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Georg Nickel

Der Comiczeichner und Grafikdesigner Georg Nickel, Sohn von Friedrich Nickel, war von 1976 bis 1988 Zeichner und Texter von „Lurchis Abenteuer“, der Kinderheft-Reihe der Schuhmarke Salamander. Er zeichnete ab 1979 im Wechsel mit piiit Krisp. Nickel probierte sich dabei an vielerlei unterschiedlichen Stilen aus, hatte aber immer wieder Probleme, besonders unter Druck zeichnerisch seine Qualität zu halten. Umso kreativer waren jedoch seine Ideen für Lurchis Abenteuer. Er arbeitete eng mit Albert Drexler zusammen, der als Freelancer die Heftreihe schon seit dem Ruhestand Heinz Schubels betreute.


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Grafiker, Karikaturist und Werbegestalter

Georg Nickel wurde am 25. Juni 1950 in Marktoberdorf im Ostallgäu geboren. Sein Vater war der Porträtzeichner und Illustrator Friedrich Nickel, der bei der Firma Paul R. Walter beschäftigt war. Dort durfte er Deutschlandweit als einziger den Hörzu-Igel Mecki für Textilprodukte wie T-Shirts oder Taschentücher zeichnen. Sohn Georg erinnert sich, wie er um 1960 miterlebte, dass ein Schauspieler im Mecki-Kostüm zu Werbezwecken mit dem Hubschrauber im Ort landete (Vgl. Nickel 2011). Nach der Schule begann Nickel zunächst eine Schriftsetzerlehre, studierte dann Gebrauchsgrafik an der Augsburger Fachhochschule für Gestaltung.

Mit seinem Abschluss als Grafikdesigner fand er schnell eine Anstellung in Rotis (heute ein Ortsteil von Leutkirch im Allgäu) im Büro des Gestalters und Designers Otl Aicher, der heute zu den prägendsten deutschen Gestaltern und Grafikdesignern des 20. Jahrhunderts gezählt wird. Aicher war mit Inge Scholl, der älteren Schwester von Hans und Sophie Scholl verheiratet und hatte bereits einige Erfolge als Künstler und Dozent für Visuelle Kommunikation an der selbst gegründeten Hochschule für Gestaltung Ulm. Er gilt als Wegbereiter des Corporate Designs und war 1967 bis 1972 Gestaltungsbeauftragter der Olympischen Spiele von München. In Rotis baute Aicher in den 1970er Jahren für seine Bürogemeinschaft einige Atelierhäuser. Zwei Jahre stand Georg Nickel bei ihm in Lohn und Brot.

Um 1974 wechselte Georg Nickel als  Grafiker zur „Schwäbischen Zeitung“ in Leutkirch, für die er drei Jahre lang Zeichnungen und Karikaturen anfertigte. Dort entdeckte ihn Albert Drexler, der als freier Mitarbeiter für Salamander die Lurchi-Hefte betreute. Mit dem Ruhestand des großen Lurchi-Zeichners Heinz Schubel 1972 war eine zeichnerische Zäsur erreicht, die von einigen Kapriolen wechselnder Zeichner der Heftreihe begleitet wurde. Drexler suchte eine neue Konstante, einen verlässlichen und festen Zeichner mit Geschick für Text und Illustration. Georg Nickel aber, der 1976 mit 26 Jahren noch sehr jung war und gerade erst begonnen hatte, als selbstständiger Grafiker auch für Agenturen zu arbeiten, traute sich die Rolle noch nicht zu. Die 1976 erschienenen drei Lurchi-Hefte reichte er an seinen Vater Friedrich Nickel weiter, der qualitativ hochwertige Arbeiten ablieferte. Parallel arbeitete er aber auch schon an seinem ersten Heft, das im Januar ’77 erschien.

Die Nachfolge des Vaters

Friedrich Johann Nickel (Lurchizeichner 1976)

Erst 1977 mit „Lurchi und der Flughafen“ legte Sohn Georg sein erstes Lurchi-Heft vor. Es folgten noch 15 weitere Hefte, die er ab 1979 im Wechsel mit piiit Krisp zeichnete. Im Unterschied zu Krisp, der mit Olaf Sveistrup arbeitete, textete Nickel selbst, schuf abenteuerliche, märchenhafte und zeitgenössische Themen, welche die Fantasie der Kinder beflügelten. Neben den Heften zeichnete er auch für etliche Lurchi-Werbemittel der 1970er verantwortlich wie die Schachtel für den Lurchi-Schlüsselanhänger, Lurchi-Fasermalstifte, Etiketten und Aufkleber für Schulranzen und Werbeprospekte, bis ab 1988 piiit Krisp die Reihe als alleiniger Zeichner übernahm. Nach rund zehn Jahren, sagte Nickel rückblickend einmal, hätten sich die Ideen für ihn auch im Kreis gedreht. Vielmehr war es aber auch so, dass seine schwankende Zeichenqualität bei den Verantwortlichen Unmut verursachte und zu Beschwerden geführt hatte. Auch die Zusammenarbeit mit Drexler hatte unter Nickels Umzug nach Ulm nach eigenen Angaben gelitten.

Für Nickel folgten drei Jahre Atelierleitung der Werbeagentur C.B.R. in Neu-Ulm-Thalfingen. In Ulm gründete er mit anderen Gesellschaftern zusammen die Firma Computer Design Service (CDS, später: „Marketeam“), das erste Computergrafikstudio in Ulm. Er hatte eine Ausbildungsberechtigung für Mediengestalter-Assistenten von der IHK Ulm und war ab 2001 freiberuflich für Kunden verschiedenster Branchen und Agenturen in Ulm tätig, darunter insbesondere die der Agentur Aksis. Seine Berufsausübung fiel ihm durch nachlassendes Augenlicht in den letzten Lebensjahren jedoch zunehmend schwer. Wie schon sein Vater litt er unter einer erblich bedingten Sehmuskelschwäche. Mit nur 65 Jahren verstarb er plötzlich und überraschend am 29. Juli 2015 in Senden.

Lurchi bei Georg Nickel

Wie sein Vater war auch Georg Nickel für die gesamte Heftgestaltung verantwortlich. Für jede Geschichte arbeitete er zunächst drei Themenvorschläge mit Inhaltsangaben aus, aus welchen die Verantwortlichen von Salamander eine Geschichte auswählten. Nickel textete in Reimform, fertigte Skizzen ab, die wiederum von Albert Drexler abgenommen werden mussten. Erst dann ging es in die Umsetzung, wobei Nickel Text-Manuskript und Zeichnungen lieferte. Die Schriftsetzung erfolgte im Auftrag der Firma Salamander. Seine Zeichnungen fertigte er als Schwarzweiß-Zeichnung an, die er dann auf Aquarellpapier übertrug und per Hand mit Aquarellfarben ausmalte. Dabei experimentierte er mit vielen Zeichenstilen und Schraffurarten. Auch mit verschiedenen Papierarten und Tuschefüllern und sogar Faserschreibern wechselte er experimentell hin und her. Im Wechsel mit den konstant einheitlichen und von Nickel sehr unterschiedlichen Zeichnungen Krisps entstanden hier viele Sprünge und Stilbrüche.

Als „grafische Odyssee“ bezeichnete der spätere Lurchi-Zeichner Dietwald Doblies einmal die Stilfindung und Launen Nickels (Vgl. Doblies 2013). In jedem Heft schien dieser neue Zeichenstile, Schraffuren und Designs auszuprobieren. Die schwankende Qualität brachte ihm viel Kritik von Fans und Schuhhändlern ein und mag letztlich zur Trennung von Nickel geführt haben. Dieser soll auch eingestanden haben, dass ihm die Arbeit, die eigentlich nicht seine Profession war, sehr schwer gefallen ist. Zeitgleich mit der Trennung von Nickel gab es einen Management-Wechsel bei Salamander, in dessen Zuge wohl auch Albert Drexler seinen Vertrag auflöste (Vgl. Fleischer 2011).


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Quellen und weiterführende Literatur

  • Eigene Sammlung und Recherchen
  • Georg Nickel: „Georg Nickel – Vita“, Website des Zeichners,  archiviert im Internet Archive mit Stand vom 11.11.2012; abgerufen am 09.01.2022
  • Südwest Presse: „Lurchi-Zeichner Georg Nickel gestorben“, Artikel vom 14.08.2015, archiviert im Internet Archive mit Stand vom 24.09.2015, abgerufen am 09.01.2022
  • Dietwald Doblies: „Georg Nickel – Die Nachfolgezeichner 4 (1977-88)“, Website des Zeichners (ca. 07/2013), abgerufen am 09.01.2022
  • Werner Fleischer: “Die Lurchi-Chronik Teil 4: Die beiden Nickels” in “Die Sprechblase” Nummer 222 (September 2011), S.68-70
  • Georg Nickel: “Mecki auf Stoff: Friedrich Johann Nickel” in “Stachelkopf – Zeitschrift des Mecki-Fanklubs Band 20” (2011), S. 14-15

Lange schallt’s im Walde noch:
Salamander lebe hoch!


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