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Forschung & Sammlung

Werbeplakate-Kalender mit Salamander-Motiv

Der Weltbild-Verlag bringt Jahr für Jahr Kunstkalender zu den verschiedensten Themen heraus. In seinem historische Werbeplakate-Jahreskalender werden auf den Monatsblättern je 12 Retro-Werbeplakate aus der Frühzeit der Reklame zu Beginn des 20. Jahrhunderts gezeigt. Wer sich den Kalender für das Jahr 2016 gekauft hatte und Anfang Oktober den September abriss oder das Kalenderblatt umschlug, durfte sich über ein wohlbekanntes und auch als Poster beliebtes Motiv aus dem Haus des Schuhherstellers freuen. Der Retro-Kalender zeigte ein Motiv des Plakatkünstlers Ernst Deutsch von 1912.


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Weltbild selbst kündigte seinen 2016er Kalender vollmundig als „Leckerbissen für alle, die den besonderen Kalender suchen“ an und versprach „historische Werbeplakate der 1950er- und 1960er-Jahre im Kalenderformat“. Dazu gehörten in chronologischer Reihenfolge Werbeplakate der Firmen Nivea, Polyboy, Sanella, (zwei, die ich auf den mir vorliegenden Fotos nicht erkennen konnte), Agfa, Grundig, Sinalco, AEG, Salamander, Blaupunkt und Toblerone. Der Kalender mit den Maßen 35,5 mal 28,5 Zentimeter erschien im Weltbild Selbstverlag unter der ISBN 4026411509365. Das Juli-Motiv mit einem Werbebild der Firma Grundig zierte außerdem das Cover des Kalenders. Rückseitig waren zwei kleine Blechschilder als zusätzliches Goodie beinhaltet, welche die Motive aus dem August (Sinalco) und Dezember (Toblerone) trugen.

Weltbild „Historische Werbeplakate“ – Kalenderblatt Oktober 2016 (Motiv von Ernst Deutsch, 1912)

Zumindest mit der Datierung der Motive hatte sich der Verlag allerdings zum Teil fast um ein halbes Jahrhundert vertan. So stammt zwar das Titelbild aus den 1950ern, doch bereits das Toblerone-Blechschild geht auf den Plakatkünstler Emil Cardinaux zurück, der bereits 1936 starb und das berühmte Toblerone-Motiv vor dem Matterhorn in den 1920er Jahren als Emailleschild schuf. Auch im Fall von Salamander lag Weltbild völlig daneben. Bereits das im Motiv erkennbare Salamander-Logo von August Endell war nur von 1909 bis 1912 in Gebrauch. Tatsächlich stammt das Plakatmotiv vom österreicher Plakatkünstler und Werbegrafiker Ernst Deutsch (später Ernst Dryden), der zusammen mit Joe Loe in den 1910er Jahren für viele Reklame- und Werbemotive der Firma Salamander verantwortlich zeichnete. Durch seinen Tod im Jahr 1938 ist das Werk mittlerweile auch gemeinfrei und wird als Reproduktion vor allem von im Ausland ansässigen Firmen im Posterformat angeboten.

Der Weltbild-Kalender ist leider nicht mehr zu kaufen. Sein Ausgabepreis lag bei 9,99 Euro. Da viele Käufer vermutlich nur die Blechschilder aufgehoben haben, ist er schwer zu finden. Gelegentlich taucht er noch auf dem Sammlermarkt in OVP für 5 Euro zzgl Versand auf. Das ist günstig, denn der Sammlerwert könnte originalverpackt durchaus bei den originalen 10 Euro liegen.

Den aktuellen Werbeplakate-Kalender ohne Salamander-Motiv kann man im Weltbild-Onlineshop kaufen.


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Der Reklamekünstler Ernst Deutsch hatte ein bewegtes Leben. 1887 wurde er in Wien geboren, ging später nach Berlin und wurde dort neben Lucian Bernhard, Ludwig Hohlwein, Hans Rudi Erdt und anderen zu einem der bedeutendsten Vertreter der deutschen Reklamekunst. In der Berliner Szene war er genauso etabliert wie Joe Loewenstein. Beide Grafiker arbeiteten in den 1910er Jahren immer wieder für Salamander. Der Ausbruch des ersten Weltkriegs und ein Plagiatsskandal, in dessen Rahmen sein Name prominent genannt wurde, beendeten seine Karriere sehr plötzlich. Deutsch ging zurück nach Wien, ließ seinen Namen in Dryden ändern und wurde in der europäischen Modeszene erfolgreich, stattete ab 1929 Stars und Sternchen in Hollywood aus. Erst rund 40 Jahre nach seinem Tod wurde die Vorgeschichte Ernst Drydens bekannt.


Lange schallt’s im Walde noch:
Salamander lebe hoch!


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© Alle Abbildungen sind, soweit nicht anders gekennzeichnet, eigene Fotografien. Das Urheberrecht an der Gestaltung der abgebildeten Objekte liegt bei ihren jeweiligen Illustratoren und Produktgestaltern, die nach Möglichkeit und bester Kenntnis genannt werden. „Salamander“ und „Lurchi“ sind lange eingetragene Warenzeichen der Salamander AG und Salamander GmbH gewesen. Das Copyright der Illustrationen liegt bei Salamander, bzw. hinsichtlich der Lurchi-Bücher beim Esslinger Verlag. Lurchi ist seit 2023 eine Marke von Supremo. 

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