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Forschung & Sammlung

Lurchi Vorkriegs- und Nachkriegshefte unterscheiden

Sie sind gesuchte Raritäten: Die Lurchi-Hefte der ersten Stunde(n) aus der Zeit vor der Ära Heinz Schubel. Selbst für erfahrene Sammler ist die Unterscheidung und Werteinschätzung der frühen Lurchi-Hefte nicht immer ganz einfach. Für 200 bis 500 Euro werden Hefte gehandelt, eines schaffte es sogar einmal mit einem Auktionspreis von 12.200 Euro in die Nachrichten. Was aber macht insbesondere die Vorkriegshefte so wertvoll und wie erkennt man, aus welcher Zeit die später noch mehrfach aufgelegten Hefte stammen? Die Unterscheidung ist weniger schwer, als man auf den ersten flüchtigen Blick denken könnte.


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Heft 1 / 1936

Um eine Wertbestimmung von Lurchi-Heften vornehmen zu können, muss man zunächst ihre Geschichte verstehen. Lurchi erschien erstmals um die Jahre 1936/37 bis 1939. Salamander hatte bereits zuvor vereinzelt mit Kinder-Werbeheften gearbeitet und Kinder- und Kundenzeitschriften als kostenlose Beilagen zum Kauf lagen gerade voll im Trend. Lorenz Pinder war der erste Lurchi-Zeichner, der bis zum Kriegsausbruch insgesamt 5 Hefte schuf. Bereits zu dieser Zeit gab es unterschiedliche Auflagen, erkennbar am vorhandenen bzw. fehlenden Punkt hinter „ein lustiges Salamander-Buch“. Diese Auflagen sind die „Vorkriegshefte“.

Heft 1 / 1951

Nach dem Krieg konnte Salamander Lorenz Pinder nicht mehr aufspüren, da er durch einen Bombentreffer auf den Luftschutzbunker ums Leben gekommen war. Auch die Druckplatten der ersten fünf Hefte waren Opfer des Krieges geworden. Um die ersten fünf Hefte ab 1951 erneut in Kinderhände abgeben zu können, mussten die Hefte noch einmal nachgezeichnet werden. Der Illustrator ist bis heute unbekannt, kann aber im Umfeld der Vereinigten Kunstanstalten Kaufbeuren vermutet werden. Die Hefte wurden hierfür weitgehend 1:1 abgepaust, wodurch sie sehr werkgetreu, aber auch schnell und weniger sorgfältig umgesetzt waren. Diese Auflagen sind die „Nachkriegshefte“.

Heft 1 / 1954

Für die Fortsetzung der Heftreihe konnte der neue Zeichner Salamander nicht überzeugen und die Vereinigten Kunstanstalten holten Heinz Schubel, der die Reihe ab Heft 6 im Jahr 1953 fortsetzte. Er entwickelte Lurchi in seinem ihm eigenen Stil weitgehend neu und prägte lange das Bild in den Köpfen der Kinder seiner Zeit. In den Jahren 1954, 1956, 1958 und 1960 zeichnete er neben der Reihe die ersten fünf Hefte in seinem Stil neu. Diese Hefte, obgleich zeitnah mit den Heften des unbekannten Zeichners entstanden, werden nicht mehr als „Nachkriegshefte“ bezeichnet. Sie sind ebenfalls gesucht, werden aber nicht so hoch gehandelt.

Unterschiede Vorkriegs-Lurchi und Nachkriegs-Lurchi

Durch den Vorgang des werktreuen Abpausens war lange nicht bekannt, wie sich die Hefte auf Vor- und Nachkriegszeit verteilten. Viele Sammler haben bis heute Probleme, die Vor- und die Nachkriegshefte zweifelsfrei voneinander zu unterscheiden. Es gibt jedoch etliche Unterscheidungsmerkmale, die eine Bestimmung sehr leicht eindeutig möglich machen:

Unterscheidungsmerkmal Vorkriegshefte Nachkriegshefte
Heftmaße: Das Vorkriegsheft ist 2-3 mm breiter. Das Nachkriegsheft ist ca. 2-3mm schmaler.
Titelseite Titel: Heft 1 bis 2:
„Lurchis Abenteuer“ in Sütterlin-Schrift
Heft 3 bis 5:
„Lurchis Abenteuer“ in Sütterlin-Schrift
Heft 1 bis 2:
„Lurchis Abenteuer“ in Sütterlin-Schrift
Heft 3 bis 5:
„Lurchis Abenteuer“ in Schreib-Schrift
Titelseite Bild: Lurchi steht mit gezogenem Hut und angewinkeltem Knie. Sein Körper ist noch überwiegend schwarz mit deutlich wenige gelben Flächen. Dafür hat er eine starke an Bauchmuskeln erinnerte Gliederung, die mit Grau auf den Körper aufgetragen ist. Der Kopf ist nach unten geneigt.
(1) Lurchis Pupille sitzt links.
(2) Der Schwanz endet spitz.
(3) Das Hutband ist regelmäßig gezeichnet und die Barthaare des Hutes sind gleich lang.
(4) Der Daumen reicht nur bis zur Krempe.
(5) Die Brust- und Bauchrillen sind weniger ausgeprägt, die Umrandungen der gelben Flecken dünner gezeichnet.
(6) Die Hacke des Schuhs läuft schmal zu. Die Outlines der Schuhe sind graziler gezeichnet.
(7) Der Hut wirft einen schwachen und runden Schatten.
(1) Lurchis Pupille sitzt mittig.
(2) Der Schwanz endet abgerundet.
(3) Das Hutband ist unregelmäßig gezeichnet und die Barthaare des Hutes sind unterschiedlich lang.
(4) Der Daumen reicht nur bis in den Hut hinein.
(5) Die Brust- und Bauchrillen sind stärker ausgeprägt, die Umrandungen der gelben Flecken dicker gezeichnet.
(6) Die Hacke des Schuhs ist breit. Die Outlines der Schuhe sind grober gezeichnet.
(7) Der Hut wirft einen großen und dreieckigen Schatten.
Titelseite Kasten: Heft 1 und Heft 5 Variante 1:
„das lustige Salamander-Buch“ in Sütterlin ohne Punkt am Ende

Heft 2 bis 4 und Heft 5 Variante 2:
„das lustige Salamander-Buch“ in Sütterlin mit Punkt am Ende

Heft 1 bis 2:
„das lustige Salamander-Buch“ in Sütterlin ohne Punkt am Ende

Heft 3 bis 5:
„das lustige Salamander-Buch“ in Schreibschrift ohne Punkt am Ende

Nummerierung: Heft 1:
Ohne Nummerierung
Heft 2 bis 5:
nach dem Muster „x. Teil“ in Sütterlin nummeriert
Heft 1:
Ohne Nummerierung
Heft 2:
nach dem Muster „x. Teil“ in Sütterlin nummeriert
Heft 3 bis 5:
nach dem Muster „x. Teil“ in Schreibschrift nummeriert
Inhalt: Die Hintergründe haben nur angedeutete Konturen, wodurch der Fokus auf den Figuren liegt.

In Heft 4 ist die Japanische Kriegsflagge zu sehen.

 Die Hintergründe haben ähnlich starke Konturen wie die Figuren, wodurch sie gleichrangig nebeneinander stehen.

In Heft 4 ist eine neutrale Flagge zu sehen.

Umfang: 12 Seiten (Heft 1-5) 12 Seiten (Heft 1-4), 8 Seiten (Heft 5)
Rückseite Bild: Das Salamander-Firmenlogo in gelb-schwarz
Rückseite Text: Heft 1 bis 3:
„Auch für Kinder von Größe 34 an“ in Sütterlin
Heft 4 bis 5:
„Auch für Kinder“ (Heft 4-5) in Sütterlin
Heft 1 bis 2:
„Auch für Kinder jeden Alters“ in Sütterlin
Heft 3 bis 5:
„Auch für Kinder jeden Alters“ in Schreibschrift

Datierung

Die Hefte sind wie folgt zu datieren:

Nummer Vorkriegsheft Nachkriegsheft
Heft 1 1936/37 1951
Heft 2 1937 1952
Heft 3 1938 1952
Heft 4 1938/39 1952
Heft 5 1939 1953

Nachdruck zum 100. Heft-Jubiläum

Heft 1 / 1989

Vorsicht ist geboten, wenn man ein zu gut erhaltenes Lurchi-Heft Nummer 1 in die Hände bekommt. Im Jahr 1989 veröffentlichte Salamander anlässlich der 100. Heftfolge einen Nachdruck des Ur-Lurchis, der auf der Modemesse GDS (International Shoe Fair / Große Deutsche Schuhmusterschau) zusammen mit der damals aktuellen 100. Folge an Salamander-Firmenkunden überreicht wurde. Zum Zeitpunkt des Drucks ging man wohl davon aus, das Vorkriegsheft von 1936/37 nachzudrucken, tatsächlich handelt es sich aber um einen Nachdruck des Heftes von 1951, wie man anhand der oben dargestellten Merkmale schnell feststellen kann. Neben der auffälligen Haptik des Heftes scheint auch die Farbgebung insgesamt etwas dunkler als bei den Nachkriegsheften üblich.

Der Wert der Lurchi-Hefte

Die Vor- und Nachkriegshefte sind anders als die spätere Serie von Heinz Schubel sehr selten und damit wertvoll. Über Auflagenhöhen lässt sich heute nichts mehr sagen. Auf dem Sammlermarkt erzielen gut erhaltene Hefte jedoch Preise von:

  • Vorkriegshefte (1930er): ca. 300 bis 500 Euro (Hefte 1 und 2), ca. 200 bis 300 Euro (Hefte 3 bis 5)
  • Nachkriegshefte (1950er): ca. 150 bis 200 Euro (Hefte 1 bis 5)
  • Nachdruck Heft 1 (1989): 90 bis 120 Euro

Die Preise können mit Angebot und Nachfrage stark variieren und sind somit nur grobe Richtwerte. Bei einer Versteigerung im Auktionshaus Gärtner in Bietigheim-Bissingen zahlte ein nostalgischer Käufer sagenhafte 12.200 Euro für eine vermeintlich einzigartige Lurchi-Erstausgabe. Hierfür sollte jedoch erwähnt sein, dass das Heft nicht so einzigartig war, wie es während der Auktion offenbar wirkte.


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Quellen und weiterführende Literatur:

  • Eigene Recherchen und Vergleiche
  • Lurchis Abenteuer Heft 1-5, verschiedene Auflagen
  • Bodo Gesche: „Vergleich Heft 1: Vorkriegsheft und Nachkriegsheft“ im Internet Archiv, sowie „Lurchi Forschung“ im Internet Archiv, jeweils mit Stand vom 11.03.2005, sowie „Kleine stilkritische Untersuchung zu Lurchi“ nach Dieter Asmus ebenda im Oktober 2002, alle abgerufen am 02.03.2021
  • Rene Granacher: „Die Lurchi-Hefte: Heft 1 bis 52 von Heinz Schubel“ auf Lurchi Online mit Stand Oktober 2009, abgerufen am 02.03.2021
  • Interessensvereinigung Comicstrip INCOS e.V.: „Lurchis Abenteuer 1937-1939. Jahresausgabe der Interessengemeinschaft Comicstrip für 2010“, limitierte Auflage

Lange schallt’s im Walde noch:
Salamander lebe hoch!


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© Alle Abbildungen sind, soweit nicht anders gekennzeichnet, eigene Fotografien. Das Urheberrecht an der Gestaltung der abgebildeten Objekte liegt bei ihren jeweiligen Illustratoren und Produktgestaltern, die nach Möglichkeit und bester Kenntnis genannt werden. „Salamander“ und „Lurchi“ sind lange eingetragene Warenzeichen der Salamander AG und Salamander GmbH gewesen. Das Copyright der Illustrationen liegt bei Salamander, bzw. hinsichtlich der Lurchi-Bücher beim Esslinger Verlag. Lurchi ist seit 2023 eine Marke von Supremo. 

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