen.

Mit nicht ganz 27 cm ist der Mäuserich Mäusepiep eine der kleineren Salamander-Großfiguren. Die blaue Maus mit blauer Hose, schwarzem Gürtel und Socken, roten Schuhen und Halstuch ist neben Lurchi die am häufigsten auftauchende Figur des Franchise. Hautfarben sind seine Ohrmuscheln und seine Hände, sowie der lange bewegliche und biegsame Schwanz. Arme und Kopf lassen sich bewegen, die Beine sind fix. Mit den zwei hervorstehenden Schneidezähnen und der schwarzen Nase lächelt er freundlich und kam bei den Kindern gut an. Das bräunlich-hautfarbene Fell, das seinen Oberkörper, das Gesicht  und die Arme bedeckt ist im Kopf und Armbereich dunkler und auf der Nase und Brust heller gefärbt. Die Fellfärbung ist auch der einzige Unterschied zwischen den Varianten, sofern man diese für die Figur überhaupt annehmen kann. Durch Abrieb sind etliche Mäuse bereits weitgebend blau mit Farbresten lediglich in den Furchen des Fells, während andere Mäuse weiterhin ihre Farbe behalten haben. Grundsätzlich kann man diesen Mäusepiep innerhalb der Serie kaum datieren, da er sich quasi nicht verändert hat. Daran, dass man für diese schöne und häufig aufzufindende Figur etwa 15 bis 20 Euro zahlt, beißt die Maus keinen Faden ab.

Wer die Figuren gestaltet hat und wie sie entstanden sind, ist leider nicht mehr überliefert. Unter den Schuhsohlen sind die sechs Freunde gemarkt mit „Salamander AG“. Lurchi, Hopps und Igelmann unter dem rechten und Unkerich, Piping und Mäusepiep unter dem linken Fuß. Die wenigsten Figuren, die als alt angeboten werden, stammen wirklich aus den 1970er Jahren oder gar früher, da die Serie überhaupt erst um 1980 für den Endkunden-Verkauf freigegeben wurde. Da eine Datierung selbst für Experten schwer ist, sollte man Verkäufer daher sicherheitshalber nach Belegen für die Altersbestimmung fragen oder als Verkäufer auf die uneindeutige Datierung hinweisen.

Immer wieder werden die Figuren unter dem Label „Vintage“ oder „Retro“ für bis zu 90 Euro angeboten. Der tatsächliche Sammlerwert in perfektem Erhaltungszustand ohne Bestoßung oder Farbabreibungen dürfte bei 30 Euro liegen, in Originalverpackung sogar 40 Euro. Durchschnittlich lässt sich mit den Figuren mit Gebrauchsspuren ein Erlös von etwa 15-20 Euro inkl. Versand. Lurchi, Igelmann, Mäusepiep und Hopps werden dabei sehr häufig angeboten. Piping und Unkerich sind etwas seltener. Dies variiert jedoch im Laufe der Zeit, weshalb man für alle Figuren eine ungefähre Gleichverteilung und Gleichwertigkeit annehmen kann. Lurchi wird als Protagonist des Freundeskreises jedoch gerne etwas höher mit 25 bis 40 Euro gehandelt. Die Figuren kommen noch sehr häufig vor und sind weniger selten als die neueren Figuren aus den 90ern. Die Preisentwicklung ist seit 20 Jahren weitgehend stabil (Vgl. Granacher 2005) und steigt nur langsam an.

Hinweis: Die Figuren dieser Serie werden gerne auf die 50er, 60er oder 70er Jahre datiert, um den Preis in die Höhe zu treiben. Tatsächlich gab es die Figuren bis Mitte der 1990er zu kaufen.

Die zweite Verkaufs-Serie (1996-2000)

Mit der Ära Dietwald Doblies wurden die alten Schaufensterpuppen von Lurchi und seinen Freunden überarbeitet und modernisiert. Die neuen Figuren waren nun deutlich schlanker und graziler und wirkten irgendwie dynamischer. Anders als die erste Serie wurden die neuen Figuren deutlich einheitlicher geschaffen und unterscheiden sich wenig bis gar nicht in der Bemalung. Dafür lässt allerdings die Verarbeitung an einigen anderen Punkten etwas zu wünschen übrig. Beispielsweise neigen die Köpfe dazu, sich zu lockern und zu wackeln, die verwendeten Farben scheinen sehr UV-Licht-anfällig zu sein und die ein oder andere Figur hat schon von Fabrik aus eine Fußfehlstellung, wodurch sie beim Stehen nicht das ideale Gleichgewicht hat. Auch sind die gewählten Gesichtsausdrücke sehr figurspezifisch und sollen den jeweiligen Charakter widerspiegeln. Mit den mehr generischen Gesichtsausdrücken der alten Serie konnte man allerdings besser verschiedene Spielszenarien durchspielen. Die neuen Figuren sind auch weniger beweglich und wirken irgendwie steifer als die Ursprungsserie. Die Figuren wurden nur dreieinhalb Jahre lang produziert, bevor die Serie einen Relaunch erfahren hat. Sie sind daher vergleichsweise selten und werden höher gehandelt als die erste Serie.

Der Star ist wie immer der Salamander Lurchi, der auch in der neuen Variante knapp 32 cm groß ist. Gegenüber der alten Figur ist er sehr schlank. Mit seinem typischen grünen Tirolerhut mit weißem Gamsbart ist Lurchi näher an dem Comic-Lurchi als die vorherige Figur. Das ist auch Dietwald Doblies`Werktreue zuzurechnen, der sich wieder mehr an den „originalen“ Lurchizeichnungen von Heinz Schubel orientierte. Der schwarze Körper, die gelben Flecken und Augenwülste und das rote Innere des Mundes geben einen guten Kontrast mit dem Grün des Hutes. das Gelb ist heller und frischer als das der alten Serie, ähnlich deren späteren Lurchi-Varianten (siehe oben). Lurchi trägt in dieser Inkarnation sehr elegante geschnürte, braun-grüne Halbschuhe. Arme, Beine, Kopf und Schwanz des Lurchs lassen sich drehen und in verschiedene Positionen stellen, wobei die Beine sehr eng zusammenstehen und sich teilweise gegenseitig blockieren, so dass man auch erstmal eine Position finden muss, in der Lurchi nicht aufgrund von Gleichgewichtsproblemen umkippt. Wie schon zuvor ist Lurchi die größte Figur der Truppe, was seinen Anspruch als Anführer unterstützt. Der Feuersalamander kann auf dem sammlermarkt am häufigsten gefunden werden, da die Nachfrage nach Lurchi immer schon am größten war. Eine gut erhaltene Figur schlägt mit 30 bis 40 Euro zu Buche.

Auch Frosch Hopps bleibt mit seinen 28cm der vorangegangenen Figur treu. die grüne Figur hat einen weißen Bauch und eine weiße Kehle und trägt grün-schwarze Halbschuhe mit brauner Sohle. Kopf, Arme und Beine sind voll beweglich. Hopps schlägt die Brücke der alten Schaufensterfiguren hin zum neuen Design der Comics, trifft dabei das neue Vorbild aber erstaunlich wenig. Besonders der kugelförmige Kopf und die nach unten gezogenen Mundwinkel lassen in ihm kaum den Hopps erkennen, mit dem Lurchi so gerne Abenteuer erlebt. An ihm offenbart sich auch eine Schwäche, welche die neuen Figuren alle haben: Die Anzahl der möglichen Posen durch Hand- und Fuß-Stellungen ist sehr schnell erschöpft und langweilig. Immerhin gehört Hopps zu den Figuren auf dem Sammlermarkt, die in der Regel am wenigsten Beschädigungen aufweisen. Nur der schöne weiße Bauch ist oft mit bunten Streifen und mich Flecken übersäht. Vielleicht ist er die am wenigsten gelungene Figur der neuen Serie, aber man muss Hopps einfach trotzdem mögen. Das spiegelt sich auch im Preis wieder, denn der Frosch ist für 20 bis 30 Euro zu haben.

Der Igel Igelmann ist auch bei der neuen Figurenserie der Dritte im Bunde. Er zeigt, dass sich in dieser Reihe noch eine weitere Hommage auf Metaebene versteckt. Denn bewegen lassen sich bei dem Igel nur der Kopf und die Arme. Die Beine sind wie schon bei der ersten Figurenreihe fixiert. Dafür gibt es keinen plausiblen Grund als den, dass es sich um eine Anspielung handelt. Schon seit den 60ern lassen sich die Beine der Hosen tragenden drei Schaufensterpuppen nicht verstellen. Auch darüber hinaus ist der Igel sehr gelungen. Der bräunliche Oberkörper ist dieses Mal fell- und stachelfrei, was ihn noch menschlicher erscheinen lässt. Mit seiner grünen Hose, den roten Hosenträgern und den braun-grauen Halbschuhen trägt er seine bekannte Kleidung. Hebt man seine Hand zum Gruße, so versteht man, warum dieser Igel einfach immer wieder mit dem Hörzu-Mecki verwechselt wird. Doblies hat hier mit seiner Interpretation von Igelmann das beste beider Welten zum Vorschein gebracht. Seine Größe liegt bei ungefähr 28,5cm, wodurch er gegenüber seiner früheren Inkarnation gewachsen ist. Gewachsen ist auch sein Sammlerwert, denn dieser Igelmann bringt rund 20 bis 30 Euro vom Wettlauf mit nach Hause.

Knapp 30 cm misst die Gelbbauchunke Unkerich als Figur der neuen Schaufensterfiguren-Serie nach den Zeichnungen von Dietwald Doblies. Das sind zwei Zentimeter mehr als noch in den Jahrzehnten zuvor. Der behäbige Kröterich aber schummelt natürlich auch immer etwas, weil er bei der Messung die blaue Mütze aufbehält. Die trägt er nämlich auch in der neuen Inkarnation. Genau wie seinen schwarzen Gürtel und die schwarzen Stiefel. Grundsätzlich ist Unkerich in seinem Erscheinungsbild sehr der alten Figur nachempfunden, dabei aber deutlich moderner. Statt eines schwabbeligen Körpers hat der neue Unkerich schon fast geometrische Form und erinnert an eine Birne auf Beinen. Da mag allerdings auch sein gelber Körper mit den orange-roten Punkten mit reinspielen. Wie zuvor hat er eine weiße Kehle und einen weißen Bauch und ist damit eine korpulente und detailreichere Version von Hopps mit ähnlich kugeligem Aufbau. Auch bei ihm ist schade, dass er aus den meisten Perspektiven die Mundwinkel nach unten zieht, somit also unfröhlich wirkt. Problematisch an der Figurenkonstruktion, dessen Kopf, Arme und Beine beweglich sind, ist die Tatsache, dass in fast allen auf dem Sammlermarkt zu findenden Figuren der Kopf sehr wackelig sitzt. Ansonsten ist Unkerich eine der schönsten Salamander-Figuren der Reihe. Sein Sammlerwert bemisst sich auf etwa 20 bis 30 Euro.

Zwerg Piping bringt es dieses Mal auf etwa 28,5 cm und ist in Etwa so groß wie sein Vorgänger. Kleidungstechnisch hat sich nicht viel geändert Noch immer trägt der Zwerg seine rote Jacke, die rote Bommelmütze und eine blaue Hose. Als Schuhe wurden ihm elegant-moderne blau-rote Schuhe angezogen, die gut zu seinem Kleisungsstil passen. Im Ausschnitt sieht man, dass Piping neuerdings ein blaues Shirt unter der roten Jacke trägt. Ansonsten ist die Figur wie erwartet hautfarben mit weißem Haar. Auf einen Bart hat Doblies aber komplett verzichtet, um das junge Gesicht des Zwerges voll zur Geltung zu bringen. Auch die buschigen Augenbrauen sind durch Augenbrauenstriche ersetzt. Mit freudig zusammengekniffenen Augen und einem leichten Lächeln auf den Lippen Grüßt der Zwerg mit seinen Händen. Denn wie alle Hose tragenden Figuren lassen sich nur der Kopf und die Arme, nicht aber die Beine bewegen – genau wie schon in der alten Figurenserie. Noch etwas hat Piping von seinem Vorgänger geerbt: Die Farbe an der Nase und den Wangen ist besonders empfindlich und blättert bevorzugt ab. Die Figur ist nicht seltener als die anderen, aber fehlt in Konvoluten am häufigsten. Durch den Einzelkauf können zusätzliche Versandkosten und ein höherer Preis entstehen. Grundsätzlich ist aber auch Pipings Sammlerwert mit rund 20 bis 30 Euro festzusetzen.

Mit nur 26,5 cm Höhe ist Mäuserich Mäusepiep der kleinste in der Runde von Lurchis Freunden. Auch er zeigt eine geglättete moderne Optik mit grauem Körper, weißem Gesicht und Bauch und rosafarbenen Ohrmuscheln. Seine Hose trägt er halb offen und ohne Gürtel. An den Füßen ist sie in graue Schuhe gesteckt. Auch hier gibt es wieder einige Referenzen zu der früheren Figurenreihe. So sind der Kopf und die Arme beweglich, während es die Füße nicht sind und Mäusepiep hat einen Schwanz, der dieses mal aber nur drehbar und nicht biegsam ist. Das Gesicht ist sehr gefällig mit einem deutlichen Lächeln und zum lachen zusammengekniffenen Augen. Genau diese hübsche Gestaltung ist aber ein Manko, wenn man mit der Figur spielen möchte, die immer in dieser fröhlichen Mimik verharrt. Die Bewegung der Arme wird durch die seitlich abstehenden Ohren am Kopf behindert. Auch Mäusepieps weißer Bauch ist Schmier- und Kratzeranfällig wie der von Hopps und Unkerich. Alles in allem ist er aber ein guter Abschluss der in sich geschlossenen und stimmigen Reihe. Auch Mäusepiep fällt nicht aus dem Rahmen und bekommt den Sammlerwert von 20 bis 30 Euro. Die Figur wird aber nach Lurchi am öftesten angeboten und kann daher mit entsprechen Geduld auch günstiger erstanden werden.

Die Serie wurde 1996 in den Handel gebracht und lief nur wenige Jahre, da bereits im Jahr 2000 ein großer Relaunch des Lurchi-Franchise folgte, in dessen Rahmen die Charaktere komplett neu gestaltet wurden. Somit sind verglichen mit den Jahrzehnten, in denen die erste Serie produziert wurde, vergleichweise wenig Exemplare auf dem Sammlermarkt. Derzeit wirkt sich das preislich nur minimal aus. Es ist aber damit zu rechnen, dass durch die Verknappung  die Preise für die zweite Serie stärker steigen werden als jene für die erste Serie. Der Erhaltungszustand ist aufgrund der stärkeren Anfälligkeit für Gebrauchsspuren meist nicht tadellos. Die Figuren haben wie die erste Reihe unter der Schuhsole die Marke „Salamander AG“, dieses Mal noch mit dem Zusatz „Kornwestheim“. Einen Auftritt in der Heftserie haben die Figuren ebenfalls. Sie wurden gemeinsam mit dem Heft 120, der Jubiläumsausgabe, veröffentlicht und sind innerhalb des Comics im Lurchi-Museum zu sehen.

Die Entstehung der Figurenreihe

Lurchi-Zeichner Dietwald Doblies erinnerte sich auf seiner Website mit einer Reihe von Fotos der Tonmodelle an die Entstehung der Figurenreihe. Im Sommer 1996 wurde er von Salamander nach Nürnberg gebeten, um dort den Abnahmeprozess für die plastischen Figurenreihen zu beaufsichtigen. Nach dem Weggang von piiit Krisp und dem Start von Dietwald Doblies als Zeichner 1995 sah man bei Salamander die Notwendigkeit, die seit Jahrzehnten unveränderten Quietschfiguren und Schaufensterfiguren zu modernisieren. Die Zeichenkunst von Doblies gefiel. Wie schwer sie sich aber in drei Dimensionen übersetzen ließ, musste der Lurchi-Zeichner bei diesem Trip nach Nürnberg feststellen.

„Ein Nürnberger Bildhauer hatte Lurchi und seine Freunde in Ton modelliert. Die Fahrt wurde zu einer Lektion für mich, wie schwierig es ist, mit anderen Künstlern gemeinsam etwas zu schaffen. Der Bildhauer, dessen Name ich nicht mehr erinnere, hatte die Figuren sehr liebevoll modelliert. Aber alles etwas anders gemacht, als es nach meiner Vorstellung hätte sein sollen. Er hatte eben seinen eigenen Stil hineingebracht. Jede Fingerkuppe war z.B. mit einem Fingernagel versehen, wie man es von alten Puppen her kennt. Aber für einen Feuersalamander oder Frosch ist das eigentlich nicht gerade das Richtige. Die Arbeit war jedoch viel zu sehr fortgeschritten, als dass ich noch grundlegend hätte eingreifen können. Ich musste mich auf die wichtigsten Korrekturangaben beschränken.“ (Quelle: Doblies 2011)

Korrekturen umfassten vor allem folgende Kritikpunkte Doblies an der Umsetzung: Lurchis Augen waren schräggestellt, damit man sie auch von vorne sehen konnte. Dies verlieh dem Salamander aber ein echsenartig boshaftes Aussehen. Unkerichs Kiefer war deutlich zu groß geraten und musste verkleinert werden. Igelmanns Stacheln waren eigentlich überdimensioniert, konnten aber aufgrund der Gusstechnik nicht anders umgesetzt werden, da der Kunststoff in eine Form gegossen wird, aus der er sich leicht wieder herauslösen lassen soll. Aus den gleichen Grund hat die Quietschfigur einen Bürstenschnitt verpasst bekommen. Doblies erkannte auch hier schon, dass Comicfiguren nicht aus allen Perspektiven dargestellt werden können. Neben Lurchi macht er dies an Mäusepiep fest, mit dessen Erscheinungsbild er ansonsten sehr zufrieden ist. Tatsächlich muss man hier als Betrachter aber relativierend einwenden, dass die perspektivischen Verzerrungen bei der alten Figurenreihe deutlich weniger problematisch waren.

Auf der Website des Zeichners finden sich viele hübsche und spannende Fotos der Original-Tonmodelle, welche die Entwicklung der Figuren interessant illustrieren.

Die Figuren sind nicht nur viel gesammelt und beliebte Museumsstücke, sie hatten auch schon einen Auftritt bei Bares für Rares:

Lurchi-Figuren bei Bares für Rares

Lurchi-Figuren bei Bares für Rares

Einen ganz besonderen Auftritt hatten Lurchi und seine Freunde am 3. Februar 2017 in der ZDF-Trödelsendung "Bares für Rares" . In der Fernsehsendung bieten überwiegend private Verkäufer ihre Dachboden- und Flohmarktfunde, ihrem Schmuck, Gemälde und ...

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Aussicht auf eine dritte Serie?

Viele Sammler und Lurchi-Fans fragen sich seit 20 Jahren „Gibt es bald eine neue Salamander Schaufensterfiguren Serie?“. Mit der erneuten Umgestaltung und der als Reboot angelegten Neucharakterisierung der Figuren im Jahr 2000 ging die Ära der Salamander Schaufensterpuppen zunächst zu Ende. Bisher sieht es nicht so aus, als sei eine Neuauflage mit den Doblies-Charakteren geplant. In den Verkaufsräumen der Schuhgeschäfte wird wieder auf Werbeaufsteller aus Pappe gesetzt. Allerdings hat Salamander eine Anziehpuppen-Kollektion mit Stofftieren herausgegeben, die aufgrund der ähnlichen Größe durchaus als Nachfolger-Serie angesehen werden kann. Für Kinder hat die Reihe den Vorteil, dass die Figuren flexibler zum Spielen geeignet sind und zugleich als Kuscheltier herhalten können. Diese zeigt Lurchi, Hopps, Unkerich, Mäusepiep, Igelmann und Piping im neuen Stil von Dietwald Doblies. Lediglich Neuzugang Fee Emily fehlt in der Figurenreihe.

Quellen und weiterführende Literatur

  • Eigene Sammlung und Recherchen
  • Dietwald Doblies: „Lurchi und seine Freunde in Ton – Die Modelle zu den plastischen Lurchifiguren 1996“, Website des Lurchi-Zeichners aus dem Jahr 2011, abgerufen am 31.12.2020
  • René Granacher: “Lurchi Figuren”, hier besonders die Ausführungen zu den 50er bis 70er Jahren, private Lurchi-Website vom 18.11.2004, abgerufen am 23.11.2018

Lange schallt’s im Walde noch:
Salamander lebe hoch!


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