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Liese und Miese Karikaturen

Die Karikaturen der weiblichen Comicfiguren „Liese und Miese“ erschienen vom 12. Dezember 1943 bis zum 12. März 1944 in verschiedenen Nachrichtenblättern des Dritten Reichs. Die vom Gebrauchsgrafiker und Illustrator Hans Zoozmann gezeichneten und für das Propagandaministerium in Anlehnung an die männlichen Propagandafiguren „Tran und Helle“ (1933-39) entwickelten Frauenfiguren zeigten der Bevölkerung in Reimen das offensichtliche Fehlverhalten der Miese und im Kontrast dazu das vorbildliche und Linientreue Verhalten der Liese auf. Insgesamt 12 unterschiedliche Szenarien entstanden auf diese Art, die sich um das Reisen zum Weihnachtsfest, das Putzen des Luftschutzbunkers, das Lästern über Mitbürger oder die Spendenbereitschaft für Bedürftige und Kriegswirtschaft drehten.


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Die Karikaturen-Reihe „Liese und Miese“ handelt von zwei Frauen, die sich in ihrem Verhalten stark unterscheiden. Liese wird als positiv dargestellt, während Miese als negativ beschrieben wird. In den Karikaturen geht es um Themen wie Lügen, Bestechung, Tratsch, Verschwendung, Lärm, Spenden, Feldpost, Putzen und Altkleidergaben. Die Folgen zeigen, dass Miese unethisch und respektlos handelt, während Liese integre und rücksichtsvolle Entscheidungen trifft, die ganz im Sinne der NS-Ideologie stehen. Die Karikaturen und die begleitenden Kurzfilme mit Brigitte Mira als Miese und Gerthild Weber als Liese, die Weihnachten 1943 anliefen, erfreuten sich großer Beliebtheit.

Im März 1944 wurde die Reihe dennoch nach nur drei Monaten wieder eingestellt, da Goebbels höchstselbst mit dem Ergebnis sehr unzufrieden war. Zwar erfreuten sich die Sketche und Karikaturen großer Bekanntheit, doch insbesondere die fehlerhafte und griesgrämige Miese war es, mit deren Charakter die Bevölkerung sich identifizierte und nicht mit der linientreuen Liese. Heute sind Liese und Miese weitgehend in Vergessenheit geraten und lediglich Randfiguren der Propaganda des Dritten Reichs.

01 Miese lügt bei der Polizei

Die ersten drei Folgen der Karikaturen-Reihe „Liese und Miese“ drehen sich um das Reisen zu Weihnachten. Viele Menschen wollten zu den Feiertagen nach Hause oder zu ihrer Familie reisen. Im mittlerweile fünften Kriegsjahr aber stand die Deutsche Reichsbahn ganz im Dienste der Kriegswirtschaft und den Anforderungen der Wehrmacht, der Rüstungskonzerne und der Versorgung. Dienst-, Geschäfts- und Berufsreisen in der Zeit vom 22. bis 24. Dezember durften grundsätzlich nicht ausgeführt werden. Auch Schlafwagen verkehrten vom 22. Dezember abends bis einschließlich 26. Dezember morgens nicht. Nur allernötigste Privatreisen waren erlaubt und hierfür war eine besondere Bescheinigung der Polizei erforderlich. Die erste Karikatur handelt davon, wie Liese und Miese auf der Polizeiwache sind und Miese den Polizisten anlügt, indem sie behauptet, ihre Reise sei wichtig, obwohl dies nicht der Fall ist. Liese kritisiert nicht nur das Lügen, sondern verbreitet auch das Narrativ, dass Reisen in überfüllten Zügen zur Weihnachtszeit ohnehin nicht erstrebenswert sind. Die angestrebte Moral der Szene ist, dass Lügen unethisch und respektlos ist und dass man stattdessen die Wahrheit sagen sollte. Vor allem aber sollte man sich nicht durch Lügen keine Vorteile verschaffen und das Weihnachtsfest soweit möglich ohne Reisen verbringen, um die Kriegsführung zu unterstützen. Die Karikatur wurde im Zeitraum vom 12. Dezember bis 16. Dezember in den Zeitungen veröffentlicht. Der Reim darin lautet:

Auch Miese – will zum Fest sie reisen-
muß die Berechtigung nachweisen;
frech lügt sie bei der Polizei,
daß ihre Reise wichtig sei.
Die Liese spricht: Warum denn lügen?
Ist’s denn so schön in vollen Zügen?

02 Miese bietet Kaffee an

Im Sinne der ersten Karikatur ist auch die zweite zu lesen und zu interpretieren. Erneut geht es um das Reisen zum Weihnachtsfest. Da sie bei der Polizei offenbar keine Genehmigung bekommen hat, versucht Miese es beim Bahnhofsvorsteher mit Bestechung. Miese bietet diesem Kaffee als rares und begehrtes Tauschgut zu Zeiten des Zweiten Weltkrieges an, um sich die Reise zu ermöglichen. Der ordnungsliebende Bahnvorstand lacht jedoch über ihr Angebot und wirft sie hinaus. Liese warnt Miese davor, dass sie sich damit ins Gefängnis bringen könnte. Als Moral möchte die Szene transportieren, dass Bestechung unethisch und strafbar ist und dass man sich auch zu Weihnachten durch solches Fehlverhalten keine Vorteile verschaffen sollte. Die Bevölkerung konnte ich aus dieser Szene erneut abschauen, wie wichtig Integrität und Ehrlichkeit sind und dass man sich nicht durch Bestechung oder andere fragwürdige Handlungen Vorteile verschaffen sollte. Der Reim dazu lautete:

„Das iss ja wirklich allerhand,
da bietet“, ruft der Bahnvorstand,
„damit zum Fest sie reisen kann,
die Miese mir doch Kaffee anl“
„Durch Deine Reisewut“, spricht Liese,
„bringst Du Dich noch ins Kittchen, Miese!“

Als Besonderheit existiert diese Kaffeeszene in zwei Varianten mit unterschiedlichen Texten und augenscheinlich von unterschiedlichen Zeichnern. Während die vom 15. bis 19. Dezember 1944 am meisten gedruckte, oben stehende Variante von Hans Zoozmann stammt, hat die nur am 15. Dezember gedruckte Variante mit kurzem reim und Querformat einen gänzlich anderen Zeichenstil, bei dem die Liese sogar dunkelhaarig und damit weniger dem Idealbild der arischen Frau entsprechend ist. Dieser Abweichende Zeichenstil taucht im Folgenden nicht wieder auf und ist ein Kuriosum, das auf die zweite Karikatur beschränkt bleibt. In Variante B heißt es:

Damit sie zu Weihnachten reisen kann,
Kaffee bot die Miese dem Bahnvorstand an.
Da liegt sie draußen, und warnend spricht Liese:
Ich seh‘ dich im Kittchen noch einmal, du Miese!

03 Miese reist als Soldatenbraut

Auch die dritte Karikatur dreht sich immer noch um die von Miese angestrebte Bahnreise. Dieses Mal gibt sie sich als Soldatenfrau aus, um sich die Reise zu ermöglichen. Im Zweiten Weltkrieg wurde anders als im Ersten Weltkrieg die wichtige Rolle der sogenannten Heimatfront erkannt. Die Moral der Daheimgebliebenen und die Unterstützung für sie und die Soldaten waren wichtige Faktoren der Kriegsmoral und Propaganda. So erhielten die Soldatenfrauen nicht nur gute finanzielle Unterstützung vom Staat, sondern auch Reiseprivilegien. Diese möchte Miese nutzen. Sie zeigt dem Schalterbeamten ein Bild von sich und ihrem „Schatz“. Die Petz-Liese aber klärt sofort auf, dass das Bild von einer alten Liebschaft Mieses stammt und schon vor 30 Jahren gemacht wurde. Eine Erlaubnis für den Festbesuch solch alter Liebhaber gibt es nicht. Auch hier schlägt die versteckte Moralpredigt gegenüber der Bevölkerung in die gleiche Kerbe wie schon zweimal zuvor: Man darf nicht lügen und sich keine Leistungen oder Vorteile erschleichen. Nur, wer eine Ausnahmegenehmigung bekommt, soll zu Weihnachten noch reisen dürfen. Die Karikaturen wurden vom 18. bis 22. Dezember 1944 in den Zeitungen abgedruckt. Im Text heißt es:

Am Schalter schimpft die Miese laut:
„Ich reise als Soldatenbraut,
dies Bild beweist’s und ich will fahren“
„Das war Dein Schatz- vor dreißig Jahren“
lacht Liese: „Es steht nichts geschrieben
vom Festbesuch solch alter Lieben!“

04 Miese steht in der Schlange

Nach dem Reisethema ging es für Liese und Miese zurück in den Alltag. Vor einem Geschäft stehen die beiden Frauen in der vierten Karikatur Schlange. Passend zum Wortspiel „giftet“ Miese herum, tratscht und verbreitet Gerüchte. Liese dagegen lässt sich von dem Getratsche nicht beeinflussen. Sie steht darüber und beteiligt sich nicht. Dem lesenden Publikum soll so verdeutlicht werden, dass Tratsch und Negativität nicht akzeptabel sind und dass man stattdessen versuchen sollte, positiv zu denken und anderen mit Respekt und Verständnis zu begegnen. Man kann hier jedoch auch den Versuch hineinlesen, durch Propaganda die Bevölkerung dazu zu bringen, sich nicht durch Gerüchte oder gar Feindpropaganda beeinflussen zu lassen und diese für die Moral und Wehrkraft schädlichen Gerüchte nicht weiter zu teilen sondern ihre Ausbreitung zu unterbinden. Mit einer Veröffentlichungsspanne vom 19. Dezember 1943 bis 25. Januar 1944 hat diese Karikatur die längste Laufzeit. Die Verse lauten:

Auch diese „Schlange“ spritzt ihr Gift,
wenn man in ihr die Miese trifft,
denn der ist kein Gerücht zu dumm;
sie flüstert, tratscht und trägt es ’rum!
Der Liese raubt die Zuversicht
dies „Schlangengift“ noch lange nicht!

05 Miese kauft Mist

Um Ressourceneinsatz und Verschwendung geht es in der fünften Karikatur der Reihe „Liese und Miese“. Miese kauft demnach allerlei Tand und Krempel, den sie gar nicht wirklich braucht. Das Bild zeigt sie mit einer Büste. Dies, so gibt sie an, geschehe als Geldanlage, da man mit dem Geld ja kaum etwas anderes noch machen kann. Aus sicht des Regimes ist das Verschwenderisch und selbstsüchtig. Geld könnte viel besser beispielsweise in Kriegsanleihen oder auch einfach nur in die Versorgung mit Lebensmitteln oder anderen Gebrauchsgütern investiert werden. Die Szenerie mahnt dazu, dass es wichtig ist, sorgfältig zu überlegen, was man kauft und dass man sich nicht von Materialismus und Verschwendung leiten lassen sollte. Die Bevölkerung sollte aus dieser Folge lernen, dass es wichtig ist, sparsam und verantwortungsbewusst mit Geld umzugehen und nicht unnötig Dinge zu kaufen, die keinen Nutzen haben. Die Karikatur ist nur für den Zeitraum 12. bis 15. Januar 1944 belegt. Gereimt wird dieses Mal:

Die Miese kauft den größten Mist,
und wenn er noch so nutzlos ist,
weil man— so gibt sie meckernd an—
doch für sein Geld nichts kriegen kann.
Sie speichert „Werte“ — und vergißt,
wie wertlos dies Verschwenden ist!

06 Miese hört Musik

Auch gute Nachbarschaft wird bei „Liese und Miese“ thematisiert. Dieses mal geht es darum, dass Miese ihre Lieblingsmusik hört, welche aber für ihren Nachbarn viel zu laut eingestellt ist. Liese betont, dass es wichtig ist, das Radio auf Zimmerlautstärke zu stellen, um andere nicht zu stören. Gerade vor dem Hintergrund der Energiespar-Propaganda rund um die Figur des Kohlenklau steht hier aber zudem auch noch eine Stromverschwendung im Raum, die ebenfalls schädlich für die Kriegswirtschaft und Versorgung der Bevölkerung ist. Als Moral kann man aus der kleinen Geschichte lesen, dass man sich ressourcenschonend verhalten und auf seine Mitmenschen Rücksicht nehmen soll. Wenn jeder sich nur um die eigenen Bedürfnisse kümmern würde, gäbe es schnell nicht mehr den im Krieg so nötigen Zusammenhalt. Die Veröffentlichung der KArikatur erstreckt sich auf die Tage vom 24. bis 29. Januar 1944. Als nachbarschaftliche Reime gibt es dieses Mal:

Musik den Menschen gar nicht stört,
wenn er sie nur ganz leise hört,
doch wenn des Nachbarn Radio brüllt,
wird er mit Recht fuchsteufelswild!
Drum, Miese, einen Satz dir merke:
Das Radio stell auf Zimmerstärke !

07 Liese und Miese sind überall

Wenn die siebte Karikatur der Reihe beschreibt, dass Liese und Miese überall zu finden sind, dann geht es nicht darum, dass das Propagandaministerium die Städte mit Plakaten gepflastert oder die beiden Figuren als Filme in die Lichtspielhäuser gebracht hat. Vor allem geht es um die Liese und die Miese, die man im Verhalten der Menschen und auch in sich selbst findet. Genau dies ist die Prämisse der gesamten Karikaturenserie, dass man sowohl gute als auch schlechte Eigenschaften in sich tragen kann. Die Liese wird als positive Figur dargestellt, die Integrität und Ehrlichkeit hat, während die Miese als negative Figur beschrieben wird, die unethisches Verhalten an den Tag legt. Insofern ist diese Karikatur eine, welche den Grundtenor der ganzen reihe stützt. Ziel ist, dass es wichtig ist, sich bewusst zu machen, dass in jedem von uns sowohl positive als auch negative Eigenschaften stecken und dass wir uns immer bemühen sollten, uns für das Gute zu entscheiden, was im Sinne des Nationalsozialismus die vorbildliche Liese wäre. So sollte durch den Wertetransfer eine Linientreue erreicht werden, die über reine Werturteile und Verhaltensweisen hinausgehen konnte. Vom 02. Februar bis 09. Februar 1944 wurde dazu Folgendes gereimt:

Die Liese ist kein Sonderfall,
auch Miese trifft man überall,
mal jene und mal diese.
Und wenn man beide recht vergleicht,
dann fällt die Wahl wahrhaftig leicht:
Da lob ich mir die Liese!

08 Miese spendet nicht

In der achten „Miese und Liese“-Karikatur wird die Spendenbereitschaft der beiden Frauen getestet. In Kriegszeiten waren Mildtätigkeit, Verzicht und die Unterstützung schwächerer mehr denn je gefragt. Die Miese ist nicht bereit ist, Geld zu spenden. Sie zeigt sich selbstsüchtig und egoistisch, während die Liese bereit ist, zu geben. Das Verhalten wird durch die Karikatur, die erstmals mit nur drei Verszeilen auskommt, als verwerflich kritisiert. Es schwingt die Mahnung mit, man dürfe in diesen Zeiten nicht nur an sich, sondern müsse auch an andere und an das Volk und die Gemeinschaft denken. Die Bevölkerung sollte aus dieser Folge lernen, dass es wichtig ist, anderen zu helfen und sich solidarisch zu zeigen. Miese spendete in den Zeitungen vom 08. Februar bis 13. Februar 1944 nicht. Es war der kürzeste Reim der gesamten Karikaturen-Reihe:

Gern und willig gibt die Liese,
keinen Pfennig spendet Miese!
Bist Du jene – oder diese?

09 Miese schreibt Feldpost

Es ist 1944. Deutschland ist im Krieg und es wird Feldpost geschrieben, von der Front nach Hause und auch an die Front zu den Soldaten. Auch Liese und Miese sind dabei und schreiben jeweils Briefe an ihren Liebsten. Anders als noch in Folge 3 von Liese behauptet, scheint Miese also doch einen aktuellen Partner an der Front zu haben. Doch auch wenn beide Soldantefrauen sind, unterscheiden sich die Inhalte ihrer Briefe gravierend. Mieses Brief ist negativ und voller Zweifel, während Lieses Brief positiv und voller Liebe und Vertrauen ist. Miese also kann den Soldaten die Laune nur verderben und ist vielleicht ehrlicher, aber wenig erbaulich. Das Regime, das stets daran interessiert war, die Truppenmoral hochzuhalten, konnte ein derartiges Verhalten nur kritisieren. So ging das Propagandaministerium in diesem Fall den Weg der Karikatur, um den Menschen klar zu machen, dass Sorgen und Belastungen an der Front nichts zu suchen haben, da das Leben dort schon schwer genug ist. Erbauliche und unterstützende Inhalte wie jene aus dem Brief der Liese waren da schon eher gern gesehen. Die Feldpost-Karikatur erschien vom 17. bis 22. Februar 1944. Darin hieß es:

Schreibt Liese einen Feldpostbrief,
dann ist der Inhalt positiv,
voll Liebe und Vertrauen.
Ein Brief ans Mieses Horizont
kann dem Soldaten an der Front
die Stimmung nur versauen!

10 Miese reinigt nicht den Luftschutzkeller

Bereits ab 1942 war der Zweite Weltkrieg auch ein im deutschen Luftraum ausgetragener Bombenkrieg. Ab 1943 nahmen die Tag- und Nachtbombardements der Briten und Amerikaner stetig zu und die Alliierten nahmen gezielt auch die Zivilbevölkerung ins Visier, um den deutschen Kriegswillen zu brechen. Ab März 1944 hatten die Alliierten die weitgehend uneingeschränkte Luftherrschaft über Deutschland. Nur wenige Wochen zuvor erschien die zehnte Episode der „Liese und Miese“-Karikaturen, die auf die Wichtigkeit der Luftschutzräume hinwies. Dieses Mal hat Miese keine Lust und Zeit, sich um die gemeinschaftliche Reinigung des Luftschutzkellers kümmert. Wenn sie aber nachts selbst in den Keller muss, beschwert sie sich über mangelhafte Sauberkeit. Ganz anders als Liese, die man putzen sieht. Als Mahnung an die Bevölkerung beinhaltet die Szene, dass man Verantwortung übernehmen und sich an seine Pflichten halten sollte. Jede und jeder sollte seinen Beitrag zur Gemeinschaft zu leisten und sich nicht nur um sich selbst zu kümmern. Die Karikatur erschien in den Zeitungen zwischen dem 22. Februar und 27. Februar 1944 während einer der intensivsten Phasen der Bombenangriffe. Gereimt las sich das wie folgt:

Wenn alle glücklich sich geeinigt,
wer nun den Luftschutzkeller reinigt,
dann hat die Miese niemals Zeit!
Doch muß sie nachts mal in den Keller,
dann schnurrt ihr Mundwerk wie’n Propeller
ob mangelhafter Sauberkeit!

11 Miese nörgelt beim Schlachter

Auch mitten im Krieg ist die Versorgung von Miese und Liese mit Lebensmitteln durchaus noch gesichert. In der elften Folge der Karikaturen-Reihe trifft Miese auf einen Metzger. Dass sie nicht wohlgenährt ist, wird einzig auf ihre innere Einstellung und ihren Groll geschoben. Ansonsten sei sie dem Essen nämlich durchaus zugetan. So verlangt die Miese beim Schlachter auch immer ganz selbstbezogen das beste Stück Fleisch. Ist einmal kein Schwein mehr da, sondern nur noch Rind, wird gleich der Schlachter schlechtgemacht. Mit der Karikatur sollte den Lesenden verdeutlicht werden, dass es falsch ist, egoistisch und wählerisch zu sein. In schwierigen Zeiten sollte die Gemeinschaft vorgehen, man sollte Genügsamkeit und Dankbarkeit für das zeigen, was man erhält und sich anderen gegenüber respektvoll verhalten. Vom 01. bis 04. März 1944 war in den Zeitungen zu lesen:

Die Miese, zwar nicht wohlgenährt,
weil sie sich fast vor Groll verzehrt,
ist doch kein Kostverächter.
Sie will das beste Stück vom Schwein,
und packt der Meister Rindfleisch ein,
dann heißt’s; „Ein schlechter Schlächter!“

12 Miese und die Altstoffsammlung

Die Altstoffsammlung war im Dritten Reich zu Kriegszeiten eine wichtige Form des sparsamen Ressourceneinsatzes. Produktionskapazitäten, Energie und Rohstoffe wurden gespart und alte Kleidung kam in einen Recyclingkreislauf, der entweder den Frontsoldaten oder auch der Bevölkerung zugute kam. Die Stoffsammler erfüllten somit eine wichtige Kriegsaufgabe. Kein Wunder, dass Liese diese gerne unterstützt. Miese aber, in dieser zwölften und letzten Karikatur weigert sich, etwas herzugeben, was ihr gehört. Mit einigem Hohn dichtet ihr die Karikatur ihre eigene Lumpensammlung an. Die Moral lag klar auf der Hand lag: Jeder sollte seinen Beitrag zur Gemeinschaft leisten, Ressourcen schonen und was man nicht braucht für andere hergeben, statt verschwenderisch mit Hab und Gut umzugehen. Besonders due Altstoffsammlung ist jedoch im Rückblick kritisch zu sehen, da sie von der SS massiv dazu eingesetzt wurde, Kleidung von verschleppten, inhaftierten oder getöteten Opfern des Holocaust „unbemerkt“ in den Kreislauf zurückzuführen. Die Karikatur erschien vom 07. bis 12. März 1944.

Wenn sich ein Altstoffsammler zeigt,
ist Miese heftig abgeneigt,
denn sie gibt niemals etwas weg,
vor allem nicht „zu diesem Zweck“!
Sie legt, wie man vermuten kann,
’ne eigne Altstoffsammlung an.

Mit dieser Folge endete die Zeit von Miese und Liese. Bereits nach Anfang März 1944 sind auch keine Kurzfilme mit den beiden Frauenfiguren mehr belegt. Joseph Goebbels soll selbst die Einstellung nach nur drei Monaten verfügt haben, da bei Testvorführungen das Publikum stärker mit der fehlerhaften und charakterstarken Miese als mit der linientreuen Mitläuferin Liese sympathisierte. Im Rahmen der Karikaturen, die überwiegend von Hans Zoozmann geschaffen wurden, ist auch auffällig, dass die Miese sehr detailliert und liebevoll gezeichnet ist, während die Liese stets etwas abstrakter erscheint, statt wirrem Haar nur drei große Wellen und nicht einmal eine Nase im Gesicht hatte. Die Liese fügte sich damit vollkommen wie unsichtbar in das Regime ein, während nur die Miese durch ihr Fehlverhalten immer wieder auffiel und Identifikationsmöglichkeiten bot.

Miese hatte einen weiteren Auftritt in der Propaganda- und Reklamewelt: Als Helfershelferin von Kohlenklau in der gleichnamigen Anzeigenserie.

Hans Zoozmann

Hans Zoozmann

Hans Zoozmann (eigentlich Johannes Zoozmann) war ein deutscher Grafiker, Trickfilmzeichner, Karikaturist und Illustrator aus Berlin, der im Dritten Reich für das  Propagandaministerium arbeitete. Zoozmann ist Schöpfer der Zeichnungen um die Figuren "L...

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Quellen und weiterführende Literatur

  • „Miese lügt bei der Polizei“ (Folge 1), u.a. erschienen in „Das Kleine Blatt“ vom 12.12.1943, S.5; „Das Kleine Volksblatt“ vom 12.12.1943, S.8; „Illustrierte Kronen Zeitung“ vom 12.12.1943, S.8; „Kleine Volkszeitung“ vom 12.12.1943, S.10; „(Neuigkeits) Welt Blatt“ vom 12.12.1943, S.3; „Oberdonauzeitung“ vom 12.12.1943, S.6; „(Österreichische) Volks-Zeitung“ vom 12.12.1943, S.6; „(Linzer) Tages-Post“ vom 13.12.1943, S.4; „Völkischer Beobachter“ vom 13.12.1943, S.4; „Znaimer Tagblatt“ vom 14.12.1943, S. 3; „Badener Zeitung“ vom 15.12.1943, S.5; „Oberwarther Sonntags-Zeitung“ vom 15.12.1943, S.3; „Kärntner Volkszeitung und Heimatblatt“ vom 16.12.1943, S.5
  • „Miese bietet Kaffee an“ (Folge 2 Variante A), u.a. erschienen in „(Österreichische) Volks-Zeitung“ vom 15.12.1943, S. 3; „Das Kleine Blatt“ vom 15.12.1943, S. 4; „Neues Wiener Tagblatt (Tagesausgabe)“ vom 15.12.1943, S. 5; „Oberdonauzeitung“ vom 15.12.1943, S. 5; „Völkischer Beobachter“ vom 15.12.1943, S. 6; „Badener Zeitung“ vom 18.12.1943, S. 4; „Kärntner Volkszeitung und Heimatblatt“ vom 18.12.1943, S. 7; „(Neuigkeits) Welt Blatt“ vom 19.12.1943, S.3; „Oberwarther Sonntags-Zeitung“ vom 19.12.1943, S.5
  • „Miese bietet Kaffee an“ (Folge 2 Variante B), u.a. erschienen in „Das kleine Volksblatt“ vom 15.12.1943, S.4; „Illustrierte Kronen Zeitung“ vom 15.12.1943, S.4
  • „Miese reist als Soldatenbraut“ (Folge 3), u.a.erschienen in „(Linzer) Tages-Post“ vom 18.12.1943, S.4; „Znaimer Tagblatt“ vom 18.12.1943, S.3; „Das Kleine Blatt“ vom 19.12.1943, S.7; „Das Kleine Volksblatt“ vom 19.12.1943, S.8; „Illustrierte Kronen Zeitung“ vom 19.12.1943, S.8; „Kleine Volkszeitung“ vom 19.12.1943, S.10; „Neues Wiener Tagblatt (Tagesausgabe)“ vom 19.12.1943, S.5; „Oberdonau-Zeitung“ vom 19.12.1943, S.7; „(Österreichische) Volks-Zeitung“ vom 19.12.1943, S.6; „Völkischer Beobachter“ vom 19.12.1943, S.5; „Badener Zeitung“ vom 22.12.1943, S.3; „(Neuigkeits) Welt Blatt“ vom 22.12.1943, S.3; „Oberwarther Sonntags-Zeitung“ vom 22.12.1943, S.3
  • „Miese steht in der Schlange“ (Folge 4), u.a. erschienen in  „Das Kleine Blatt“ vom 19.12.1943, S.5; „Illustrierte Kronen Zeitung“ vom 20.12.1943, S.5; „Oberdonau-Zeitung“ vom 20.12.1943, S.5; „Znaimer Tagblatt“ vom 22.12.1943, S.3; „Oberwarther Sonntags-Zeitung“ vom 23.12.1943, S.4; „Kleine Volks-Zeitung“ vom 17.01.1944, S.5; „Völkischer Beobachter“ vom 17.01.1944, S.6; „Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe)“ vom 25.01.1944, S.4;
  • „Miese kauft Mist“ (Folge 5), u.a. erschienen in „(Österreichische) Volks-Zeitung“ vom 12.01.1944, S.3; „Kleine Volks-Zeitung“ vom 12.01.1944, S.4; „Das Kleine Blatt“ vom 13.01.1944, S.4; „Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe)“ vom 14.01.1944, S.5; „Völkischer Beobachter“ vom 14.01.1944, S.6; „Badener Zeitung“ vom 15.01.1944, S.4;
  • „Miese hört Musik“ (Folge 6), u.a. erschienen in „Völkischer Beobachter“ vom 24.01.1944, S.6; „Illustrierte Kronen Zeitung“ vom 24.01.1944, S.5; „Kleine Volks-Zeitung“ vom 24.01.1944, S.5; „(Österreichische) Volks-Zeitung“ vom 24.01.1944, S.2; „Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe)“ vom 28.01.1944, S.3; „Badener Zeitung“ vom 29.01.1944, S.3; „Das Kleine Blatt“ vom 29.01.1944, S.4
  • „Liese und Miese sind überall“ (Folge 7), u.a. erschienen in „Völkischer Beobachter“ vom 02.02.1944, S.6; „Kleine Volks-Zeitung“ vom 03.02.1944, S.5; „(Österreichische) Volks-Zeitung“ vom 03.02.1944, S.3; „Das Kleine Blatt“ vom 04.02.1944, S.5; „Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe)“ vom 04.02.1944, S.3; „Oberdonau-Zeitung“ vom 04.02.1944, S.3; „Bregenzer/Vorarlberger Tagblatt“ vom 05.02.1944, S.4; „Das kleine Volksblatt“ vom 05.02.1944, S.4; „Illustrierte Kronen Zeitung“ vom 05.02.1944, S.4; „Znaimer Tagblatt“ vom 05.02.1944, S.5; „Oberwarther Sonntags-Zeitung“ vom 06.02.1944, S.3; „Badener Zeitung“ vom 09.02.1944, S.3;
  • „Miese spendet nicht“ (Folge 8), u.a. erschienen in „Kleine Volks-Zeitung“ vom 08.02.1944, S.3; „(Österreichische) Volks-Zeitung“ vom 08.02.1944, S.3; „Bregenzer/Vorarlberger Tagblatt“ vom 09.02.1944, S.5; „Das Kleine Blatt“ vom 10.02.1944, S.4; „Oberdonau-Zeitung“ vom 10.02.1944, S.5; „Völkischer Beobachter“ vom 10.02.1944, S.5; „Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe)“ vom 11.02.1944, S.4; „Badener Zeitung“ vom 12.02.1944, S.4; „Znaimer Tagblatt“ vom 12.02.1944, S.3; „Das kleine Volksblatt“ vom 13.02.1944, S.8; „Illustrierte Kronen Zeitung“ vom 13.02.1944, S.8; „Oberwarther Sonntags-Zeitung“ vom 13.02.1944, S.5;
  • „Miese schreibt Feldpost“ (Folge 9), erschienen u.a. in „Das Kleine Blatt“ vom 17.02.1944, S.5; „Oberdonau-Zeitung“ vom 17.02.1944, S.5; „Völkischer Beobachter“ vom 17.02.1944, S.5; „Badener Zeitung“ vom 19.02.1944, S.4; „Illustrierte Kronen Zeitung“ vom 20.02.1944, S.8;
  • „Miese reinigt nicht den Luftschutzkeller“ (Folge 10), erschienen u.a. in „Kleine Volks-Zeitung“ vom 22.02.1944, S.4; „Oberdonau-Zeitung“ vom 24.02.1944, S.5; „Völkischer Beobachter“ vom 24.02.1944, S.5; „Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe)“ vom 25.02.1944, S.4; „Das kleine Volksblatt“ vom 26.02.1944, S.4; „Illustrierte Kronen Zeitung“ vom 26.02.1944, S.4; „Oberwarther Sonntags-Zeitung“ vom 27.02.1944, S.5;
  • „Miese nörgelt beim Schlachter“ (Folge 11), erschienen u.a. in „Bregenzer/Vorarlberger Tagblatt“ vom 01.03.1944, S.5; „Kärntner Volkszeitung und Heimatblatt“ vom 02.03.1944, S.3; „Kleine Volks-Zeitung“ vom 02.03.1944, S.4; „Oberdonau-Zeitung“ vom 02.03.1944, S.5; „(Österreichische) Volks-Zeitung“ vom 02.03.1944, S.3; „Das Kleine Blatt“ vom 03.03.1944, S.4; „Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe)“ vom 03.03.1944, S.4; „Badener Zeitung“ vom 04.03.1944, S.5; „Völkischer Beobachter“ vom 04.03.1944, S.5; „Das kleine Volksblatt“ vom 05.03.1944, S.8; „Illustrierte Kronen Zeitung“ vom 05.03.1944, S.8; „Oberwarther Sonntags-Zeitung“ vom 05.03.1944, S.5; „Znaimer Tagblatt“ vom 04.03.1944, S.3;
  • „Miese und die Altstoffsammlung“ (Folge 12), erschienen u.a. in „Kleine Volks-Zeitung“ vom 07.03.1944, S.4; „Oberdonau-Zeitung“ vom 09.03.1944, S.5; „Völkischer Beobachter“ vom 09.03.1944, S.5; „Das Kleine Blatt“ vom 10.03.1944, S.4; „Badener Zeitung“ vom 11.03.1944, S.4; „Das kleine Volksblatt“ vom 11.03.1944, S.5; „Illustrierte Kronen Zeitung“ vom 11.03.1944, S.5; „Kärntner Volkszeitung und Heimatblatt“ vom 11.03.1944, S.3; „Oberwarther Sonntags-Zeitung“ vom 12.03.1944, S.5;

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