Das Lexikon der Gartenzwerge von Etta Bengen ist ein umfangreiches Buch für Nanologen und Zwergenfreunde, das im Komet Verlag erschienen ist. In dem Lexikon werden Porträts von über 100 verschiedenen Gartenzwergen vorgestellt, die verschiedene Zwergentypen repräsentieren. Diese reichen von Tätigkeiten und Berufen wie Anglern über Gärtner und Genießer bis hin zu Metzgern, Musikern, Politikern und Moderatoren. Daneben gibt es viele Hintergrundinformationen über die Geschichte des Gartenzwerges in Deutschland. Dabei geht das Buch unter anderem auch auf Zwerge in der Populärkultur und in der Werbewirtschaft ein. Im Rahmen dieser Einlassung erwähnt das Lexikon auch Zwerg Piping aus Lurchis Freundeskreis und die Werbefiguren der Salamander-Schuhgeschäfte.
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Das Lexikon beginnt mit einer umfassenden Einführung, in der die Produktionstechniken, die wichtigsten Hersteller, die verwendeten Materialien, die Größen und andere Besonderheiten der Gartenzwerge erklärt werden. Leser erfahren auch mehr über die Geschichte des Gartenzwergs und wie er als Serienprodukt von den Thierköpfern, Tier-Skulpteuren, Philipp Griebel und August Heissner in Gräfenroda erfunden wurde und seinen weg bis nach Japan fand. Die Autorin geht auf die Historie der Zwerge im Mirabelgarten in Salzburg und deren zeichnerische Vorbilder bei den Karikaturen von Jaques Callot ein. Im umfangreich bebilderten Lexikon werden außerdem viele einzelne Zwerge detailliert beschrieben und mit farbigen Illustrationen und Fotos begleitet. Jedes Zwerg-Porträt enthält Informationen über das Aussehen und die Herkunft des Zwerges, seite Typologisierung, sowie eventuelle Besonderheiten oder Eigenheiten. Das Lexikon bietet einen umfassenden Überblick über die Zwergenwelt in unseren Gärten und ist nicht nur für diejenigen interessant, die sich ausführlich mit dem Thema Gartenzwerge beschäftigen wollen. Es ist auch unterhaltsam und leicht zu lesen, was es zu einem idealen Nachschlagewerk für Gartenzwerg-Liebhaber jeden Alters macht.
Lurchi, Piping und Salamander im Lexikon

Etruria Gartenzwerge, Reklame 1909
Im Rahmen der Einführung zu den verschiedenen Gartenzwerg-Typen schreibt Bengen im Kapitel „Der Gartenzwerg in der Werbung“ über die 1992er Sonderausstellung „Typisch deutsch. Werbezwerge – Werberiesen“ im Gartenzwergmuseum in Rot am See.
Von 1886 und der Firma Etruria soll eine der ältesten Gartenzwerg-Reklamen stammen. Drei unterschiedliche Modelle ab einer Größe von 75 cm wurden dort beworben für einen Preis von 90 Mark, damals grob dem doppelten Jahresgehalt eines Knechts. Spannend ist hier sicher auch die Erwähnung der Firma Otto Kind, die Gartenzwerge aus Terrakotta als Schaufensterfiguren konzipierte, die bei der Verkaufsförderung von Kolonialwagen mithelfen sollten. Beliebt waren auch Zwerge mit Schweinen in Fleischereien. Auch auf Reklamemarken der Zeit finden sich viele Zwerge, was das Lexikon jedoch unerwähnt lässt. Schließlich aber kommt die Autorin auf die Werbezwerge unserer heutigen Zeit und nennt neben den Zwergen in den Kinder Überraschungseiern, deren Idee sie auf die Magarine-Figuren der Nachkriegszeit zurückführt, auch die Figuren der Firma Salamander.
Leider liefert Etta Bengen im Lexikon sehr viele falsche und ungenaue Fakten. Der Text behauptet beispielsweise, es habe bei Salamander erst ab 1940 Kinderschuhe gegeben (dies gilt nur für Kinderschuhe bis hin zu den kleinsten Größen) und die Lurchi-Hefte seien von 1932 bis 1939 erschienen (korrekt wäre 1936/37 bis 1939). Auch die Neuauflage der Hefte ist mit 1946 falsch datiert (korrekt ist 1950). Darüber kann man hinweg sehen, zumal Piping (leider in Falschschreibweise „Pippin“) als Lurchis Freund und als Hartplastikfigur genannt und in den spannenden, bisher so nicht gesehenen Kontext des Gartenzwergs gestellt wird. Immerhin der Zeichner wird mit Heinz Schubel richtig benannt. Über Lurchis restlichen Freundeskreis schweigt sich das Gartenzwerg-Lexikon aus und auch ein Bild von Piping ist den Lesern leider nicht vergönnt. Trotz der vielen Fehler ist die Nennung des Salamander-Zwerges ein wichtiger Beitrag zur Anerkennung Pipings als sammelwürdige und eigenständige Figur, die mehr als nur ein Freund Lurchis ist und eine sachliche Befassung vollkommen rechtfertigt.
Nach den Kategorisierungen des Lexikons der Gartenzwerge einige Kapitel zuvor, dürften die Piping-Werbefiguren übrigens auch im Garten stehend als „unbeseelt“ gelten. In der Unterscheidung beseelter und unbeseelter Zwerge, haben nur diejenigen eine Seele, die 68 Zentimeter Größe nicht überschreiten und zugleich aus Keramik, Ton oder Gips statt aus Kunststoff sind. Insgesamt bietet das Lexikon der Gartenzwerge von Etta Bengen noch eine Fülle an Informationen wie diese, viele Bilder und eine gute Unterhaltung für alle, die sich für Gartenzwerge interessieren. Es ist ein umfassendes Nachschlagewerk, das die Zwergenwelt in unseren Gärten auf eine unterhaltsame und informative Weise erkundet.
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Die Geschichte der Gartenzwerge
Die Geschichte der Gartenzwerge reicht bis ins 17. Jahrhundert zurück. Etwa aus dem Jahr 1690 stammen die ältesten noch erhaltenen Marmorskulpturen mit Zwergenabbildungen. Ursprünglich wurden die Miniaturwesen, die an griechische und germanische Sagen- und Märchengestalten erinnerten, vor allem in Schlossgärten als Dekoration aufgestellt. Durch die Aufklärung um das Jahr 1800 gerieten die Skulpturen in den Gärten des Adels in die Kritik. Trotzdem strebten sie einen Siegeszug in den Gärten an. Das Lexikon der Gartenzwerge beginnt auch sogleich mit einer Schilderung Goethes in seinem Versepos „Herrmann und Dorothea“ von 1797:
So war mein Garten auch in der ganzen Gegend berühmt, und
Jeder Reisende stand und sah durch die roten Staketen
Nach den Bettlern von Stein und nach den farbigen Zwergen.
Das Lexikon sieht in diesem Zwerg ein Unikat, das Goethe besessen haben könnte, und datiert die Geburtsstunde des modernen Gartenzwergs auf das Jahr 1880, wo im thüringischen Gräfenroda erstmals eine serielle Fertigung der Mini-Skulpturen stattfand. Sogenannte „Gnömchenmacher“ stellten damals die „Gnome“ genannten Gartenzwerge her. Anfangs waren sie eine Angelegenheit für die finanziell bessergestellten, da sich erst nach dem zweiten Weltkrieg auch die unteren Einkommensschichten Gartenschmuck leisten konnten. Die Popularität der Gartenzwerge begann im 20. Jahrhundert zu wachsen, als sie immer häufiger als Dekorationen in Gärten und Parks aufgestellt wurden. Die Hersteller begannen, sie in verschiedenen Posen und mit unterschiedlichen Gesichtern und Outfits anzubieten, um den verschiedenen Geschmäckern und Bedürfnissen ihrer Kunden gerecht zu werden.
Im Laufe der Jahre wurden die Gartenzwerge immer beliebter und die Hersteller begannen, sie aus verschiedenen Materialien herzustellen. Marmor, Zement und später insbesondere Kunststoff wurden verwendet, um Gartenzwerge herzustellen, die robuster und langlebiger waren als frühe Ton-Modelle. Heute sind Gartenzwerge ein beliebtes Accessoire in Gärten auf der ganzen Welt. Sie werden als Dekorationen, Blumenhocker und sogar als Geschenke verwendet. Obwohl sie in vielen Formen und Größen erhältlich sind, haben sie ihre menschlichen Gesichter und kleinen Hüte behalten und sind immer noch ein beliebtes Symbol für den Garten.
In den letzten Jahren haben sich auch die Themen und Designs der Gartenzwerge verändert. Es gibt heute Gartenzwerge, die als Berufe, Tiere oder sogar Fantasiewesen dargestellt werden. Trotz ihrer Veränderungen bleiben Gartenzwerge ein festes Element in vielen Gärten und sind ein Zeichen für die Freude, die ein Garten bereiten kann.
Nanologie
Die Nanologie, auch bekannt als Gartenzwergkunde, ist ein interdisziplinäres Fachgebiet, das sich mit der Lehre von den Gartenzwergen, deren Erforschung und Nutzung beschäftigt. Die Nanologie befasst sich mit verschiedenen Aspekten von Gartenzwergen, darunter ihre Historie, Klassifizierung, Beschaffenheit und kulturelle Einflüsse, die sich in der Beschaffenheit der Zwerge widerspiegeln. Die teils populärwissenschaftliche Forschungsdisziplin wird dabei oft leidenschaftlich gepflegt. Die Klassifizierung von Gartenzwergen beinhaltet beispielsweise die Unterscheidung verschiedener Gartenzwerg-Typen und -Größen. Gartenzwerge werden auch nach ihren Materialien, wie zum Beispiel Ton, Kunststoff oder Marmor, und ihrem Aussehen und ihrer Darstellung klassifiziert. Die Beschaffenheit von Gartenzwergen umfasst ihre physischen Eigenschaften, Materialeigenschaften und Widerstandsfähigkeiten gegen Wind und Wetter. Randgebiete der Nanologie befassen sich allerdings auch mit der Gnomenkunde in einem fiktionalen Rahmen.
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Quellen und weiterführende Literatur
- Etta Bengen: „Lexikon der Gartenzwerge“ (2007), Komet Verlag (Köln), ISBN-13 978-3-89836-608-3, 288 Seiten, hier: S. 41-42
Lange schallt’s im Walde noch:
Salamander lebe hoch!
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© Alle Abbildungen sind, soweit nicht anders gekennzeichnet, eigene Fotografien. Das Urheberrecht an der Gestaltung der abgebildeten Objekte liegt bei ihren jeweiligen Illustrator:innen und Produktgestalter:innen, die nach Möglichkeit und bester Kenntnis genannt werden. „Salamander“ und „Lurchi“ sind lange eingetragene Warenzeichen der Salamander AG und Salamander GmbH gewesen. Das Copyright der Illustrationen liegt bei Salamander, bzw. hinsichtlich der Lurchi-Bücher beim Esslinger Verlag. Lurchi ist seit 2023 eine Marke von Supremo.
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