Die Wanderausstellung „Magie Märchen Mutation“ des Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) von 2000 bis 2002, die unter anderem im Museum Forum der Völker – Völkerkundemuseum der Franziskaner in Werl gastierte, beschäftigt sich mit den Absonderlichkeiten aus 500 Jahren Tier-Mensch-Wesen von Sagen und Aberglaube über Märchen und Fabeln bis hin zu Tierversuchen und moderner Medizin, sowie den Werbefiguren der heutigen Zeit. Lurchi, den man hier zwischen rund 100 Ausstellungsstücken finden konnte, war gleich mehrfach vertreten. Die Ausstellung führte ihn und Hops als Schaufenster-Großfiguren und die gesamte Musikkapelle als Quietschfiguren.
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Lurchi und der Werwolf
Zwischen Fantasie und Perversion, zwischen Märchen-Idylle und NS-Rassenideologie wanderte diese Ausstellung durch 500 Jahre fantastische Tierwesen. Schon im Altertum soll es Mensch-Tier-Mischwesen wie Minotauren, Zentauren oder Meervolk gegeben haben. Die Ausstellung beginnt allerdings mit einem Gerichtsprozess aus dem 16. Jahrhundert, in dem ein Mann als Werwolf angeklagt wird. Es folgen verwunschene Frösche aus dem Märchen, Papiertheater mit Kalif Storch, Tagebücher eines Exorzisten von 1650. Darwins Evolutionstheorie führte dazu, dass man menschliche Embryos für Mischwesen hielt, die sich von der Kaulquappe über menschliche Vorstufen zum Menschen entwickelten. Man erfährt von menschlichen Zoos und Tiermenschen im Zirkus, von rassenideologischen Kreuzungsversuchen zwischen Mensch und Affe. Die NS-Rassenideologie schließlich begann mit der Vermessung von Schädeln und teilte in Herrenrasse und Untermenschen. Dunkle Kapitel der Menschheitsgeschichte, deren Gedankengut nicht nur auf Europa beschränkt war.

Blick ins Begleitbuch: Lurchi Ausstellungsstücke
Doch auch in der fantastischen Literatur kommen menschliche Tierwesen immer wieder vor: Sei es die Rückkehr der einstmals gefürchteten Werwölfe, der blutsaugende Graf Dracula oder die mutierten Marvel- und DC-Comichelden mit tierischen Eigenschaften. Nicht zuletzt treten besonders in Kinderbüchern, Fabeln und Comics auch vermenschlichte Tiere auf – von Dagobert Duck und Micky Maus bis hin zu Hörzu-Redaktionsigel Mecki, Märchen-Bilderbögen wie Schneeweisschen und Rosenrot. Unter den Werbehelden war es insbesondere Lurchi, der im kollektiven Kindheitsgedächtnis der Deutschen Bundesbürger hängengeblieben ist. Den Lurch von Salamander und seine Freunde führt die Ausstellung in gleich mehreren Varianten: als Großfiguren und in der seltenen Quietschfigurenserie als Musikanten-Kapelle.
„Magie Märchen, Mutation“ für Sammler
Zur Ausstellung ist im Jahr 2000 ein illustriertes Büchlein mit dem Titel „Magie Märchen Mutation: Tier-Mensch-Wesen und die neuzeitlichen Wissenschaften“ erschienen, welches herausgegeben von Kenan Holger Irmak in 60 Schwarz-Weiß-Abbildungen auf 132 Seiten die Ausstellung begleitete. Der damalige Ausgabepreis lag bei 15 DM, später 7,50 Euro. Das Begleitheft ist heute nur noch antiquarisch erhältlich und wird für etwa 15 bis 30 Euro gehandelt. Lurchi von Salamander findet in der Ausstellungsbroschüre dabei nur zweimal Erwähnung. Im einführenden Vorwort des Ausstellungskataloges, der durchaus an ein wissenschaftliches Fachbuch heran reicht, findet sich in der Einleitung, in der es unter anderem um Wesen geht, die zwischen Mensch und Tier stehen und die uns aus der Werbung von Bärenmarke und Salamander bestens bekannt sind. Bebildert ist dieses Kapitel mit dem Wesen Jar Jar Binks aus den Star Wars Filmen, denn auch in der Science Fiction wird oft auf humanoide Tierwesen zurückgegriffen, um Außerirdische darzustellen. Ein ganzes Kapitel von Hans-Michael Kirstein befasst sich mit der „Normalität der Anderswelten – Erzähl- und Formvarianten von Hybridwesen im fantastischen Comic“. Darin geht es jedoch in erster Linie um Flash Gordon, die Comicbücher des EC-Verlages und die Comicabenteuer um Luc Orient, sowie die Valérian-Geschichten und einige mehr.

Presse-Bild zur Ausstellung (Foto / Copyright: LWL)
Werbecomics und Werbefiguren wie Lurchi, Mecki, Summsi & Co finden hierbei keine Beachtung und kommen auch sonst in dem dennoch sehr lesenswerten Katalog quasi nicht vor. Die schwarzweiße bzw. monochrome Abbildung der Ausstellungsstücke aus dem Lurchi-Mechandise ziert allerdings die Danksagungsseite des Buches und wurde auch im Pressematerial exponiert als Kommunikationsmittel verwendet. Gerade deshalb ist das Buch unter Lurchi-Sammlern auch sehr gesucht.
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Ausstellung des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe
Die Ausstellung „Magie Märchen Mutation“ des LWL-Museumsamtes wurde vom 27.Juli bis 23. September 2001 im Museum Forum der Völker – Völkerkundemuseum der Franziskaner und vom 30. November 2001 bis 27. Januar 2002 im Museen im Marstall – Naturkundemuseum Paderborn-Schloß Neuhaus gezeigt. Der LWL ist ein Kommunalverband, der Aufgaben für Städte und Kreise in Westfalen-Lippe übernimmt, welche die Kommunen nicht alleine leisten könnten. Mit rund 18.000 Beschäftigten setzt er sich intensiv für Inklusion und Kultur in Westfalen-Lippe ein, fördert Kulturinstitutionen und -projekte, sowie den kulturellen Austausch. Er betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren.
Quellen und weiterführende Literatur
- Eigene Sammlung und Recherchen
- Kenan Holger Irmak / Museum Haus Martfeld / Westfälisches Museumsamt Münster: „Magie, Märchen, Mutation – Tier-Mensch-Wesen und die neuzeitlichen Wissenschaften“ (2000), Verlag Landschaftsverband Westfalen-Lippe, Westfälisches Museumsamt, ISBN 978-3927204522
- Landschaftsverband Westfalen-Lippe: „Schön und schaurig, fantasievoll und fatal, niedlich und niederträchtig – LWL präsentiert Wanderausstellung ‚Magie Märchen Mutation‘ in Werl“, Pressemitteilung vom 25.07.01 auf der Website es Verbandes, angerufen am 06.03.2021
- Links zum Museum: Museum Forum der Völker | Kunstmuseum im Marstall
Lange schallt’s im Walde noch:
Salamander lebe hoch!
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