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Forschung & Sammlung

Salamander Theater-Siegelmarke

In den 1920er und ’30ern und teilweise bis in die späten 1950er Jahre waren Siegelmarken auf Theater-Programmheften weit verbreitet. Die in der Regel beidseitig abgebrachten und mit einer Banderole zum Durchtrennen bei Öffnen des Heftes verbundenen Marken dienten als aufmerksamkeitsstarkes Werbemedium, das sich durch seine Prominenz auf der Vorder- und Rückseite des Heftes, aber auch durch seine Farbigkeit von den zumeist schwarzweiß gedruckten Programmheften abheben konnte. Hinter den Siegelmarken steckten oft Zigarettenmarken wie Yenidze, Muratti, Bulgaria Krone, Edel-Bulgaren, Sektmarken wie Kupferberg Gold, Schönberger Cabinet oder Liköre wie der Hammer-Weinbrand. Die Produkte der Werbetreibenden hatten oft einen Genuss- und Luxusbezug. Die Siegelmarken dienten einerseits der Werbung, gaben andererseits den Käufern der Programmhefte aber auch das Wissen, ein neuwertiges Heft für ihr Geld zu bekommen, das nicht bei einer der vorherigen Vorführungen schon einmal ausgegeben worden war. Heute findet man derartige Siegelmarken eher vereinzelt noch an Theatern.


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Siegelmarken waren an den Theatern im gesamten Deutschen Reich und später in der jungen Bundesrepublik verbreitet. Die Siegelmarke von Salamander finden sich vor allem in den Jahren 1930 und 1931 auf den Heften der Berliner Staatstheater, zu denen die Oper Unter den Linden, die Staats-Oper am Platz der Republik, das Schauspielhaus am Gendarmenmarkt und das Schiller-Theater Charlottenburg gehören. Für die Werbung zeichnete damals die Allgemeine Werbe GmbH aus Berlin-Friedenau verantwortlich, die auch die Reinhardt-Bühnen, die Klein-Bühnen und das Nelson-Theater hinsichtlich der Inserat-Annahme vermarktete.

Die Salamander-Siegelmarke ist eine zweiteilige blaue Marke, die auf der linken Seite, welche vorderseitig auf den Programmheften verklebt wurde, einen weißen Damenschuh und auf der rechten, rückwärtig angebrachten Seite einen Herrenschuh zeigt. Dazu kommen der Slogan „Für Sie“ und das bereits in sich siegelartig erscheinender Logo der Marke Salamander auf rotem Grund mit goldener Schrift und schwarz-goldenem Salamander. Die edle Marke sollte den Theatergästen Exklusivität vermitteln und auf die Schuhwaren der Firma Salamander als exquisites Schuhwerk für einen Abend in formeller und gehobener Kleidung im Theater oder in der Oper aufmerksam machen. Die Marken waren jeweils mittig verklebt, wodurch ihre „Flügel“ selten ohne Knicke über die Jahre gekommen sind. Der beide Seiten verbindende Steg musste aufgebrochen werden, um das Heft zu öffnen, was die meisten Theaterbesucher noch während des Besuchs taten.


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Programmheft „Rigoletto“ der Staats-Oper am Platz der Republik in Berlin (1930)

Zu den Stücken, bei denen die Programmhefte mit der Salamander-Marke versigelt wurden, gehörten die Verdi-Oper „Rigoletto“ an der Staats-Oper am Platz der Republik im Oktober und November 1930 mit Willy Domgraf-Faßbaender, Arthur Cavara, Bianca Frey und Lisel Sturmfels unter der Spielleitung von Bruno Schwoch, sowie Lessings Drama „Nathan der Weise“ am Schiller-Theater in Berlin-Charlottenburg im Jahr 1931 mit Max Pohl, Toni Zimmerer und Margarete Schön unter der Spielleitung von Albert Patry. Die Kartenpreise variierten zwischen 0,75 bis 10 Reichsmark für die Oper und 1,30 und 7,00 Reichsmark im Theater.

Rigoletto“ ist eine berühmte Oper von Giuseppe Verdi, die 1851 uraufgeführt wurde. Die Handlung dreht sich um den buckligen Hofnarren Rigoletto, der am Hof des skrupellosen Herzogs von Mantua arbeitet. Obwohl er scheinbar fröhlich und lustig ist, verbirgt Rigoletto eine dunkle Seite und hat einen unerbittlichen Hass gegenüber den Höflingen, die den Herzog in seinen ausschweifenden und unmoralischen Eskapaden unterstützen. Dieser Hass wird noch verstärkt, als der Herzog Rigolettos Tochter Gilda verführt, die er bisher geheim gehalten hatte. Die tragische Geschichte entwickelt sich weiter, als Rigolettos Versuche, Gilda zu beschützen und Rache zu nehmen, in einem Strudel aus Intrigen, Verrat und tragischen Schicksalsschlägen enden. Die Oper „Rigoletto“ ist ein emotionales Meisterwerk, das die dunklen Abgründe der menschlichen Natur und die Unausweichlichkeit des Schicksals eindrucksvoll zum Ausdruck bringt.

Programmheft „Nathan der Weise“ am Schiller Theater Berlin (1931)

Nathan der Weise“ ist ein Theaterstück von Gotthold Ephraim Lessing, das 1783 in Berlin uraufgeführt wurde. Es spielt im mittelalterlichen Jerusalem zur Zeit der Kreuzzüge und dreht sich um die Begegnung von drei monotheistischen Religionen: Judentum, Christentum und Islam. Die Handlung konzentriert sich auf den wohlhabenden jüdischen Kaufmann Nathan, der als ein weiser und gutherziger Mensch dargestellt wird. Er hat eine Adoptivtochter namens Recha, die durch ein Feuer gerettet wurde und in Wahrheit eine christliche Herkunft hat. Während der Geschichte kommen verschiedene Charaktere zusammen, um moralische und philosophische Fragen zu diskutieren. Die zentrale Botschaft des Stücks betont die Toleranz, Menschlichkeit und die Idee, dass alle Religionen im Kern ähnliche Werte teilen und dass die wahre Religiosität in der Güte und dem Respekt gegenüber anderen liegt.

Das Theaterstück, das sich für Toleranz und Humanität aussprach und die Gleichheit der Menschen unabhängig von ihrer Religion betonte, wurde von den Nationalsozialisten als Bedrohung für ihre rassistische und antisemitische Ideologie betrachtet und konnte ab 1933, also bereits zwei Jahre später nicht mehr aufgeführt werden. Auch die jüdischen Gründer der Firma Salamander hatten unter der Arisierung zu leiden und mussten in den 1930ern ihre Anteile am Unternehmen an ihre „arischen“ Mitgründer verkaufen. Hier im Jahr 1931 konnte sich die Marke Salamander aber noch öffentlich für den Gedanken der Gleichheit aller Religionen zumindest insofern einsetzen, dass sie durch ihre Werbung auf dem Nathan-Programmheft derartige Stücke in der Darstellenden Kunst und an den schauspielenden Bühnen förderte.

Die Marken sind recht selten, tauchen aber dennoch immer wieder mal auf. In der Regel findet man die Reklamemarke noch auf dem Programmheft verklebt und mit aufgebrochenem Siegel. In diesem Zustand bringen sie unter Sammlern etwa 60 bis 75 Euro, ggf. auch mehr. Interessant ist gewiss auch die Varianz an Programmheften, auf welche sie geklebt sind, was neben dem Sammeln der Marken ein weiteres kleines Sammelgebiet eröffnet. Eine unversehrte Siegelmarke in bestem Erhaltungszustand kann mit oder ohne Heft um die 120 bis 185 Euro bringen.


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Quellen und weiterführende Literatur

  • Eigene Sammlung und Recherchen

Lange schallt’s im Walde noch:
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